AboImpfskepsis in der Maga-Regierung –

Robert Kennedy Jr. wird zunehmend zum Problem für Trump

Robert Kennedy Jr. nimmt an einer Anhörung des Senatsausschusses in Washington, DC, teil.

In der Defensive: US-Gesundheitsminister Robert Kennedy bei einer Anhörung in einem Senatsausschuss.

Foto: Andrew Harnik (Getty Images, AFP)

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In Kürze:Der impfkritische Gesundheitsminister Kennedy wird zu einem Problem für Trump.Seine Initiative «Make America Healthy Again» gefährdet bewährte Impfprogramme.Eine Umfrage zeigt breite Unterstützung für klassische Impfungen.Trump spricht sich nun deutlich für Impfungen aus.

«Wann haben Sie gelogen, Sir? Als Sie diesem Ausschuss sagten, Sie seien nicht gegen Impfungen, oder als Sie den Amerikanern sagten, es gebe keinen sicheren und wirksamen Impfstoff?» Das fragte die demokratische Senatorin Tina Smith aus Minnesota vergangene Woche Gesundheitsminister Robert Kennedy in einer hitzigen Anhörung.

Kennedy antwortete: «Beides ist wahr.» 

Diese Antwort war nicht nur für die Demokraten unbefriedigend. Mehrere Republikaner brachten ihren Unmut zum Ausdruck. John Barasso aus Wyoming sagte: «Ich bin zutiefst besorgt.»

Kennedy ist ein Anhänger von Verschwörungserzählungen

Das Hearing machte deutlich, dass die Unterstützung der Republikaner für Donald Trumps Gesundheitsminister wankt. Kennedy war schon als Impfskeptiker und Anhänger von Verschwörungserzählungen bekannt, bevor Trump ihn zum Gesundheitsminister machte. Als der Senat seine Ernennung bestätigte, versprach er aber, die Impfempfehlungen der Experten zu unterstützen.

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Das hat er freilich nicht getan: Kennedy kürzte in den vergangenen Monaten die Mittel für die Impfstoffforschung, schränkte den Zugang zu Covid-Impfungen ein – und er entliess das gesamte Impfstoff-Beratungsgremium. Mit einem weiteren Entscheid stürzte er die Behörde ins Chaos: Susan Monarez, die Direktorin der für Prävention und Impfungen zuständigen Behörde CDC, musste nach weniger als einem Monat im Amt ihren Posten abgeben, worauf mehrere Spitzenbeamte die Behörde aus Protest verliessen. 

Maha-Anhänger trugen zu Trumps Wahlsieg bei

Kennedy warf Monarez vor, nicht im Einklang mit der Regierungsinitiative zu handeln, die Amerika gesund machen soll: «Make America Healthy Again» (Maha). Die Initiative, die darauf abzielt, die Ursachen chronischer Krankheiten von Kindern zu bekämpfen, hat viele Anhänger. Und diese haben gemäss Untersuchungen erheblich zu Trumps Wahlsieg beigetragen. Sie sind Teil der Maga-Bewegung: Make America Great Again. Der Präsident möchte ihre Unterstützung also nicht verlieren. 

Trump hat Kennedy bisher denn auch verteidigt. Nach dem Hearing stellte er sich erneut hinter ihn. Kennedy sei eine gute Person und meine es sehr gut, sagte Trump. Er möge die Tatsache, dass Kennedy «anders» sei. Doch der Gesundheitsminister wird zunehmend zu einem Problem für den Präsidenten. Die Differenzen im Trump-Lager lassen sich nicht länger kaschieren: Die Bewegung ist weniger homogen, als es den Anschein macht.

Gesundheitsminister Robert Kennedy Jr. hält eine Rede bei einer Veranstaltung im Weissen Haus, während Präsident Donald Trump zuhört. Juli 2025.

Ein doppeltes Spiel des US-Präsidenten: Trump verteidigt Kennedy, spricht sich aber gleichzeitig auch für Impfungen aus.

Foto: Imago

Selbst der libertäre Thinktank Cato kritisierte Kennedy nach dem Hearing im Senat. Zwar schrieb er, drastische Veränderungen seien nicht unbedingt schlecht. Reformen seien nötig, und diese seien zuweilen disruptiv.

Doch der Thinktank schrieb auch: «Kennedy begeht die gleichen Fehler wie das Establishment.» Er veröffentliche weder die wissenschaftlichen Daten, auf die er seine Politik stütze, noch mache er die zugrunde liegenden Werturteile transparent. «Das Resultat? Kennedy wird sogar von Trump-Verbündeten angefeindet.» 

Rückgang der Impfquote: Masernfälle haben stark zugenommen

Die Kritik aus dem eigenen, rechten Lager könnte laut US-Medien mit einer unveröffentlichten Umfrage von republikanischen Meinungsforschern zu tun haben, deren Resultate Senatoren des Gesundheitsausschusses vorgelegt wurden. 

Die Umfrage soll zeigen, dass die Bevölkerung Impfungen mehrheitlich positiv gegenübersteht – und zwar über die Parteigrenzen hinweg. Namentlich Impfstoffe gegen Masern, Gürtelrose, Tetanus, Diphtherie und Keuchhusten sowie Hepatitis B würden befürwortet, auch von republikanischen Wählerinnen und Wählern. Einzig zu den Covid-Impfstoffen ist die Bevölkerung demnach gespalten.

Kennedy hat es indes auch auf Routineimpfungen abgesehen: Sein neues Impfgremium will in den kommenden Wochen die Empfehlungen dazu überarbeiten. Experten befürchten, dass das Gremium von diversen Impfungen abraten wird – mit schwerwiegenden Folgen für die öffentliche Gesundheit. 

In den vergangenen Monaten haben Masernfälle stark zugenommen: Laut der Johns Hopkins University sind die USA derzeit von der schlimmsten Masernepidemie seit über 30 Jahren betroffen. Experten führen das auf den Rückgang der Impfquote zurück. Es gab auch schon drei Todesfälle, darunter zwei ungeimpfte Schulkinder. Kennedy reagierte auf diese Entwicklung. Plötzlich sprach er sich für die Masernimpfung aus. 

Trump: «Impfungen funktionieren»

Die Kritik aus dem republikanischen Lager könnte den impfskeptischen Gesundheitsminister nun ebenfalls bremsen. Im Hearing forderte der republikanische Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Bill Cassidy, das Gremium solle die geplante Sitzung zu neuen Impfempfehlungen verschieben.

Senator Bill Cassidy spricht mit Senator John Barrasso während einer Anhörung des Senatsfinanzausschusses in Washington, DC.

Republikaner Bill Cassidy (r.) will die neuen Impfempfehlungen verschieben.

Foto: Andrew Harnik (Getty Images, AFP)

Erste Rückzieher machte der Gesundheitsminister schon im Hearing. Auf die Frage, ob er sich verpflichte, alle Empfehlungen auf der Grundlage von anerkannten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu überarbeiten, antwortete Kennedy: «Auf jeden Fall.» Der Gesundheitsminister hat den Covid-Impfstoff allerdings auch schon als «tödlichsten Impfstoff aller Zeiten» bezeichnet und kurz darauf gesagt, die Covid-Impfung habe «ganz schön viele Leben gerettet». 

Auch Trump versucht vorläufig, beide Lager – das impfkritische und das impfbefürwortende – zufriedenzustellen. «Impfungen funktionieren», sagte er dem TV-Sender MSNBC am Wochenende. «Sie sind überhaupt nicht umstritten, es gibt keine Kontroverse.» Die Menschen sollten sich impfen lassen, ergänzte Trump – wenige Tage nachdem er Kennedys neue Ansätze gelobt hatte.

Ob es Trump auf Dauer gelingt, mit einem doppelten Spiel beide Lager zu überzeugen, ist fraglich. Die Strategie «Beides ist wahr» stösst an Grenzen. Wenigstens in der Impffrage.

Umstrittene Gesundheitspolitik in den USA

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