Doch eine Lösung des Dilemmas präsentiert Netanjahu nicht. Und diesen Plan hätte es an dieser Stelle, vor den UN, gebraucht, um viele Staaten zu beruhigen – neben Empathie für die Zehntausenden Todesopfer. Von Netanjahu bekommen sie in seiner Rede vor allem Respektlosigkeit und Wut.

Israels Premier wirft den Regierungs- und Staatschefs, die Palästina als Staat anerkannten, vor, vor Teilen ihrer Bevölkerung und vor den Medien zu “buckeln”. Das ist durchaus makaber, da laut Angaben des Auswärtigen Amtes schon über 200 Medienschaffende in Gaza ums Leben kamen. Laut Netanjahu seien die zivilen Opfer kein legitimer Grund für Kritik, denn jeder Staat würde ähnlich handeln, wenn er von Terroristen angegriffen werde. “Die USA würden das Terrorregime vernichten”, meint er.

Aber würden sie das? Auch in diesem Zusammenhang hat die israelische Führung das Problem, dass sie keinen Plan für eine langfristige Lösung hat. Denn die Amerikaner haben in der Geschichte nicht alle ihrer Feinde beseitigt. Deutschland wurde etwa nach dem Zweiten Weltkrieg entnazifiziert. Sie warteten auch viele Jahre nach den Terroranschlägen vom 11. September 2011 ab, bis sie Al-Qaida-Chef Osama bin Laden erwischten.

Die Bundesregierung steht zwar weiterhin an Israels Seite, aber auch aus Regierungskreisen hört man wiederholt, dass man nicht wisse, was Netanjahu eigentlich vorhat. Deutschland sitzt zwischen den Stühlen, möchte vor dem Hintergrund der Shoah weder Israel im Stich lassen, noch hinnehmen, dass Israel das Völkerrecht mit seiner Kriegsführung verletzt. Deshalb bleibt man mit der israelischen Regierung im Dialog, stoppte allerdings auch Waffenlieferungen, die von Israel in Gaza eingesetzt werden können.

Klar ist aber: Das langjährige strategische Ziel Deutschlands im Nahostkonflikt ist eigentlich die Zweistaatenlösung, und die hat Netanjahu in New York erneut abgeräumt. “Das werden wir nicht zulassen.” Er sage das nicht, weil er von Rechtsextremen in seiner Regierung getrieben werde, sondern weil 90 Prozent der Menschen in Israel gegen einen palästinensischen Staat seien.