Cameron Puertas ist Nati-Hoffnungsträger und spielt bei Werder Bremen.20 Minuten erklärt der gebürtige Spanier seine Pläne.Er träumt davon, mit der Schweiz an einer WM teilzunehmen.Puertas wartet noch auf seinen Schweizer Pass. Ein alter Strafregistereintrag verzögerte dies.

Cameron Puertas, Sie haben mit Werder Bremen gerade gegen Bayern München (0:4) gespielt. Wie haben Sie das Spiel erlebt?

Es war eine schöne Erfahrung, gegen so einen historischen Klub mit diesen Weltklasse-Spielern zu spielen, aber natürlich war es auf dem Rasen ein bisschen schwierig mit der Niederlage.

Ein Besuch beim Oktoberfest lag wahrscheinlich nicht mehr drin, oder?

Nein, nein, natürlich nicht. Wir sind ins Hotel zurückgekehrt, wir haben versucht, so früh wie möglich zu schlafen, aber es war schwierig. Wenn wir gewonnen hätten, wäre es vielleicht anders gewesen.

Waren die Bayern der stärkste Gegner Ihrer bisherigen Karriere?

In Belgien haben wir in der Europa League gegen Liverpool oder andere starke Mannschaften gespielt. Der Unterschied ist aber, dass du dort wusstest, dass in einem einzelnen Spiel etwas drin liegt. Auch für Liverpool war es nicht einfach, bei einem kleinen Verein in Belgien zu spielen. Bayern ist sich an solche Spiele in der Liga gegen Bremen eher gewöhnt, die gibt es jede Saison.

Puertas hat sich im offensiven Mittelfeld von Werder Bremen seinen Platz gesichert.

Puertas hat sich im offensiven Mittelfeld von Werder Bremen seinen Platz gesichert.IMAGO/Noah Wedel

Wie haben Sie sich in Bremen bislang eingelebt?

Sehr gut. Ich wurde sehr gut aufgenommen von den Mitspielern und allen anderen Personen im Verein. Dazu konnte ich sofort spielen, was die Integration vereinfachte. Die Liga kommt mir und meinen Qualitäten entgegen.

Wie nehmen Sie Werder Bremen als Verein wahr?

Man spürt sofort, dass es ein Topclub in Deutschland mit grosser Historie und vielen Fans ist. Aber ich mag auch sehr, dass Werder ein sehr familiärer Verein ist. Das gibt es im Fussball heutzutage nicht mehr überall und hat mir in meiner Anfangszeit hier sehr geholfen.

Vor Bremen haben Sie in Saudiarabien gespielt. Wie vergleichen Sie das Niveau dort mit der Bundesliga?

Das Niveau der ganz grossen Matches in der Bundesliga ist noch ein wenig höher als in Saudiarabien, aber wenn du die Top 6 in der saudiarabischen Liga nimmst, dann ist das ebenfalls ein Topniveau.

Im Duell mit Harry Kane: Cameron Puertas (r).

Im Duell mit Harry Kane: Cameron Puertas (r).IMAGO/ActionPictures

Sie haben bei Al-Qadsiah gegen Cristiano Ronaldo gespielt, nun gegen Harry Kane. Wer ist besser?

Cristiano ist der beste Fussballer der Geschichte, da ist es schwierig, ihn mit anderen zu vergleichen. Es war wirklich sehr beeindruckend, ihn schon nur zu sehen und dann auch noch gegen ihn zu spielen. Kane ist natürlich auch ein Topstürmer. Die beiden spielen wie auf einem anderen Planeten, das ist klar.

Sie haben auch das Trikot getauscht mit Ronaldo.

Ja, ich musste ein wenig schummeln, aber ich habe es bekommen. Mein damaliger Teamkollege Nacho hat es für mich organisiert. Das Ronaldo-Trikot hängt in meinem Haus in Lausanne direkt neben dem Trikot von Karim Benzema.

Ronaldos Trikot hängt in Puertas' Haus in Lausanne.

Ronaldos Trikot hängt in Puertas’ Haus in Lausanne.IMAGO/Nexpher Images

Wer war Ihr Vorbild, als Sie klein waren?

Ich war als Kind Goalie, deswegen war Iker Casillas früher mein Vorbild. Je älter ich wurde, desto mehr mochte ich die Spieler von Real Madrid wie C. Ronaldo. Aber Andrés Iniesta von Barcelona fand ich auch sehr cool. Vom Stil her liebte ich auch David Beckham mit seiner Eleganz.

Sie sind Spanier, aber in der Schweiz geboren und aufgewachsen. Für welches Nationalteam möchten Sie spielen?

Ich bin mein ganzes Leben in der Schweiz aufgewachsen und schätze sehr, was die Schweiz mir alles gegeben hat. Mein grosser Traum ist es, eine WM mit der Schweiz zu spielen. Klar habe ich auch den spanischen Pass, und am Ende entscheidet der Trainer. Ich weiss aber, dass ich der Nati mit meinem Spielstil und meinen Qualitäten helfen kann. Ich warte auf den Moment, in dem ich die Farben des Landes verteidigen kann, in dem ich geboren bin und das mir alles gegeben hat. Aber natürlich kann ich Spanien als Option nicht ganz ausschliessen, solange ich in keinem Aufgebot dabei bin.

Während seiner Zeit bei Lausanne verlor Puertas seinen Führerschein. Weil er nach dem Führerschein-Entzug einen Tag zu früh mit einem Scooter unterwegs war, kassierte er einen Eintrag im Strafregister, der den Einbürgerungsprozess des Spaniers unterband. Der Strafregistereintrag wird nun aber bald erlöschen.

Wie SFV-Medienchef Adrian Arnold erklärte, warte man auf weitere Rückmeldungen seitens der Behörden, damit Puertas möglichst bald den Pass erhalte. «Auch er ist ein Spieler mit einem interessanten Profil», betonte Murat Yakin an der Kaderbekanntgabe der Nati am Donnerstag.

Den Schweizer Pass haben Sie aber noch nicht erhalten?

Noch nicht. Aber das sollte normalerweise in diesem Jahr noch klappen. Von meiner Seite habe ich alles gemacht, was ich kann. Jetzt hoffe ich, dass alles klappt und dass der Tag kommt, an dem ich für die Nati aufgeboten werde.

Sind Sie in Kontakt mit Nati-Trainer Murat Yakin?

Mit seinem Assistenten Davide Callà bin ich im Austausch.

Hat Sie Ihr Bremen-Mitspieler Isaac Schmidt schon versucht, für die Schweiz zu überzeugen?

Nein, wie gesagt, da ist keine Überzeugungsarbeit nötig. An dem Tag, an dem der Anruf kommt, werde ich das Angebot wahrnehmen. In der Nati sind neben Isaac auch Dan Ndoye, Andi Zeqiri und Zeki Amdouni viele Freunde von mir dabei. Es würde mich wirklich freuen, für dieses Land auflaufen zu können.

Cameron Puertas und Dan Ndoye jubelten einst gemeinsam für Lausanne – und bald für die Nati?

Cameron Puertas und Dan Ndoye jubelten einst gemeinsam für Lausanne – und bald für die Nati?freshfocus

Was verbindet Sie mit Schmidt?

Wir kennen uns schon sehr lange, sind im gleichen Quartier in Lausanne aufgewachsen, gingen zusammen in die gleiche Schule und haben vieles zusammen gemacht. Jetzt zusammen im gleichen Team in der Bundesliga zu spielen, ist selten und etwas, das so in der Geschichte des Fussballs wohl selten passiert. Umso mehr, da wir beide aus einem kleinen Land kommen, in dem es schwierig ist, so weit zu kommen.

Und Ihre geliebte Trikotnummer 23 bei Werder hat er Ihnen weggeschnappt?

Bevor mein Wechsel perfekt war, wollte ich ihm schon schreiben, dass er die Nummer 23 freilassen soll. Aber dann dachte ich, das bringt Unglück, und habe nichts gesagt. Natürlich hat er dann tatsächlich die 23 genommen. Darüber haben wir später zusammen lachen können.

Wie findest du den neuen Look?

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Florian Gnägi

Florian Gnägi (flo), arbeitet seit 2021 für 20 Minuten im Ressort Sport. Seine grösste Expertise hat er auf den Themengebieten Fussball und Tennis.