Ein Hauch von Geschichte, ein Funkeln von Kunst und zugleich ein Schaufenster voller Raritäten: An diesem Samstag und Sonntag lädt das Auktionshaus Kanerz-Art in Howald zu einer zweitägigen Versteigerung, die das kulturelle Gedächtnis Luxemburgs in all seiner Vielfalt sichtbar macht. Unter den Hammer kommen Gemälde, Skulpturen, Porzellan, Bücher, historische Dokumente sowie Sammlerstücke und Kuriositäten.

Fast schon wie im Museum: Luxemburger Kunst aus den letzten 100 Jahren hängt derzeit im Ausstellungsraum des Auktionshauses Kanerz-Art. Foto: Gerry Huberty

Darunter finden sich Werke bedeutender Luxemburger Künstler wie Joseph Kutter, Foni Tissen, Sosthène Weis, Nico Klopp und Claus Cito, ebenso wie edle Fayencen aus der Manufaktur Villeroy & Boch.

„Wir bieten bei dieser Auktion ausschließlich Arbeiten einheimischer Künstler sowie Objekte und Dokumente mit direktem Bezug zu Luxemburg an“, betont Alexandre Chateau-Ducos, Direktor des Auktionshauses. Mit ausladender Geste deutet er auf seinen Ausstellungsraum, der sich als wahre Schatzkammer voller Erinnerungen und Meisterwerke erweist; ein modernes Kabinett der Kuriositäten.

„Pfingstrosen“ von Joseph Kutter

Insgesamt kommen 1.310 Lose unter den Hammer, jedes mit seiner eigenen Geschichte. Darunter zum Beispiel das Los mit der Nummer 1.217: ein Gemälde von Joseph Kutter mit üppigen Pfingstrosen, Öl auf Leinwand, unten rechts signiert. Es handelt sich um ein Frühwerk des 1894 geborenen und 1941 verstorbenen Künstlers. In Technik und Ausdruck steht es seinen Blumenkompositionen von 1915 bis 1916 nahe und unterscheidet sich deutlich von den eher stilisierten Arrangements der 1930er-Jahre. Der Rahmen stammt aus der ehemaligen Galerie Wierschen und trägt die Datierung 1917.

Die „Pfingstrosen“ von Kutter (l.) und „Sous-Bois“ von Dominique Lang (r.) sind zwei Highlights dieser Versteigerung. Foto: Gerry Huberty

Besonders ist das Werk, da es seit seiner Anschaffung im Besitz derselben Familie blieb. Er wurde nie verliehen oder öffentlich gezeigt; ein Umstand, der seine Seltenheit noch unterstreicht. Das Werk ist daher auch nicht im Werksverzeichnis von Jean-Luc Koltz und Edmond Thill („Joseph Kutter, Catalogue raisonné de l’œuvre“) aufgeführt. Mit einem Schätzpreis von 20.000 Euro gilt es als eines der Highlights dieser Auktion.

„Sous-bois“ von Dominique Lang

Doch nicht nur Kutter sorgt für Aufsehen. Auch Los 1.145 sticht hervor: ein Gemälde des Düdelinger Impressionisten Dominique Lang (1874–1919). Das Werk, ein stimmungsvolles Ölgemälde auf Leinwand mit dem Titel „Sous-bois (Unterholz)“, trägt unten rechts die Signatur des Künstlers und ist auf das Jahr 1916 datiert. Mit feinem Pinselspiel fängt Lang das Spiel von Licht und Schatten im Dickicht des Waldes ein.

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Seine kunsthistorische Bedeutung unterstreicht auch die Erwähnung im Band „100 ans du CAL 1893–1993“. Für Sammlerinnen und Sammler bietet sich hier die seltene Gelegenheit, ein authentisches Werk aus der Spätphase des Künstlers zu erwerben. Der Startpreis liegt bei 17.000 Euro – ein Hinweis auf den Stellenwert, den Langs Malerei bis heute genießt.

Gipsabdruck eines Reliefs von Auguste Trémont

Eine besondere Rarität ist auch ein Originalgips von Auguste Trémont (1892–1980). Das Relief zeigt ein majestätisches Paar königlicher Tiger im Schreiten – ein Motiv, das Trémont 1927 als Bronzeskulptur unter dem Titel „Couple de tigres royaux marchant“ verewigte.

Der Gipsabdruck, wesentlich kleiner als das monumentale Vorbild (24 auf 40 cm), stammt aus dem Jahr 1932 und trägt die Signatur des Künstlers. Mit einem Ausrufpreis von 7.000 Euro bietet er nicht nur Sammlerinnen und Sammlern eine rare Gelegenheit, sondern auch einen unmittelbaren Blick in den schöpferischen Prozess eines der bedeutendsten Bildhauer Luxemburgs.

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Skulpturen, Porzellan und Dokumente

Nicht nur Gemälde oder Skulpturen stehen im Mittelpunkt der Auktion. Auch Bücher, Karten, Broschüren und Plakate gehören zum Angebot – Objekte, die für Alexandre Chateau-Ducos von besonderem Wert sind. „Es ist das Gedächtnis des Landes“, betont er, „doch leider landen viele dieser Stücke beim Ausräumen von Häusern der Vorfahren im Altpapier.“

Sie spiegeln eine Epoche: Tierskulpturen aus Porzellan der Manufaktur Villeroy & Boch aus den 1950er- und 1960er-Jahren. Foto: Gerry Huberty

Ebenso erhalten heute Objekte oft eine ganz neue Wertschätzung. Dabei galten sie lange Zeit als nebensächlich oder gar kitschig: Skulpturen und Porzellan, die in den Vitrinen von Sammlern begehrte Stücke sind. Und selbst alte Biergläser, Aschenbecher oder Streichholzschachteln entfalten ihren Reiz, indem sie eine vergangene Alltagswelt wieder aufleben lassen.

Infos

Vorbesichtigung der Lose am Freitag von 10 bis 17 Uhr, am Samstag und Sonntag jeweils von 10 bis 12 Uhr. Auktionsbeginn am Samstag und Sonntag jeweils ab 14 Uhr. Gebote werden im Voraus, vor Ort und auch online entgegengenommen. Man kann die Auktion live verfolgen und auch live bieten. Mehr zur Arbeit von Kanerz-Art (Adresse: 18 rue des Joncs, Howald) findet sich unter: www.encheres-luxembourg.lu

Der Besuch im Ausstellungsraum wird zum Streifzug durch Erinnerungen und klassische Schönheit.  Foto: Gerry Huberty