Eintracht Frankfurt hat bei Borussia Mönchengladbach eine spektakuläre Partie der Fußball-Bundesliga mit insgesamt zehn Toren für sich entschieden. Zur Pause führte die SGE am Samstagabend bereits mit 5:0, am Ende stand ein 6:4.
Robin Koch (11. und 46. Spielminute), Ansgar Knauff (15.), Jonathan Burkardt (36.), Fares Chaibi (39.) und Can Uzun (45.+1) schossen die zwischenzeitliche 6:0-Führung für Frankfurt heraus. Mönchengladbach steigerte sich im zweiten Durchgang deutlich und betrieb durch Jens Castrop (72.), Haris Tabakovic (78.), Yannik Engelhardt (83.) und Grant-Leon Ranos (90.+8) erhebliche Ergebniskosmetik.
Die SGE rehabilitierte sich dabei für die 3:4-Heimpleite gegen Union Berlin und kletterte zumindest vorübergehend auf den vierten Tabellenrang. Bis zum 6:0 sah Frankfurts Kapitän Robin Koch im Sportschau-Interview “ein überragendes Spiel. Dann bekommst du zwei Standard-Tore und darfst dann natürlich keine vier Stück hier bekommen.”
Gladbach zurück im Negativtrend
Gladbach hingegen trat über weite Strecken desolat auf und enttäuschte – trotz vier später Tore. In der Vorwoche beim Remis in Leverkusen hatte die Borussia beim ersten Spiel von Interimstrainer Eugen Polanski noch überzeugt und Hoffnung auf bessere Zeiten aufkommen lassen.
Die schlimme erste Halbzeit gegen Frankfurt dürfte die Euphorie erheblich gedämpft haben. Polanski monierte gegenüber der Sportschau eine “katastrophale Box-Verteidigung. Ich hab sehr, sehr wenig gesehen von dem, was wir umsetzen wollen.” Die “Fohlen” sind saisonübergreifend seit zwölf Spielen sieglos (eingestellter Vereinsnegativrekord) und rutschten durch den Heidenheimer Erfolg gegen Augsburg gar auf den letzten Tabellenplatz ab.
Erste SGE-Abschlüsse sitzen direkt
Es war eine erste Hälfte zum Vergessen für die Gladbacher. Während man in den Anfangsminuten noch gut dagegenhielt und Frankfurt im Spielaufbau forsch störte, ging in den restlichen 35 Minuten beinahe alles schief. Koch köpfte eine Ecke von Chaibi am kurzen Pfosten ein und eröffnete in der 11. Minute das muntere Toreschießen der Eintracht.
Keine fünf Minuten danach machte Ritsu Doan einen abgewehrten Einwurf noch mal scharf, die Hereingabe des Japaners verwertete Knauff trocken – Frankfurt machte aus den ersten beiden Chancen zwei Tore. Gladbach musste sich schütteln, hatte spürbar mit aufkommender Unsicherheit zu kämpfen. Jens Castrop sorgte nach Pass von Rocco Reitz immerhin für den ersten Abschluss auf das Frankfurter Tor (19.).
Bittere erste Halbzeit für Gladbachs Trainer Eugen Polanski
Frankfurts Uzun, Chaibi und Co. drehen auf
Die Spielkontrolle hatte aber die Eintracht, die mehr Ballbesitz verbuchte und bei Ballverlust direkt ins Gegenpressing ging. Die Gladbacher waren überfordert, brachten kaum drei Pässe hintereinander an den eigenen Mann. Ganz im Gegensatz zu den Frankfurtern, die immer mehr in Spiellaune kamen: Uzun nahm einen hohen Ball sauber mit und leitete fein mit dem Außenrist auf Burkardt weiter, der im Fallen an Moritz Nicolas vorbei ins Netz traf.
Polanski versuchte, mit einem Doppelwechsel einen Impuls zu setzen (Florian Neuhaus und Haris Tabakovic kamen für Kevin Stöger und Fabio Chiarodia). Das Gladbacher Spiel verbesserte sich aber nicht, im Gegenteil, es wurde noch zerfahrener und unkonzentrierter. Doan spielte den Ball von links ins Zentrum, Chaibi durfte ungestört ins lange Eck vollenden. In der Nachspielzeit erhöhte Uzun gar auf 5:0, nachdem sich das Top-Talent mit Knauff und Chaibi durchkombiniert hatte. Der türkische Nationalspieler setzte damit seine Serie mit einem Tor in jedem Bundesliga-Spiel fort, traf in der fünften Partie zum fünften Mal.
Erneut überragend: Frankfurts Can Uzun
Gladbacher Horror-Start auch in Halbzeit zwei
Die zweite Halbzeit startete, wie die erste geendet hatte: Nathaniel Brown brachte den Ball nach einer kurz ausgespielten Ecke an den langen Pfosten, Koch stand parat – keine 60 Sekunden nach Wiederanpfiff. Wieder verteidigte die Borussia desolat, es blieb aus Gladbach-Sicht zu befürchten, dass auch im zweiten Durchgang mehrere Gegentreffer fallen würden
Doch die Polanski-Elf wehrte sich. Direkt nach dem sechsten Gegentor tauchte Tabakovic frei vor Gäste-Torwart Kaua Santos auf, stand allerdings knapp im Abseits. Wenig später prüften Diks und Tabakovic Frankfurts Torwart bei einer Doppelchance, der Brasilianer war aber auf dem Posten (63.).
Frankfurt lässt Gladbach gewähren
Eine weitere Flanke brachte schließlich den ersten Treffer der Heimelf. Joe Scally flankte ins Zentrum, Castrop köpfte völlig freistehend ein. Die Gladbacher Fans bejubelten das Tor mit einer Prise Galgenhumor teilweise frenetisch. Frankfurt ließ nun zu viel zu und ermöglichte den Gladbachern den zweiten Treffer: Tabakovic köpfte eine Ecke von Luca Netz ein und freute sich über sein zweites Saisontor.
Als Engelhardt aus dem Getümmel sogar das dritte Tor für die “Fohlen” gelang, hellten sich die Gesichter der Borussia-Anhänger zunehmend auf – die Hoffnung auf ein irres Ende in einem wilden Spiel war plötzlich da. Auch Frankfurt wurde unruhig, Trainer Toppmöller schrie vom Seitenrand wütend auf seine Mannschaft ein. Tatsächlich gelang Ranos tief in der Nachspielzeit – erneut per Kopf – sogar noch das 4:6. Komplett auf den Kopf stellte Gladbach das Spiel aber nicht mehr.
Gladbach gegen Freiburg, Frankfurt in Madrid
Gladbach empfängt am sechsten Spieltag den SC Freiburg (Sonntagabend, 19.30 Uhr). Frankfurt spielt am Dienstagabend gegen Atletico Madrid in der Champions League (21.00 Uhr), ehe in der Bundesliga am Samstagabend das Topspiel gegen Bayern München ansteht (18.30 Uhr).