Berlin – Gestartet mit dem Versprechen, den Abstieg des Landes zu stoppen, wollte die neue Bundesregierung bis zum Sommer eine „spürbare Stimmungsverbesserung“ erreichen. Doch eine ganze Riege an Top-Experten macht jetzt in drastischen Worten klar, wie es um das Land bestellt ist.

Die Chefökonomen großer Banken und Vermögensverwalter haben mit „The Pioneer“ (gehört wie BILD zu Axel Springer) gesprochen.

Ihr Urteil ist eindeutig! Deutschland braucht Reformen!

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► Jörg Krämer (59), Chefvolkswirt der Commerzbank, erinnert Deutschland an „dem durch viele Schnüre gefesselten Gulliver aus dem Roman von Jonathan Swift.“

Den dringend nötigen „Neustart in der Wirtschaftspolitik“ kann er nicht erkennen. Stattdessen befände sich das Land noch immer im Fesselgriff aus hohen Steuern, teurer Energie, schlechter Infrastruktur und einer hohen Bürokratielast.

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► Für Michael Heise (68), Chefökonom von HQ Trust ist Deutschland „wie ein Frachtschiff, das seinen Anker hinter sich her schleift und rechts und links überholt wird.“ Trotzdem sieht er auch Positives: „Immerhin wird Deutschland international wieder wahrgenommen“, so Heise.

► Für Moritz Kraemer (59), Chefvolkswirt bei der LBBW, ähnelt Deutschland dagegen einem „leicht angerosteten VW Golf 2, dessen TÜV-Zulassung jedes Mal knapper wird.“

Er kritisiert die Aufweichung der Schuldenbremse, wodurch der Staat weiter prassen könne, statt konsequent zu investieren. Es gelte jetzt, sich „münchhausenhaft selbst aus dem Sumpf zu ziehen“. Dafür sei es aber nötig, „dass man die Realitäten schonungslos anerkennt.“

► Axel Angermann (57), Chefvolkswirt des Vermögensverwalters Feri, vergleicht die deutsche Wirtschaft mit einem „leistungsfähigen, aber rostenden Schiff in schwerer See“.

Auch er stellt fest: „Noch immer scheut man sich, der Mannschaft klar zu sagen, wie die Lage ist und welcher Anstrengungen es bedarf, um das Schiff wieder in ruhigere Gewässer lenken zu können.“

US-Zölle verstärken Abwärtstrend

Zu den vielen hausgemachten Problemen kommt noch die knallharte Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump (79) obendrauf.

► Laut Edgar Walk (53), Chefökonom von Metzler Asset Management, drohe angesichts des neuen Zolldeals zwischen den USA und der EU ein Rückgang der deutschen Exporte in die USA von etwa 20 Prozent.

► Auch Christian Keller, Chefökonom von Barclays, glaubt, dass sich die Zölle in den nächsten Quartalen weiter negativ auswirken werden. Im ersten Quartal – vor den US-Zöllen – habe es noch ein „Frontrunning“ gegeben, also das Vorziehen von Exporten, um noch zu günstigen Konditionen die Lager zu füllen. Das habe die Exportproduktion zunächst angekurbelt, im zweiten Quartal sei dieser Effekt jedoch bereits schwächer gewesen.