Deutschlands Basketballer wackelten gegen Luka Doncics Slowenen bedenklich und liefen lange einem Rückstand hinterher, retteten sich aber am Ende nervenstark ins Halbfinale.
Die deutschen Basketballer setzten sich am Mittwochabend, auf den Tag genau zwei Jahre nach dem WM-Triumph, in einem Zitterspiel mit 99:91 gegen Slowenien durch und dürfen bei der EM-Endrunde in Riga weiter vom nächsten Titel träumen.
Das DBB-Team trifft nun im Halbfinale am Freitag (16 Uhr) erneut auf Finnland. Die Finnen, die sich zuvor gegen Georgien durchsetzen konnten, hatte das deutsche Team in der Vorrunde vor eigenem Publikum in Tampere deutlich besiegen können. Im zweiten Halbfinale trifft Griechenland auf die Türkei.
Luka Doncic war mit 39 Punkten Topscorer des Spiels, beim deutschen Team waren Franz Wagner (23 Punkte) und Dennis Schröder (20) erneut die besten Werfer.
“Wir wussten schon vorher, dass es gegen die Slowenen kein einfaches Spiel wird”, sagte Andreas Obst und blickte auch schon Richtung Halbfinale: “Wir haben ins Spiel zurückgefunden als Mannschaft. Das war sehr wichtig für uns.”
Franz Wagner lobte im Anschluss die “super Chemistry. Wir verlieren den Glauben nicht.” Wagner sieht das Team bei dieser WM auch auf einer Mission, deren Ziel nun mit dem Halbfinaleinzug greifbarer wird: “Wir haben einige Spiele in der Vergangenheit verloren, die wir nicht hätten verlieren dürfen. Das ist ein Stachel, der noch tief sitzt.”
Viel war im Vorfeld von Sloweniens Superstar Doncic die Rede, den bislang besten Scorer bei dieser EM. Das DBB-Team setzte mit Isaac Bonga den besten Verteidiger auf den slowenischen Zeremonienmeister an. Bonga beackerte Doncic von Beginn an, erlaubte ihm kaum gute Würfe.
DBB-Team in der Defensive anfällig
Doch insgesamt war die deutsche Defensive nicht zupackend genug, verlor zu viele Rebound-Duelle, vor allem am defensiven Brett. Es lief alles nach Plan für die Slowenen, die den Rhythmus diktierten und das Spiel verschleppen konnten. Immer wieder kamen die Slowenen an die Freiwurflinie und zu leichten Abschlüssen, das deutsche Team fand überhaupt nicht in sein starkes schnelles Offensivspiel, blieb auch aus der Distanz kalt und lag nach dem ersten Viertel mit 21:32 hinten.
Das DBB-Team hatte das unangenehme Spiel, das es unter allen Umständen vermeiden wollte. Doch im zweiten Viertel zeigten sie eine Reaktion, schafften endlich einmal ein paar Balleroberungen und bekamen auch mehr Zugriff beim Rebound. Sofort kam auch die Offensive besser ins Rollen: Daniel Theis schloss zweimal kompromisslos ab, Franz Wagner legte mit einem spektakulären Spin-Move plus krachendem Dunk nach.
Doncic früh mit vier Fouls – aber DBB-Team lange blockiert
Maodo Lo hängte Doncic das dritte Foul an, doch Sloweniens Star kam weiter viel zu oft durch, stand zur Pause bei 22 Punkten – das deutsche Team lag weiter hinten, mit 45:51.
Sloweniens Anführer kassierte zu Beginn des dritten Viertels nach einer ungestümen Offensivaktion sogar das vierte Foul und musste sich in der Defensive zurückhalten. Doch das DBB-Team wirkte weiter gehemmt und blieb anfällig: die Slowenen punkteten immer wieder nach einfachen Drives in die Zone.
Tristan da Silva mit Buzzerbeater – DBB-Team endlich wach
Auch Kapitän Schröder fand keinen Weg, die Blockade im deutschen Spiel zu lösen, Franz Wagner rannte sich immer wieder fest. Die Slowenen führten weiter – es war Tristan da Silva, der das Team zum Ende des dritten Viertels noch einmal wachrüttelte: Der Mann aus Orlando versenkte mit der Sirene einen Wurf in Steph-Curry-Manier aus der eigenen Hälfte – das DBB-Team hatte den Rückstand vor dem letzten Viertel auf vier verkürzt.
“Das hat uns noch einmal richtig Momentum gegeben. Das hat dem ganzen Team geholfen, auch die Fans nochmal mitgenommen”, sagte Isaac Bonga am Sportschau-Mikrofon.
Das deutsche Team kämpfte, und endlich fielen auch die Dreier: Andreas Obst brachte den Weltmeister von “downtown” erstmals wieder in Führung, Maodo Lo legte einen weiteren Dreier hinterher – und sorgte sechseinhalb Minuten vor dem Ende für eine Fünf-Punkte-Führung.
Maodo Lo mit acht Punkten in der Schlussphase
Doch es spielte ja auch noch Luka Doncic: Sloweniens Anführer brachte sein Team mit fünf Punkten wieder heran, auch mit Hilfe einiger großzügiger Foul-Calls. Das Spiel blieb eng, Maodo Lo übernahm nun immer häufiger für Schröder in der Offensive. Der Berliner erzielte 8 seiner 11 Punkte im Schlussviertel, kreierte immer wieder Abschlüsse und behielt auch an der Freiwurflinie die Nerven.
Auch Doncic-Bewacher Bonga hatte trotz seiner Extraschichten noch Reserven, holte die nächsten Freiwürfe heraus – und schraubte die Führung eine Minute vor dem Ende auf sieben Punkte. Diesmal hatten Doncic und Co. keine Antwort mehr – das DBB-Team zitterte sich ins Halbfinale.
Bonga und Lo fanden im gemeinsamen Sportschau-Interview auch kritische Worte: “Wir sind froh, dass wir gewonnen haben. Es gab Teile im Spiel, wo wir nicht gut waren. Wir haben im Huddle gesagt, dass wir besser spielen müssen, wenn wir unser Ziel erreichen wollen”, sagte Spielmacher Lo. “Am Ende des Tages stehen wir uns selbst im Weg. Wir müssen das nächste Mal einfach ready sein”, sagte Bonga. Im Halbfinale gegen die Finnen dürften auch wieder seine Defensivqualitäten gefragt sein – gegen Finnlands Hünen Lauri Markkanen.