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Kampfjets aus Russland verletzten NATO-Luftraum. Die Allianz droht Wladimir Putin jetzt militärische Mittel gegen seine Flugzeuge an. Aktionen gibt es bereits.
Brüssel – Die Verteidigungsallianz NATO hat dem Russland-Regime unter Wladimir Putin zum ersten Mal militärische Gewalt gegen russische Flugobjekte angedroht, sollten diese nochmal den Luftraum eines NATO-Mitglieds in Form von Kampfjets oder Drohnen verletzen. An diesem Dienstag (23. September) hatte in Brüssel der NATO-Rat getagt, nachdem drei russische Kampfflugzeuge vergangenen Freitag (19. September) den Luftraum über dem baltischen Staat Estland verletzt hatten.
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Die NATO-Partner würden im Einklang mit dem Völkerrecht alle notwendigen militärischen und nicht-militärischen Mittel einsetzen, um sich zu verteidigen und Bedrohungen aus allen Richtungen abzuschrecken, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung der 32 NATO-Mitgliedsstaaten. Damit erwägt das Militärbündnis offenbar offiziell einen Abschuss russischer Kampfjets über NATO-Gebiet, sollten diese als Bedrohung wahrgenommen werden.
Abschuss russischer Kampfjets? NATO-Länder erhöhen Druck auf Wladimir Putin
Mehrere NATO-Länder hatten sich zuletzt zur möglichen Abschussoption geäußert, vor allem solche, die an der Ostflanke eine Grenze zu Russland oder zu Putins Verbündeten Belarus besitzen. Dovilė Šakalienė, Verteidigungsministerin Litauens, hatte der NATO laut TVP World zu einem Abschuss russischer Flugobjekte geraten. Und laut dpa bekräftigte der polnische Regierungschef Donald Tusk am Montag (22. September), dass Polen resolut gegen Verletzungen seines Luftraums vorgehen werde.
Das Verteidigungsministerium Estlands hatte beim Kurznachrichtendienst X eine Landkarte mit der mutmaßlichen Flugroute von drei russischen MiG-31-Kampfflugzeugen publik gemacht, die am Freitag rund zehn Kilometer tief im estnischen Luftraum geflogen sein sollen. Am selben Tag hatten ferner zwei russische Kampfjets im Tiefflug eine polnische Bohrinsel in der Ostsee angeflogen und wieder abgedreht.

Auch Eurofighter der deutschen Bundeswehr schützen die NATO-Ostflanke gegen Luftraum-Verletzungen durch Wladimir Putins (li.) Russland. © Montage IPPEN.MEDIA / IMAGO / Funke Foto Services / ITAR-TASS
Nicht erst seit dem heimtückischen russischen Überfall im Ukraine-Krieg kommt es vor, dass NATO-Kampfjets russische Militärflugzeuge über internationalen Korridoren im Ostseeraum „begleiteten“. So wird das Verfahren im Militärjargon genannt. Werden etwa russische Aufklärer über der Ostsee gesichtet, starten sogenannte Alarmrotten – zum Beispiel mit zwei deutschen Eurofightern der Bundeswehr aus Rostock-Laage.
NATO-Piloten und russische Piloten zeigen sich gegenseitig ihre Waffen an Bord
Ein strikteres Szenario, das sich mitunter an Alarmstarts anschließt, ist das „Show of Force“. „Das heißt, deutlich zu zeigen: Die NATO ist bereit, wir sind jederzeit bereit und don‘t mess with us“, schilderte der deutsche Pilot Jürgen Schumann im Frühjahr 2023 auf dem Bundeswehr-Youtube-Kanal. Der Kommodore erzählte über die Signale an russische Flugzeuge: „Ihr seht, was wir für Waffen haben. Und versucht nicht, in die Nähe zu kommen.“ Heißt: NATO-Kampfpiloten zeigen zur Abschreckung, welche Waffen sie unter den Flügeln ihrer Maschinen tragen.
Die Bundeswehr hat aktuell insgesamt 141 Eurofighter. Mit acht dieser Kampfjets ist die deutsche Luftwaffe derzeit am „Air Policing“ der NATO beteiligt, ergo der Luftraum-Überwachung an der Ostflanke. Teils von Laage aus, teils von Polen aus. Einmal wurde eine russische Maschine durch NATO-Jets abgeschossen. Und zwar, als zwei türkische F-16-Kampfjets eine russische Su-24 nach mehreren Luftraum-Verletzungen am 24. November 2015 über der türkisch-syrischen Grenze gewaltsam vom Himmel holten. (dpa, TVP World, Youtube, Spiegel) (pm)