Die Nutria ist in Luxemburg auf dem Vormarsch. Die auch Sumpfbiber genannten Nagetiere mit ihren leuchtend roten Schneidezähnen breiten sich seit einigen Jahren entlang der Flüsse im Großherzogtum aus – sehr zum Leidwesen der Naturverwaltung.

„Die Nutria ist gerade dabei, das Land zu kolonisieren“, erklärt Laurent Schley, Leiter der Abteilung für Wildtiermanagement und Jagd bei der Naturverwaltung ANF. „Die Population steigt gerade massiv an.“

Zwar sind die aus Südamerika stammenden Nutrias schon früher in Luxemburg beobachtet worden – erstmals wurden sie 1957 in Hünsdorf gesichtet – doch überlebensfähige Populationen etablierten sich erst 2017. Ausgangspunkt in Luxemburg ist das Naturschutzgebiet Haff Réimech, wo sich die Tiere in den vergangenen Jahren stark vermehrt haben. Von dort aus haben sie sich über Sauer und Alzette im ganzen Land ausgebreitet. Nach Europa wurden die Nutrias einst als Pelzlieferanten eingeführt und später als Jagdtier bewusst ausgewildert. Seit 20 Jahren vermehren sie sich unkontrolliert in Mitteleuropa.

Auf der vom Natur Musée betreuten Seite iNaturalist.lu haben Hobby-Fotografen 50 Beobachtungen mit Fotos eingereicht. Schwerpunkte sind an der Mosel, bei Bad Mondorf und die Umgebung von Esch/Alzette. Nutrias ähneln dem Biber, sind aber mit einer Rumpflänge von 65 Zentimetern etwas kleiner. Gut unterscheiden kann man die beiden Tierarten am Schwanz: Während der Biber einen platten Schwanz in Form eines Ruders hat, ist der Schwanz von Nutrias lang und unbehaart wie bei einer Ratte.

„Die Nutria kriegen wir nicht mehr gestoppt“: ANF-Abteilungsleiter Laurent Schley.  Foto: Sibila Lind/LW-Archiv

Gefahr für Vögel und Insekten

Naturschützer sehen die Ausbreitung der invasiven Tierart nicht gerne. Laut Laurent Schley stellt sie eine Gefahr für einheimische Tiere am Wasser dar. „Nutrias können ganze Uferbereiche kahlfressen. Das hat dann negative Auswirkungen zum Beispiel auf Vogelarten, die dort brüten, oder auf Insekten“, sagt Schley. In anderen Ländern verursachen Nutrias zudem Schäden an Deichen, Kanälen oder unterhöhlen Straßen. In Luxemburg sind solche Schäden bisher noch nicht aufgetreten.

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Am Haff Réimech und anderen Orten geht die ANF gegen die Nutrias vor, indem sie einzelne Tiere einfängt. Dass sich dadurch die Kolonisierung des Landes stoppen lässt, denkt Laurent Schley nicht. „Die Nutrias kriegt man nicht gestoppt. Wir können bestenfalls ihre Ausbreitung bremsen.“  

Wanderer und Spaziergänger, die Nutrias gesehen haben, können ihre Beobachtung und ein Foto an die Naturverwaltung schicken (E-Mail: fauna@anf.etat.lu). Der Luxemburger Staat ist rechtlich dazu verpflichtet, die Nutria als invasive Art zu bekämpfen.