Wer in Europa unterwegs ist, zahlt für den Zug oft deutlich mehr als für das Flugzeug – obwohl dessen CO₂-Bilanz laut einer am Donnerstag veröffentlichten Studie von Greenpeace bis zu 80-mal schlechter ausfallen kann.

Nur bei 39 Prozent der grenzüberschreitenden Strecken – von insgesamt 109 Verbindungen zwischen 31 Ländern – war der Zug günstiger als das Flugzeug. Das geht aus dem Bericht hervor, in dem die Preise jeder Verbindung an neun unterschiedlichen Tagen analysiert wurden. Die Untersuchung berücksichtigte dabei drei Zeitpunkte der Buchung: wenige Tage, einen Monat und drei Monate vor Reiseantritt.

Im Detail waren von den 109 analysierten Verbindungen nur 43 an mindestens sechs der neun untersuchten Tage mit dem Zug günstiger, während 59 Verbindungen an mindestens sechs dieser Tage mit dem Zug teurer waren.

Zugfahrten in und nach Frankreich fast immer teurer

Zwischen den europäischen Ländern gibt es große Unterschiede. Am teuersten ist die grenzüberschreitende Bahnfahrt im Vergleich zum Fliegen in Frankreich: Bei 95 Prozent aller analysierten Verbindungen von und nach Frankreich war der Zug an mindestens sechs der neun Tage teurer. In Spanien lag dieser Anteil bei 92 Prozent, im Vereinigten Königreich bei 90 Prozent und in Italien bei 88 Prozent.

Weiter unten im Ranking liegt Belgien, wo bei 60 Prozent der Verbindungen der Zug teurer ist. In Deutschland trifft das auf 48 Prozent der Verbindungen zu. In den Niederlanden liegt der Anteil bei lediglich 22 Prozent, in Polen bei nur elf Prozent – und in Slowenien sowie Litauen gab es sogar keine einzige Verbindung, bei der der Zug mehr kostete als das Flugzeug.

„Gemischtes Bild“ in Luxemburg

Fünf Verbindungen von und nach Luxemburg wurden analysiert. Ausgangs- beziehungsweise Endpunkte waren die Städte Hamburg, Amsterdam, Zagreb, Barcelona und Mailand. Damit liegt das Großherzogtum im Mittelfeld – bei 40 Prozent der Strecken war der Zug überwiegend teurer, bei weiteren 40 Prozent überwiegend günstiger.

„Die Analyse der Verbindungen von und nach Luxemburg zeigt ein gemischtes Bild“, stellen die Autorinnen und Autoren der Studie fest. „Ob Flug oder Zug günstiger ist, hängt stark vom jeweiligen Zielland ab“, erklären sie.

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Verbindungen aus Deutschland und in die Niederlande sind mit dem Zug deutlich günstiger. Bei drei Kurzstrecken ab Amsterdam kostet der Flug sogar mehr als das Fünffache des Zugtickets (262 Euro gegenüber 51 Euro).

Für die Verbindung Zagreb–Luxemburg hängt es ganz vom Reisetag ab, welches Verkehrsmittel günstiger ist – es gibt keinen Direktflug, und die Zugreise erfordert zwei Umstiege.

Luxemburg–Mailand: 11,6-mal teurer mit dem Zug

Die Verbindungen nach Spanien und Italien sind hingegen durchgehend mit dem Zug teurer. Den größten Preisunterschied zwischen Zug und Flug stellte Greenpeace auf der Strecke Luxemburg–Mailand fest: Bei einer Reise durchschnittlicher Dauer kostete der Zug 11,6-mal mehr als der Flug – 214 Euro gegenüber 18,49 Euro mit easyJet.

Zwar wurde keine Verbindung zwischen Luxemburg und dem Vereinigten Königreich analysiert, doch laut den Studienautorinnen und -autoren ist es „wahrscheinlich, dass die Zugreise teurer ist als der Flug“ – vor allem wegen der sehr niedrigen Preise, die Ryanair üblicherweise für Flüge nach London anbietet.

Leicht positive, aber zu langsame Tendenz

Insgesamt stellt Greenpeace jedoch eine „leicht positive Tendenz“ im Vergleich zu einer ähnlichen Analyse aus dem Jahr 2023 fest: Der Anteil der Verbindungen, bei denen der Zug günstiger ist als das Flugzeug, ist gestiegen.

Diese Verbesserung sei auf mehr Direktverbindungen im Bahnverkehr und auf den Rückgang extrem günstiger Umsteigeverbindungen über Billigflughäfen wie London und Dublin zurückzuführen.

„Die Entwicklung verläuft jedoch zu langsam, und es braucht eine vollständige Neugestaltung des Preissystems, um der Klimakrise wirksam zu begegnen und den Zug flächendeckend günstiger zu machen als das Flugzeug“, so Greenpeace.

Europäische Steuerpolitik begünstigt das Fliegen

Greenpeace nennt mehrere Ursachen – und ebenso viele Stellschrauben –, die erklären, warum der Zug oft nicht wettbewerbsfähig ist.

„Obwohl sich die Klimakrise zuspitzt, bevorzugt das europäische Steuersystem weiterhin das umweltschädlichste Verkehrsmittel“, sagt Herwig Schuster, Kampagnenverantwortlicher bei Greenpeace Europa. „Die Luftfahrt genießt ungerechtfertigte steuerliche Vorteile, während Bahnreisende das Nachsehen haben. Diese Preise spiegeln keinen funktionierenden Markt wider – sie sind das Ergebnis eines manipulierten Systems.“

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Greenpeace nimmt dabei vor allem Billigfluggesellschaften wie easyJet, Ryanair, Wizz Air und Vueling ins Visier – und deren „aggressive und unfaire Preispolitik“. So etwa bei der Verbindung Luxemburg–Mailand mit easyJet oder bei der Strecke Barcelona–London, die den größten Preisunterschied der gesamten Analyse aufweist: 14,99 Euro für ein Flugticket von easyJet gegenüber 389 Euro für ein Zugticket bei einer mittellangen Reise – also bis zu 26-mal teurer, obwohl beide Reisen am selben Tag stattfinden.

Diese Dumpingpreise seien nur möglich, weil Flugtreibstoffe nicht besteuert werden und internationale Flugtickets von der Mehrwertsteuer befreit sind. „Gleichzeitig zahlen Bahnunternehmen oft den vollen Mehrwertsteuersatz, leiden unter steigenden Energiepreisen und hohen Trassengebühren“, merkt Greenpeace an.

Greenpeace fordert deshalb eine faire Besteuerung von Flug- und Bahnverkehr – beginnend mit einer Steuer auf Geschäfts- und Erste-Klasse-Flüge sowie der Abschaffung der Mehrwertsteuer auf internationale Zugtickets.

Kommt ein europaweites Bahnticket-System?

Die Umweltorganisation bringt auch die Idee eines einheitlichen europäischen Bahnticket-Systems ins Spiel. Dieses soll es Reisenden ermöglichen, ein einziges günstiges Ticket für die gesamte Strecke zu kaufen – statt wie bisher mehrere, oft teurere Teilstreckentickets zu benötigen.

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Zudem spricht sich Greenpeace für die Einführung sogenannter „Klimatickets“ aus – günstiger Pauschalabos, die sowohl im nationalen als auch im grenzüberschreitenden öffentlichen Verkehr gelten.

„Jede Strecke, auf der das Flugzeug billiger ist als der Zug, ist ein politisches Versagen“, sagt Herwig Schuster. „Wir können es uns nicht leisten, das klimaschädlichste Verkehrsmittel weiter zu belohnen. Europa muss den Zug zur günstigsten und einfachsten Option machen – und nicht zur letzten Wahl.“

Wat leeft dëse Weekend?

Jeden Donnerstag Empfehlungen für die besten Kultur-, Gastronomie- und Freizeitaktivitäten in Luxemburg.

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Dieser Artikel erschien zuerst bei „Virgule“. Er wurde mit KI-Tools übersetzt, die aus Daten von menschlichen Übersetzungen lernen, und von Jörg Tschürtz redigiert.