Israels Streitkräfte haben nach eigenen Angaben am Dienstag die Führungsspitze der palästinensischen Terrorgruppe Hamas im Golfstaat Katar angegriffen. Die israelische Regierung wird für den Angriff von mehreren Seiten scharf kritisiert. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) nannte ihn “nicht akzeptabel”, US-Präsident Trump äußerte sein Bedauern. Auch in der internationalen Presse gibt es Kritik, aber nicht ausschließlich.

Der niederländische De Telegraaf schreibt, dass Israel mit dem Angriff und der vorherigen Evakuierungsanordnung für Gaza-Stadt “einen Waffenstillstand bis auf Weiteres ausgeschlossen” habe. Israel habe sich entschieden, “den Abzug zu betätigen – wohl wissend, dass damit eine diplomatische Lösung für Gaza in weite Ferne gerückt ist.”

Der Sydney Morning Herald aus Australien kommentiert, dass Israel bei seiner Kampagne zur Vernichtung der Hamas mehrmals sein Glück auf die Probe gestellt habe. “Dieses Mal könnte es zu weit gegangen sein.” Regierungschef Benjamin Netanjahu habe “einen schamlosen Angriff auf dem souveränen Territorium eines wichtigen US-Verbündeten” gestartet. Die Angriffe richteten sich gezielt gegen jene Personen, mit denen Netanjahu eigentlich verhandeln solle.

“Keine Zufluchtsorte mehr für niemanden”

Katar sei “zu einem neuen Schlachtfeld eines endlosen Stellvertreterkrieges” geworden, schreibt die italienische La Stampa. Der Angriff sei eine Botschaft mit einer tieferen Bedeutung. Mit der “unerschütterlichen Unterstützung” der Trumpregierung könne “König Bibi” nun tun, was er früher nicht tun konnte. Er könne seine Feinde “unter dem sehr dehnbaren Begriff des Terrorismus” überall bekämpfen. Es gebe “keine Zufluchtsorte mehr für niemanden”, während die “endgültige Abrechnung” mit dem Iran näher rücke.

Das US-amerikanische Wall Street Journal kommentiert mit anderer Schlagrichtung. Am 7. Oktober 2023 hätten sich die obersten Führer der Hamas dabei gefilmt, “wie sie in ihrem Büro in Doha das Massaker feierten und Gott dankten”. Viele dieser Führer habe Israel jetzt bombardiert, als sie sich wieder in Doha versammelten. Viele würden versuchen, zwischen “politischen” und “militärischen” Führern der Hamas zu unterscheiden, aber beide seien Terroristen. “Dass sie in Anzügen aus Luxushotels operieren, ändert nichts an der moralischen Bewertung.” Der Angriff allein werde wahrscheinlich nicht zur Kapitulation der Hamas führen. Aber er unterstreiche, dass “Israel nicht die Absicht hat, die Hamas bestehen zu lassen.”

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