Der ukrainische Präsident Wolodymyr Zelensky, der französische Präsident Emmanuel Macron und der britische Premierminister Keir Starmer gehen durch das Zentrum von Kiew.

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Krisengipfel um die Ukraine: Europa stemmt sich gegen Trumps Blitz-Deal mit Putin – und stärkt Selenskyj den Rücken.

Die Staats- und Regierungschefs Europas konzentrieren ihre Bemühungen darauf, welche Sicherheitsgarantien sie der Ukraine bieten können. Ziel ist es sicherzustellen, dass jede Vereinbarung mit Russland auch eingehalten wird. Dies berichtet die Nachrichtenagentur Bloomberg.

Koalition der Willigen plant Videokonferenz

Vertreter der sogenannten Koalition der Willigen, einer Gruppe von Verbündeten Kiews, planen für Sonntag demnach eine Videokonferenz. Dort wollen sie einen Plan ausarbeiten, wie die Ukraine langfristig geschützt werden kann. Sie sind skeptisch, dass eine schnelle Friedensvereinbarung erzielt werden kann und bezweifeln, dass der russische Präsident Wladimir Putin überhaupt eine solche Vereinbarung anstrebt.

Der französische Präsident Emmanuel Macron, der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz und der britische Premierminister Keir Starmer werden an dem virtuellen Treffen teilnehmen. Sie wollen mithilfe der USA robuste Sicherheitsgarantien für die Ukraine erreichen und die Möglichkeit haben, bei Bedarf den Druck auf Moskau zu erhöhen.

Ein europäischer Regierungsvertreter sagte gegenüber Reuters:

Sie werden darlegen, was sie in Bezug auf Sicherheitsgarantien für wesentlich halten: was sie selbst tun können, was Aufgabe der Koalition der Willigen ist und was sie von den Vereinigten Staaten erwarten. Sie erwarten in der Tat ein sehr robustes Engagement.

Trump drängt auf schnellen Deal – ohne Waffenstillstand

US-Präsident Donald Trump drängt hingegen auf eine schnelle Friedensvereinbarung zwischen Kiew und Moskau. Er teilte den europäischen Staats- und Regierungschefs am Samstag nach seinen Gesprächen mit Putin in Alaska in einem Telefonat mit, dass er bereit sei, sich an Sicherheitsgarantien mit Europa zu beteiligen, solange diese nicht die Nato betreffen, berichtete Bloomberg zuvor.

Trump deutete an, dass Putin mit einer solchen Vereinbarung einverstanden sei. Er sagte, er werde sich am Montag zunächst mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj treffen und dann versuchen, Putin und Selenskyj zu einem Dreiertreffen zusammenzubringen.

Trumps Haltung zum Krieg schwankte in den vergangenen Wochen stark. Während er monatelang die Ukraine für den Konflikt verantwortlich gemacht hatte, äußerte er sich im Vorfeld des Gipfels kritischer gegenüber Putin. Nach mehreren Stunden Treffen mit Putin in Alaska ruderte Trump jedoch zurück, verzichtete auf die Forderung nach einer sofortigen Waffenruhe und erklärte erneut, es liege an der Ukraine, die Kämpfe zu beenden.

Putin fordert Abtretung des Donbass

Laut Medienberichten soll Putin im Gegenzug für ein Friedensabkommen die vollständige Abtretung der Donbass-Region (Donezk und Luhansk) an Russland fordern. Selenskyj lehnt eine Abgabe dieser Gebiete jedoch strikt ab. Russland kontrolliert bereits etwa 20 Prozent der Ukraine, darunter große Teile von Donezk.

Das britische Verteidigungsministerium schätzt laut Bloomberg, dass Russland über vier Jahre bräuchte und Millionen zusätzliche Opfer riskieren würde, um alle annektierten Regionen vollständig zu erobern.

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Europa will Ukraine den Rücken stärken

Um zu verhindern, dass Trump zu großzügige Zugeständnisse an Putin macht, wollen führende europäische Politiker Selenskyj bei seinem Treffen mit Trump in Washington den Rücken stärken. Bundeskanzler Friedrich Merz wird, laut einem Bericht der Bild-Zeitung, Selenskyj am Montag nach Washington begleiten, ebenso wie EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und weitere europäische Staats- und Regierungschefs.

Es gibt zudem Pläne, heißt es bei Politico, den finnischen Präsidenten Alexander Stubb, der enge Beziehungen zu Trump pflegt, zusammen mit Selenskyj nach Washington zu entsenden. Die Idee dahinter ist, dass Stubb dazu beitragen kann, Spannungen zwischen Trump und Selenskyj zu vermeiden.

Trotz der Bemühungen sind viele Europäer besorgt über die Richtung, in die die Verhandlungen gehen. Sie befürchten, dass die Ukraine unter Druck geraten könnte, schmerzhafte Zugeständnisse zu machen. Die internationale Diplomatie steht vor einem heiklen Balanceakt – ein potenzielles Friedensabkommen könnte in Sichtweite rücken, aber nur um den Preis schwerer territorialer Verluste für die Ukraine.