In Alaska steht ein wegweisendes Treffen auf dem Programm: Erstmals seit Beginn des Ukraine-Kriegs wollten sich der amerikanische und der russische Präsident treffen.
Dieser Ort atmet Geschichte. Von der Elmendorf Air Force Base in Alaska horchten die Amerikaner im Kalten Krieg in die Sowjetunion hinein. Am Freitag (Ortszeit) wollte Donald Trump dort Wladimir Putin „zuhören“. Denn auf dem Luftwaffenstützpunkt war ein amerikanisch-russisches Gipfeltreffen geplant.
Die Zusammenkunft hatte noch nicht begonnen, da wurde sie bereits als „historisch“ bezeichnet. Denn Putin war letztmals 2007 auf Einladung Washingtons in den USA. Und seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine im Februar 2022 hat es überhaupt kein amerikanisch-russisches Präsidenten-Treffen mehr gegeben.
Zunächst steht in der Militärbasis nahe Anchorage, der größten Stadt Alaskas, ein Vier-Augen-Gespräch zwischen Trump und Putin auf dem Programm, danach ein Treffen mitsamt der Delegationen und zum Abschluss eine Pressekonferenz.
Auch Trump spielt mit der Aufmerksamkeit. „Es steht viel auf dem Spiel“, postete Trump in Anspielung auf den Ukraine-Krieg und setzte hinter die Nachricht drei Rufzeichen. An Bord der Air Force One, auf dem Flug nach Alaska, versicherte Trump dann gegenüber Journalisten, keine Vereinbarungen mit Putin ohne die Ukrainer zu treffen. Ob er sich am Ende daran halten wird, steht freilich auf einem anderen Blatt.
„Nie wieder russisch!“
Vor Beginn des Treffens gab es Proteste. In Anchorage, vor der malerischen Kulisse der Chugach Mountains, demonstrierten hunderte Gegner von Putins Angriffskrieg. Auf einem Plakat stand: „Selenskij sollte hier sein.“ Der ukrainische Präsident machte kurz vor Gipfelbeginn allerdings von sich reden. „Es ist Zeit, diesen Krieg zu beenden“, erklärte er in einer Online-Botschaft. Die nötigen Maßnahmen müsse Russland ergreifen. Und: „Wir zählen auf Amerika.“
Ein anderes Transparent trug die Aufschrift: „Alaska und Ukraine – nie wieder russisch!“ Eine Anspielung darauf, dass nicht nur die ehemalige Sowjetrepublik Ukraine, sondern auch Alaska eine russische Vergangenheit hinter sich hat. Die Amerikaner hatten das riesige Gebiet 1867 den Russen zum damaligen Schnäppchenpreis von 7,2 Millionen US-Dollar abgekauft.
Abgeschirmte Militärbasis
Der Protest in Anchorage dürfte allerdings kaum bis zu den Gipfelteilnehmern vordringen. Der Luftwaffenstützpunkt liegt etwas außerhalb der Stadt und wird naturgemäß ganzjährig streng bewacht. Auch deshalb eignet er sich für die kurzfristige Ausrichtung des Gipfels. Die Abgeschiedenheit der Basis illustrierten diese Woche übrigens Bilder eines Bären, der durch die Wälder direkt neben dem Eingang zur Militärbasis streift.
Alaska-Reise: Trump geht an Bord der Air Force One. Getty Images / Andrew Harnik
Auch der „russische Bär“ war am Freitag mit einer prominenten Delegation präsent. Am Gipfel sollen auch Außenminister Sergej Lawrow, Verteidigungsminister Andrei Beloussow sowie Präsidentenberater Jurij Uschakow teilnehmen. Letzterer ist einer der wichtigsten Einflüsterer Putins in außenpolitischen Fragen. Auch Finanzminister Anton Siluanow und Kirill Dmitrijew, der Leiter des staatlichen russischen Anlagefonds, stehen sauf der Gästeiste.
Dmtrijew hat an der US-Eliteuni Stanford studiert. Laut „Guardian“ dürfte eine Aufgabe des 50-Jährigen darin bestehen, Trump mit der Aussicht auf große Infrastruktur- und Wirtschaftsprojekte, etwa in der Arktis, zu locken. Finanzminister Siluanow wiederum kommt auch immer ins Spiel, wenn es um Sanktionen und deren Folgen geht. Ihm fiel bisher die Aufgabe zu, die russische Wirtschaft vor den härtesten Folgen der internationalen Strafmaßnahmen abzuschirmen.
Imago / Sergei Bulkin
Lawrows CCCP-Pullover
Außenminister Lawrow setzte übrigens gleich nach der Ankunft in Anchorage eine gezielte Provokation, indem er unter der dunklen Daunenjacke einen weißen Pullover mit der Aufschrift „CCCP“ (Sowjetunion) trug. Lawrows Chef, Wladimir Putin, bezeichnete den Zerfall der Sowjetunion bekanntlich einmal als größte geopolitische Katastrophe des 20. Jahrhunderts. (strei/ag)