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Mehrere Ehec-Fälle wurden in Deutschland gemeldet – vor allem Kinder sind betroffen. Bei einem Ausbruch in Belgien starben Menschen, Behörden sind alarmiert.

Schwerin – In Mecklenburg-Vorpommern kämpfen derzeit 17 Menschen, überwiegend Kinder, mit Ehec-Infektionen. Mehrere der betroffenen Kinder benötigen intensivmedizinische Betreuung. Parallel dazu erkrankten in belgischen Seniorenheimen etwa 20 Personen an denselben Bakterien, mindestens vier von ihnen verstarben. Die Infektionsquellen bleiben in beiden Fällen bislang im Dunkeln.

2011 rollte eine verheerende Ehec-Welle durch Deutschland – aktuelle Fälle sollen nun geklärt werden.

2011 rollte eine verheerende Ehec-Welle durch Deutschland – aktuelle Fälle sollen nun geklärt werden. © Matthias Bein/picture alliance/dpa

Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie, Tobias Tenenbaum, sieht die Situation differenziert: „Es braucht noch eine gewisse Zeit, um herauszufinden, was die Ursache ist.“ Er vergleicht die Suche nach dem Ursprung der Infektionen mit Detektivarbeit. In Befragungen müsse ermittelt werden, ob die Erkrankten ähnliche Orte besucht oder vergleichbare Mahlzeiten zu sich genommen haben. Dennoch gibt er Entwarnung: „Als besorgniserregend würde ich die aktuelle Situation derzeit nicht bezeichnen, man müsse nun aber dringend alle wichtigen Fragen klären.“

Ehec-Fälle in Deutschland wecken Erinnerung an Ausbruch mit 50 Toten

Die Häufung der Fälle weckt Erinnerungen an einen schwerwiegenden Ausbruch im Jahr 2011. Damals wurden deutschlandweit rund 3800 Erkrankungen registriert, mehr als 50 Menschen starben. Als wahrscheinliche Ursache galten verunreinigte Sprossen aus ägyptischen Bockshornkleesamen. Das Robert Koch-Institut (RKI) sieht aktuell keine Anzeichen für eine deutschlandweite Zunahme von Ehec-Fällen, behält die Entwicklung jedoch genau im Blick.

Die belgischen Gesundheitsbehörden konnten durch Laboranalysen bereits nachweisen, dass alle dortigen Infektionen auf denselben Bakterientyp zurückgehen, was auf eine gemeinsame Quelle hindeutet. In Mecklenburg-Vorpommern ist das noch nicht bekannt. Hier untersuchen die Behörden verschiedene potenzielle Übertragungswege wie Lebensmittel und Tierkontakte, konnten bisher jedoch kein eindeutiges Muster identifizieren.

Was ist Ehec? Symptome und Gefahrenquellen

Bei Ehec handelt es sich um enterohämorrhagische Escherichia coli, spezielle krankmachende Stämme eines Darmbakteriums, das vorwiegend bei Wiederkäuern wie Rindern vorkommt. Die Übertragung auf Menschen erfolgt meist durch kontaminierte Lebensmittel. Die Bakterien produzieren Shigatoxine – starke Zellgifte, die schwere Durchfallerkrankungen und das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) verursachen können, eine gefährliche Komplikation mit möglichem Nierenversagen. Kinder trifft es besonders hart, da ihr Immunsystem und ihre Organe noch nicht vollständig entwickelt sind.

Vom Verzehr eines kontaminierten Lebensmittels bis zum Krankheitsausbruch vergehen laut Bundesinstitut für Risikobewertung durchschnittlich drei bis vier Tage. Die Symptome beginnen mit wässrigem Durchfall, Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen. Bei schweren Verläufen kann der Durchfall blutig werden und Komplikationen wie das Nierenversagen auslösende HUS können folgen. Besorgniserregend: Für eine Infektion reichen bereits wenige Bakterien aus, zudem ist eine direkte Übertragung von Mensch zu Mensch möglich.

Ehec-Infektionen in Deutschland nicht außergewöhnlich – aktuelle Fälle erregen Aufmerksamkeit

Ehec-Infektionen treten regelmäßig auf. Nach RKI-Daten wurden 2023 bundesweit über 3440 Erkrankungen erfasst, 2024 rund 4570 und im laufenden Jahr bisher etwa 3660 Fälle. In Mecklenburg-Vorpommern stiegen die Zahlen von 80 Fällen im Jahr 2023 auf über 130 im Jahr 2024. Die aktuelle Situation erregt besondere Aufmerksamkeit, weil innerhalb kurzer Zeit viele Kinder betroffen sind. (dpa/moe)