Stand: 09.09.2025 22:50 Uhr

England bleibt in der WM-Qualifikation voll auf Kurs. Und Thomas Tuchel hat beim souveränen 5:0 (2:0) in Serbien auch einiges gegen den Vorwurf getan, sein Team spiele langweilig.

Die Bilanz bis zum Anpfiff im “Marakana” – so heißt das Stadion in Belgrad tatsächlich – las sich eigentlich so, als sei jegliche Kritik an Tuchel ein Luxusproblem: Vier Siege hatte der deutsche Trainer in der Gruppe K bis dahin zu Buche stehen, dazu ein Torverhältnis von 8:0. Allerdinmgs waren zwei dieser vier Partien wirklich unsäglich gewesen. Im Zwergstaat Andorra gab es am 7. Juni ein armseliges 1:0, das Rückspiel jetzt am 6. September endete mit Hilfe eines andorranischen Eigentores 2:0 und war fußballersich ähnllich unzumutbar.

“Boring, boring England” – aber Tuchel verteidigt sein Team

Danach entbrannte in England eine keineswegs nur von der “Yellow Press” befeuerte Diskussion darüber, was man an solchen Abend alles Sinnvolleres tun könne, als einem Team von Tuchel beim Fußballspielen zuzusehen. “Nach fünf Spielen unter Tuchel fällt es schwer, sich an positive Aspekte der englischen Mannschaft zu erinnern”, ätzte “The Sun”, der “Daily Mirror” titelte “Boring, boring England”. Aber auch die BBC fragte suggestiv, wo denn nun tatsächlich die Fortschritte unter Tuchel sein sollten.

Der Coach, der 2021 den FC Chelsea zum Champions-League-Triumph geführt hat, stellte sich wie gewohnt nach außen schützend vor sein Team: “Ich mochte das, was wir gespielt haben.” Dass das maximal die halbe Wahrheit warm, zeigte seine Reaktion auf das Match vom Samstag – mit vier Änderungen in der Startelf. In der Offensive erhielten in Belgrad Anthony Gordon und Morgan Rogers eine Chance, in der Abwehr rücken Ezri Konsa und Tino Livramento in die Mannschaft.

Wieder 30 Minuten Gähn-Fußball, aber dann…

Die erste halbe Stunde im Marakana war dennoch wieder Gähn-Fußball. England kontrollierte gegen erstaunlich passive und rein defensiv orientierte Serben zwar das Geschehen, agierte aber ohne Überraschungsmomente und viel zu langsam in der Ballzirkulation. Dann richtete es in der 33. Minute ein Standard. Und einmal mehr war es die beste Kombination, die die Three Lions besitzen: Declan Rice legt vor, Harry Kane vollstreckt.

Danach machte sich fast so etwas wie Befreiung breit im englischen Spiel, plötzlich kam der Spaßfaktor hinzu, den Presse und Öffentlichkeit so schmerzlich vermisst hatten. Der Ball lief auf einmal wie am Schnürchen, und das 2:0 nur drei Minuten nach der Führung war ein Traumtor: Elliot Anderson hatte einen Ball aus der Defensive steil gespielt, Rogers verlängerte perfekt mit dem Außenrist in den Lauf von Noni Mandueke, der im Expresstempo durchmarschierte und eiskalt abschloss.

Zwei Tore durch Innenverteidiger

Im zweiten Durchgang knüpfte England nahtlos an diese beste Viertelstunde in der noch kurzen Amtszeit von Tuchel an, die Spieler kommunizierten viel untereinander, es wurde gelacht und gefightet, es machte Spaß zuzusehen. Mit Konsah (52.) und Marc Guéhi (75.) trafen sogar zwei Innenvertdiger, und es wäre noch einiges mehr möglich gewesen. Serbien dezimierte sich durch die Notbremse von Nikola Milenković gegen Kane (72.) auch noch selbst, bei den Engländern feierte mit Djed Spence der erste Muslime in der Geschichte der Three Lions sein Debüt im Nationaltrikot.

In der Schlussviertelstunde hatten die ebenfalls eingewechselten Ollie Watkins und Marcus Rashford noch weitere Hochkaräter, den Endstand stellte schließlich Rashford per Foulelfmeter her. Tuchel applaudierte begeistert an der Seitenlinie, es war mit halbstündigem Anlauf ein rundum gelungener Fußballabend – daran dürfte diesmal auch die Presse relativ wenig zu meckern haben.