Ob im Auto, auf dem Fahrrad oder am E-Scooter: Im Straßenverkehr fliegen längst nicht nur Räder, sondern auch Schimpfwörter. Eine aktuelle Umfrage des Kuratoriums für Verkehrssicherheit (KFV) zeigt: Die Österreicher greifen bei Ärger im Straßenverkehr am liebsten zum Wort “Trottel” oder zur Steigerung “Volltrottel”.

Rund 19 Prozent der Befragten gaben an, diesen Ausdruck bei Konflikten auf der Straße zu verwenden – mit 17 Prozent dicht gefolgt von Ausdrücken über das menschliche Hinterteil – Arsch, Arschloch, Arschgesicht. Weitere beliebte Kraftausdrücke sind der “Idiot/Vollidiot” oder “Depp/Deppada/Deppert” mit 12 Prozent.

„Wer eine andere Person in der Öffentlichkeit vor mindestens drei Leuten beleidigt, kann sich dadurch strafbar machen.“Dipl.-Ing. Klaus RobatschLeiter der Verkehrssicherheit in der Präventionsinstitution KFV

Auf die Wortwahl achtgeben

Beim Gebrauch solch vulgärer Sprache sollte man aber sehr vorsichtig sein, warnt Dipl.-Ing. Klaus Robatsch – Leiter der Verkehrssicherheit in der Präventionsinstitution KFV: “Wer eine andere Person in der Öffentlichkeit vor mehreren, also vor mindestens drei Leuten, beleidigt, kann sich dadurch strafbar machen. Oder die Beschimpften kränken bzw. ärgern sich derart stark darüber, dass es zu einer Erhöhung der Unfallgefahr kommt. Manchmal wird auch aus einer verbalen Gewalt eine physische. Daher ist es wichtig, mit einer besonnenen Reaktion dazu beizutragen, eine Konfliktsituation zu entspannen, statt diese weiter anzuheizen.“

Spannungs-Anstieg

Dass es auf Österreichs Straßen oft laut und hitzig zugeht, spiegelt sich auch in der Wahrnehmung der Verkehrsteilnehmer wider. Laut KFV sagen 70 Prozent der 2.260 Befragten, dass die Spannungen in den letzten fünf Jahren zugenommen haben. Gründe dafür sind beispielsweise mehr Stress, sowie Unaufmerksamkeit und Ablenkung.

Das Miteinander im Straßenverkehr wird auch durch die große Anzahl an unterschiedlichen Fahrzeugtypen erschwert. Neben Autos sind Fahrräder, E-Bikes, Lastenräder und E-Scooter unterwegs. Am häufigsten werden daher Konflikte zwischen Auto- und Radfahrenden (68%), Auto- und Autofahrenden (55%) sowie Auto- und E-Scooter-Fahrenden wahrgenommen.

Raserei größtes Ärgernis

Die größte Veränderung im Straßenverkehr ist die große Zahl unterschiedlicher Fahrrad-Arten, wie 92 Prozent der Befragten angaben. Dipl.-Ing. Klaus Robatsch meint dazu, dass für E-Bikes, E-Scooter, Lastenfahrräder und ähnliche Vehikel die gleichen Verhaltensvorschriften wie für herkömmliche Fahrräder gelten. Daher könne man schnell zu dem Entschluss kommen, dass es sich bei den recht unterschiedlichen Fahrzeugen, um die gleiche Art handelt – vor allem wenn sie sich auf den gleichen Strecken bewegen.

Am ärgerlichsten finden die Befragten insbesondere folgende Verhaltensweise: Schneller fahren als erlaubt. Bei 66 Prozent kommt diese Handlung von Autofahrenden negativ an – gefolgt von “nicht blinken” (62%) oder dass sie bei gelb noch in eine Kreuzung einbiegen (59%). Bei Fahrrad-Fahrern wird mit 52 Prozent am häufigsten beobachtet, dass sie auf dem Gehsteig fahren und sich bei Autos durchschlängeln – das einzig erlaubte Ärgernis der Liste.

Steigende Zahl Verkehrstoter

Die angespannte Stimmung hat in einigen Fällen ernsthafte Folgen: Allein 2024 wurden in Österreich rund 45.000 Menschen bei Unfällen mit Fahrrädern, E-Bikes oder E-Scootern verletzt und 39 weitere Personen starben dabei. 2025 dürfte die Anzahl sogar noch höher liegen, basierend auf dem bisherigen Jahresverlauf. Auch die Zahl der Getöteten im Straßenverkehr dürfte über dem anvisierten Höchstwert von der österreichischen Verkehrsstrategie liegen. Statt 310 Getöteter bis Jahresende wird mit knapp 370 Verkehrstoten gerechnet.

Dipl.-Ing. Robatsch appeliert die Verkehrsteilnehmer zu mehr Vorsicht im Straßenverkehr: “Mehr Achtsamkeit und gegenseitige Rücksichtnahme auf andere tragen generell zu einem besseren Miteinander bei. Auch eine der jeweiligen Situation angepasste Geschwindigkeit ist eine Verhaltensweise, die alle Verkehrsteilnehmenden beherzigen sollten.” Außerdem benötige es in Österreich eine bessere Verkehrsinfrastruktur, wie zum Beispiel breitere Radfahranlagen oder einen Ausbau der vom Kfz-Verkehr getrennten Radinfrastruktur.

{title && {title} } red, {title && {title} } 30.08.2025, 20:32