StartseitePolitik

DruckenTeilen

Der russische Ex-Präsident Dimitri Medwedew kritisiert Finnland wegen seiner neuen Militäranlagen. Es sei klar, gegen wen sich diese Strukturen richteten.

Moskau – Der ehemalige russische Präsident Dimitrij Medwedew beschuldigt das Nato-Land Finnland im anhaltenden Ukraine-Krieg, einen Kriegskurs gegen Russland eingenommen zu haben. „Nach dem Nato-Beitritt fährt Helsinki unter dem Vorwand von Abwehrmaßnahmen einen Konfrontationskurs in Vorbereitung auf einen Krieg mit Russland und bereitet scheinbar einen Brückenkopf für einen Angriff auf uns vor“, schrieb der als Vizechef des nationalen Sicherheitsrats immer noch einflussreiche Medwedew in einer Kolumne für die staatliche Nachrichtenagentur Tass. Der Beitrag trägt den Titel „Finnlands neue Doktrin: Dummheit, Lüge, Undankbarkeit“.

Die Nato wächst und kämpft: Alle Mitgliedstaaten und Einsätze des Bündnisses

Nato-Einsatz in Afghanistan

Fotostrecke ansehen

Das skandinavische Land habe in „unmittelbarer Nähe zur russischen Grenze“ Stabsstrukturen für Heereseinheiten in Lappland geschaffen. Die Nato habe sein Land zum Feind erklärt, so der Freund des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Deswegen sei klar, gegen wen sich diese Strukturen richteten.

Vorwürfe gegen Nato-Land – Medwedew fordert Reparationszahlungen von Finnland

Medwedew macht zudem Reparationsforderungen aus dem Zweiten Weltkrieg geltend. Finnland trete alte Abmachungen mit Füßen. Damit sei Moskau nicht mehr an den Friedensvertrag von 1947 gebunden. Darin waren die sowjetischen Reparationsforderungen auf 300 Millionen Dollar begrenzt. Der russische Ex-Präsident behauptet, Finnland habe im Zweiten Weltkrieg der Sowjetunion Schäden in Höhe von 20 Billionen Rubel verursacht (rund 220 Milliarden Euro). Finnland trage genauso wie Deutschland die Verantwortung für den Zweiten Weltkrieg. Finnland hatte sich 1941 an der Seite von Nazi-Deutschland im Krieg gegen die Sowjetunion beteiligt. Zuvor hatte sich die Sowjetunion 1939 im Rahmen des Winterkrieges große finnische Gebiete einverleibt.

Die Drohungen gegen Finnland aus Russland sind gewaltig. „Nato-Einrichtungen auf finnischem Boden werden im Falle eines Konflikts legitime militärische Ziele Russlands sein und als erste getroffen werden“, erklärte Generalmajor Sergej Lipowoi, Vorsitzender des Präsidiums der Organisation Offiziere Russlands, gegenüber Tass. Doch nicht nur Nato-Einrichtungen sind gefährdet. „Alle militärischen Einrichtungen, die auf finnischem Boden entstehen, werden zu unseren legitimen militärischen Zielen, und sie werden im Falle eines Konflikts als erste zerstört werden“, warnt Lipowoi.

Raketentestgelände Kapustin Jar in Russland

Ex-Kremlchef Dimitrij Medwedew kritisiert Finnland wegen seiner neuen Militäranlagen. © Ekaterina Shtukina/Pool Sputnik Kremlin/AP/dpaFinnische Außenministerin sieht Putin auf Expansionskurs

Die finnische Außenministerin Elina Valtonen hat ihre Gedanken zu Russland und seinem Präsidenten Wladimir Putin in einem Post auf X geteilt: „Putin hat nicht die Absicht, seinen Expansionskurs aufzugeben. Er wird in Gespräche eintreten, das Rampenlicht genießen und sich nehmen, was er kriegen kann, ohne echte Zugeständnisse zu machen. Russland muss durch glaubwürdigen wirtschaftlichen und militärischen Druck in Schach gehalten und innerhalb seiner Grenzen gehalten werden. Darum geht es bei ‚Frieden durch Stärke‘.“

Es ist nicht das erste Mal, dass aus Russland Drohungen gegen westliche Staaten ausgesprochen werden. Zuvor hatte Medwedew Österreich gedroht, sollte es wie Schweden und Finnland in die Nato eintreten. Dem russischen Politiker zufolge „zerstört der militaristische Kurs Österreichs dessen Image als Friedensstaat, was die Möglichkeit Wiens zu souveränen politischen Manövern erheblich einschränkt“. Gleichzeitig „erhöht sich das Risiko beträchtlich, dass Teile des Bundesheeres zum Ziel von Feuerangriffen der russischen Streitkräfte werden könnten“, so der russische Politiker, ebenfalls laut Tass. „Gegenmaßnahmen auf militärische Bedrohungen für die Sicherheit unseres Landes wurden nach dem NATO-Beitritt von Stockholm und Helsinki ergriffen“, warnte der Vizechef des nationalen russischen Sicherheitsrats. Auch für Österreich werde es keine Ausnahmen geben. (erpe/dpa)