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Die Ukraine setzt auf Drohnenangriffe gegen Russlands Infrastruktur. Die Ölkrise verschärft sich. Der Kreml hat noch keine Lösung.

Moskau – Russlands Kraftstoffmarkt befindet sich in einer „noch nie dagewesenen Krise“, wie kürzlich eine russische Informationsagentur mitteilte. Im Sommer meldeten die großen Ölunternehmen erhebliche Gewinneinbrüche. Gleichzeitig steigert das Ölkartell Opec+ die Ölproduktion. Diese Entwicklungen beeinträchtigen Russlands Wirtschaft erheblich, und zusätzlich verschärfen ukrainische Drohnenangriffe die Lage. Ein solcher Angriff traf kürzlich ein Chemiewerk.

Ukrainische Drohnenangriffe schwächen Russlands Wirtschaft – Chemiewerk und Ölraffinerie im Fokus

In der russischen Region Orenburg griffen ukrainische Drohnen eine bedeutende Ölraffinerie an. Zudem wurden Angriffe auf einen der größten Chemikalienhersteller in der Perm-Region gemeldet. Diese Informationen wurden am Freitag, dem 3. Oktober, von offiziellen Stellen bestätigt. Augenzeugen luden Videos in sozialen Netzwerken hoch, die schwarzen Rauch über der Raffinerie in Orenburg zeigen. Mindestens eine Drohne schlug dort ein.

Die Raffinerie Orsknefteorgsintez zählt laut der Moscow Times zu den leistungsstärksten in Russland. Sie produziert jährlich 6,6 Millionen Tonnen Ölprodukte in 30 verschiedenen Typen, darunter Benzin, Diesel, Flugzeugtreibstoff und Bitumen.

Wolodymyr Selenskyj in Kopenhagen.

Wolodymyr Selenskyj in Kopenhagen (Symbolfoto). Die Ukraine setzt auf Drohnenangriffe gegen Russlands Infrastruktur. Die Ölkrise verschärft sich. Der Kreml hat noch keine Lösung. © IMAGO / dts Nachrichtenagentur

Der Drohnenangriff hatte jedoch keine schwerwiegenden Folgen. Es gab keine Opfer, und die Produktion lief wie geplant weiter. Das Azot-Werk in Perm hatte weniger Glück. Es musste seine Arbeit kurzzeitig einstellen, nahm sie aber wieder auf, wie der Gouverneur der Perm-Region, Dmitri Makhonin, mitteilte.

Ölkrise in Russland – Engpässe und steigende Preise durch ukrainische Angriffe

Die jüngsten Angriffe sind Teil einer Strategie der Ukraine, die seit Monaten verstärkt verfolgt wird: Durch kontinuierliche Drohnenangriffe wird die russische Infrastruktur gezielt geschwächt. Angriffe auf Ölraffinerien erregten bereits mehrfach große Aufmerksamkeit. In Russland führte dies zu einer Ölkrise: Engpässe in der Versorgung verursachen Knappheit an den Tankstellen und führen zu Preissteigerungen. Dies berichtete die BBC unter Berufung auf BBC Verify.

Vor allem im August und September intensivierte die Ukraine ihre Angriffe auf russische Raffinerien. Seit Januar wurden 21 der 38 großen Raffinerien, in denen Rohöl in nutzbares Öl umgewandelt wird, getroffen. Die Anzahl der erfolgreichen Angriffe stieg um 48 Prozent im Vergleich zum gesamten Jahr 2024.

Treibstoffknappheit in Russland – lange Warteschlangen an Tankstellen

Im Gegensatz zu Angriffen auf russische Nachschublager oder Frontlinien spüren vor allem die russischen Durchschnittsbürger die Auswirkungen der Raffinerie-Angriffe. Verifizierte Videos zeigen lange Warteschlangen an Tankstellen während der Benzinkrise.

Einige Tankstellen entschieden sich, „die Krise abzuwarten“, anstatt Verluste hinzunehmen. Besonders die Krim und die östlichen Regionen Russlands sind stark betroffen: Auf der Krim rief der regionale Anführer zur Geduld auf, während immer mehr Tankstellen schließen.

Ölverkäufe sind für den Kreml von entscheidender Bedeutung – aber es gibt Rettungsmaßnahmen

Diese Entwicklung ist besonders kritisch, da die Ölraffinerien nicht nur die Bevölkerung versorgen, sondern auch die Kriegskasse des Kremls füllen sollen. Russland erzielt normalerweise Milliarden durch den Export von Ölprodukten – der Verlust dieser Einnahmen erhöht den politischen Druck auf Präsident Wladimir Putin.

Putins Verbündete: Diese Länder stehen im Ukraine-Krieg an der Seite Russlands

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Russland kann die Verluste jedoch noch ausgleichen. Der Kreml greift auf den National Wealth Fund (NWF) und neue Schulden zurück, um zusätzliches Geld zu beschaffen, auch wenn die Ölexporte nicht die gewünschten Gewinne bringen. Je erfolgreicher die Ukraine mit ihren Drohnenangriffen und die westlichen Sanktionen sind, desto mehr muss Putin den NWF anzapfen.

Grenzen der Rettungsmaßnahmen – Schrumpfendes Finanzpolster des Kremls in der Ölkrise

Putins Problem ist, dass diese Rettungsmaßnahmen begrenzt sind. Bereits im ersten Kriegsjahr nutzte Russland den NWF großzügig. Im Mai 2025 fügte das Finanzministerium neue Mittel hinzu, darunter Fremdwährungen und Gold. Doch laut dem Center for Strategic & International Studies (CSIS) sind die liquiden Mittel des NWF (Stand August 2025) mit 51 Milliarden US-Dollar (43,4 Milliarden Euro) nur neun Prozent höher als das Zieldefizit von 47,2 Milliarden US-Dollar.

Das CSIS warnt: Jeder entgangene Dollar aus Öleinnahmen verringert das finanzielle Polster des Landes und erhöht die Abhängigkeit von Krediten. Dies verstärkt den Druck auf Moskau.