Das Europäische Parlament hat gestern mit Mehrheit einem Antrag zugestimmt, Bezeichnungen wie “Wurst” oder “Schnitzel” für pflanzliche Fleischalternativen zu verbieten. 

Veggie-Verbot trifft wachsenden Markt pflanzlicher Alternativen 

Unstrittig ist, dass diese Produkte für viele Menschen eine echte Alternative darstellen und somit in direkter Konkurrenz zu Fleisch- und Wurstwaren stehen. Warum die Fleischindustrie in Deutschland und Europa einen so hohen Stellenwert genießt, ist jedoch schwer nachzuvollziehen. 

Céline Irmart von der EVP-Fraktion, die in dieser Frage federführend verhandelt hat, begründet den Vorstoß mit dem Schutz von Landwirten und der Bewahrung europäischer Traditionen. Ob dies ein tragfähiges Argument ist, bleibt jedoch fraglich. Landwirte könnten ihre Produktion bei entsprechendem Willen auch stärker auf pflanzliche Lebensmittel ausrichten.

Zudem lässt sich die europäische Kultur kaum auf den gemeinsamen Fleischkonsum reduzieren. Aspekte wie Tierschutz, Ressourcenschonung oder die Förderung neuer deutscher Marken, die vegetarische Produkte entwickeln, spielen in dieser Argumentation keine Rolle. 

Fleischindustrie versus Verbraucherinteressen in der EU 

Die Entscheidung wirkt daher weniger wie das Ergebnis einer sachlichen Abwägung, sondern vielmehr wie eine Prioritätensetzung zugunsten der Fleischwirtschaft. Unter anderen Umständen gilt die Ablehnung von Verboten als wirtschaftsfreundlich, die Eröffnung neuer Märkte wird in der Regel begrüßt und eine vielfältige Auswahl für Konsumentinnen und Konsumenten gilt gemeinhin als positiv. All diese Grundsätze scheinen hier jedoch in den Hintergrund zu treten. 

Auch die angebliche “Verwechslungsgefahr” ist schwer nachvollziehbar. Kaum jemand wird unbeabsichtigt eine Packung “pflanzliche Wiener” kaufen, wenn er eigentlich Schweinewürste möchte. Vergleiche mit “Kinderschnitzeln” oder Produkten wie “Sonnenmilch” zeigen, dass ähnliche Bezeichnungen in anderen Bereichen kein Problem darstellen. 

Laborfleisch und Inhaltsstoffe pflanzlicher Produkte 

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Sorge vor sogenanntem “Laborfleisch”. Hier wird argumentiert, dies bedrohe die Herstellung “echter” Lebensmittel. Vergleichbare Bedenken spielten bei stark verarbeiteten Produkten wie Süßwaren oder Fertiggerichten bislang jedoch keine Rolle. Zudem scheinen viele Abgeordnete die tatsächlichen Inhaltsstoffe von veganen Ersatzprodukten kaum zu kennen. Oft bestehen diese überwiegend aus natürlichen Rohstoffen, die durch ähnliche Zusatzstoffe ergänzt werden, wie sie auch in herkömmlicher Wurst verwendet werden. 

Haben die Abgeordneten eigentlich die Zutatenlisten von Chicken-Nuggets und Co. studiert? Und wie genau funktionierte das eigentlich mit den Dino-Nuggets? Wo wurden die Dinos so lange gelagert, dass sie noch essbar waren? Fragen, auf die es wohl nie klare Antworten geben wird.

CDU und EU setzen Prioritäten zugunsten der Fleischwirtschaft 

Diese politische Linie scheint weniger von objektiver Logik geleitet zu sein, sondern eher vom Interesse, die Fleischwirtschaft zu schützen und den wachsenden vegetarischen Markt auszubremsen. Für Verbraucher:innen, die bewusst auf tierische Produkte verzichten möchten, um Tierleid zu verhindern, ist diese Haltung ein deutliches Signal.

Die Entscheidung ist noch nicht endgültig, da sie nun in die Verhandlungen zwischen den 27 EU-Mitgliedsstaaten geht. Bundeskanzler März und Agrarminister Rainer haben bereits Zustimmung signalisiert, sodass für Deutschland eine klare Tendenz erkennbar ist. Damit könnte die CDU tatsächlich als eine Partei wahrgenommen werden, die stärker auf Verbote setzt – sei es beim Gendern oder bei pflanzlichen Fleischalternativen.