„Es ist allgemein bekannt, dass der Zuckerkonsum in unserer Gesellschaft deutlich zugenommen hat und zusammen mit dem Mangel an körperlicher Aktivität zu einer verstärkten Verbreitung übergewichtiger Menschen in der Bevölkerung beiträgt“, bemerkt Alexandra Schoos. Dies könne unter anderem zur Krankheit Diabetes mellitus führen, die sie als eine der „großen gesundheitspolitischen Herausforderungen unserer Zeit“ bezeichnet, und der die ADR-Abgeordnete eine parlamentarische Anfrage an Gesundheitsministerin Martine Deprez (CSV) widmet.
In Luxemburg waren 2024 insgesamt 33.000 Menschen zwischen 20 und 79 Jahren von Diabetes betroffen. Beim Typ 1 handelt es sich dabei um eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem Zellen der Bauchspeicheldrüse zerstört, sodass kein Insulin mehr produziert werden kann. Typ 2 hingegen ist vor allem auf die Gene und die von Schoos beschriebene ungesunde Lebensweise zurückzuführen. Die Zahlen zu Luxemburg entstammen der Einschätzung der International Diabetes Foundation (IDF), die sogar davon ausgeht, dass die Zahl der Betroffenen bis 2050 noch auf 44.400 ansteigen wird.
Luxemburgische Daten fehlen
Auch die Regierung scheint sich auf die Zahlen der IDF zu beziehen, denn wie die Ministerin anmerkt, liegen dem „Observatoire de la Santé“ für die Jahre 2015 bis heute nur aggregierte Daten zur geschätzten Prävalenz von Diabetes in Luxemburg vor. „Eine detaillierte Aufschlüsselung nach Altersgruppen oder Geschlecht fehlt.“ Dabei sei die Prävalenz, also der Anteil an Erkrankten in der Bevölkerung, vor allem bei Kindern unter 14 Jahren nicht bekannt. Im Jahr 2022 wurden aber insgesamt 155 Kinder mit Typ-1-Diabetes behandelt, so Martine Deprez – was einer Rate von 16,2 pro 10.000 Kindern entspricht. Diese Erkenntnis sei im Bericht „Eng gesond Zukunft: e Rapport iwwer d’Gesondheet vun de Kanner zu Lëtzebuerg“ veröffentlicht worden, so die Ministerin.
In ihrer parlamentarischen Anfrage bezieht sich Alexandra Schoos auch auf Angaben der „Fédération internationale du Diabète“, der zufolge in Luxemburg 26,2 Prozent der Betroffenen – also jeder Vierte – nicht diagnostiziert wurde. Diese Zahl beziehe sich auf die geschätzte Zahl der Menschen mit Diabetes in Luxemburg im Jahr 2024, erklärt die Ministerin. Es handele sich also in Luxemburg um etwa 8.600 Menschen, die sich ihrer Krankheit nicht bewusst sind.
Dies birgt allerdings ein Gefahrenpotenzial. Wie Schoos anmerkt, könnten bei einer fehlenden oder verspäteten Diagnose schließlich Komplikationen wie etwa Nierenversagen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder gar Amputationen auftreten. Die Ministerin verweist an dieser Stelle auf den Bericht Health at a Glance, demzufolge im Jahr 2021 147 Krankenhausaufenthalte pro 100.000 Einwohner vermeidbar gewesen wären. „Dies ist ein etwas niedrigerer Prozentsatz als in Deutschland und ähnelt dem von Frankreich und Belgien im Jahr 2019.“
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In Zukunft Bewegung per Rezept?
Die Regierung setzt daher vor allem auf die Sensibilisierung der Bevölkerung: Seit 2006 verfolgt die Gesundheitsdirektion gemeinsam mit mehreren Ministerien den nationalen Plan „Gesund essen, mehr bewegen“ (GIMB), der zum Ziel hat, gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung zu fördern. Eine aktuelle Kampagne zielt zudem auch auf die Reduzierung des Zuckerkonsums in Schulen und Gemeinden ab. Und auch lokal wird viel getan: Projekte wie „Wibbel“ in Dudelange oder „Moving Kids“ in Luxemburg-Stadt richten sich besonders an Jugendliche, während die Clubs Actif Plus Kochkurse und Bewegungsangebote für ältere Menschen anbieten.
Martine Deprez verweist darüber hinaus auch auf die Möglichkeit, künftig körperliche Aktivität per Rezept zu verschreiben: „Die Gesundheitsdirektion und das Ministerium für Gesundheit und soziale Sicherheit arbeiten an einem interministeriellen Pilotprojekt, bei dem Ärzte unter der Aufsicht von Experten für körperliche Aktivität ihren Patienten angepasste körperliche Aktivität verschreiben können. Ärzte könnten dann maßgeschneiderte Aktivitäten für Menschen mit Typ-II-Diabetes, Krebs oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschreiben.“
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