Wie geht es mit dem früheren Benu Village in Esch weiter? Viel ist nicht mehr von dem ehemaligen Ökodorf übrig. Erst kam die Insolvenz, dann das Feuer. Seit Ende 2023 herrscht weitestgehender Stillstand auf dem Gelände. Zumindest bis vor kurzem.

Der gesamte hintere Teil des Benu Village in Richtung Rue d‘Audun, in dem die beiden Feuer im Dezember 2023 ausbrachen, existiert nicht mehr. Wie ein Sprecher der Stadt Esch erklärt, fanden die Abrissarbeiten der hinteren Gebäude kurz vor den Sommerferien statt.

Damit setzte die Gemeinde das um, was sie im vergangenen Jahr ankündigte. Bereits im November 2024 erklärte Bürgermeister Christian Weis (CSV) dem „Luxemburger Wort“, dass alle Teile des Ökodorfs abgerissen würden, die vom Feuer betroffen waren. Damals wartete man nur auf das Ende des Liquidationsprozesses. „Der ist mittlerweile abgeschlossen“, bestätigt ein Sprecher der Gemeinde auf Nachfrage des LW.

Kleiner Funken Hoffnung

Nur ein kleiner Teil des früheren Benu wurde von den Abrissarbeiten verschont, nämlich die vorderen Container beim Parkplatz neben der Eisenbahnbrücke. Dort befand sich früher unter anderem das Kleidergeschäft. „Gewisse Teile des Geländes stehen in der Diskussion, in Zukunft wieder benutzt zu werden. Daher wurden sie noch nicht abgerissen“, schildert der Sprecher der Gemeinde. Ein Funken Hoffnung, dass sie in Zukunft erneut genutzt werden, besteht also.

Was war passiert?

Das Benu Village war Luxemburgs erstes und einziges Ökodorf. 2015 wurde es zunächst noch auf einem Parkplatz gegründet, später zog es auf das Gelände zwischen der Rue d‘Audun und dem Boulevard Prince Henri, das zuvor lange Zeit brach lag. Gründer Georges Kieffer baute das Dorf immer weiter aus: Restaurant, Kleideratelier – selbst ein Hotelzimmer war geplant. Das Benu Village wurde quasi zu einem eigenen Stadtviertel, ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit.

Der Höhenflug endete aber prompt, als im September 2023 die finanziellen Probleme der Benu Asbl bekannt wurden. Eine Million Euro fehlten der Vereinigung. Es kam schließlich zum finanziellen Aus, nachdem das Umweltministerium im November 2023 entschieden hatte, keine Hilfsgelder an die Asbl zu überweisen. Das Ökodorf war von Anfang an auf öffentliche Gelder angewiesen, konnte sich finanziell nie selbst tragen – mit Abstand größter Geldgeber war die Stadt Esch. Dennoch stieg beispielsweise die Zahl der Mitarbeiter von 17 im Jahr 2021 auf 42 im Jahr 2023.

Nur einen Monat später, im Dezember 2023, kam dann der absolute Tiefpunkt: In der Nacht vom 26. auf den 27. Dezember 2023 brannte es ein erstes Mal, einen Tag später dann sogar ein zweites Mal im hinteren Teil des Benu Village. Das Feuer richtete erheblichen Schaden an und machte Teile des Dorfes unbenutzbar. Das Gelände ist bis heute abgesperrt.

Sicher ist diese Zukunft aber noch nicht. Erst nach der Rentrée Mitte September will die Gemeinde eine umfangreiche Bestandsaufnahme darüber machen, welche Infrastrukturen wie genutzt werden können. „Es ist ein sehr weitläufiges Gelände, das in Zukunft sicher als Zugang zum neuen Viertel Rout Lëns integriert werden kann“, schildert der Sprecher. „Eine Lösung, die wir bis dahin finden werden, wäre also nur da, um die Zwischenzeit zu überbrücken.“

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Genaue Pläne für die Zukunft des Geländes gibt es derweil noch keine. Auch Diskussionen mit möglichen Interessenten haben bisher noch keine stattgefunden, heißt es von Seiten der Gemeinde. In der Vergangenheit hatte Bürgermeister Weis angedeutet, dass ein neues Projekt auf dem Gelände sich ebenfalls der Kreislaufwirtschaft verschreiben soll. „Das muss nicht wieder eine Asbl sein, die das Projekt übernimmt, das kann auch ein Unternehmen oder ein staatlicher Träger sein“, sagte Christian Weis im vergangenen Jahr dem LW.