Der Maschinenbauer K. R. Pfiffner AG in Utzenstorf stoppt seine Produktion.Rund 80 von über 100 Stellen werden gestrichen.Gründe sind die Autokrise und neue US-Strafzölle.

«Wir mussten die Notbremse ziehen» – der Chef des Maschinenbauers K. R. Pfiffner AG in Utzenstorf, Andreas Ewald, stoppt nach 60 Jahren seine Produktion. Dabei werden rund 80 der etwas über 100 Stellen gestrichen. Als Gründe nennt das Unternehmen die anhaltende Krise in der Autobranche und die 39-Prozent-Strafzölle der USA.

Die Firma, einst als Maschinenfabrik Hug gegründet und heute Teil einer taiwanischen Gruppe, baut hochkomplexe CNC-Werkzeugmaschinen für die Serienfertigung von Präzisionsteilen. Doch künftig will sich Pfiffner fast ausschliesslich auf Forschung und Entwicklung konzentrieren, teilt das Unternehmen der «Berner Zeitung» mit.

100 Tonnen Stahl bestellt – und wieder zurückgeschickt

Zuerst sorgte der politisch forcierte Umstieg auf Elektromobilität für Zurückhaltung bei Investitionen. «Wir haben uns technisch angepasst und das eigentlich gut gemeistert», sagt Ewald. Doch dann stagnierten die Verkäufe von E-Autos – und die EU stellt ihr Verbrenner-Aus ab 2035 plötzlich wieder infrage. «Diese Unsicherheit lähmt die Investitionsbereitschaft unserer Kunden.» Bei Maschinenpreisen zwischen einer und vier Millionen Franken zögert die Kundschaft doppelt, bevor sie bestellt.

Noch im Frühjahr schien ein Lichtblick in Sicht. Eine Bestellung aus dem gut ausgelasteten deutschen Schwesterwerk sollte die Produktion in Utzenstorf vorübergehend sichern: Drei Maschinen für den US-Markt waren geplant. «Wir haben schon erste Vorbereitungen getroffen und dafür 300’000 Franken ausgegeben»», erzählt Ewald. Kräne wurden verstärkt, 100 Tonnen Stahl angeliefert. Dann kam der 1. August – und mit ihm der Zollhammer. «Mit dem hohen Zoll blieb uns nichts anderes übrig, als die Übung abzubrechen und den Stahl zurückzuschicken», sagt Ewald zur «Berner Zeitung».

Andere Aufträge aus Deutschland hätten sich nicht verlagern lassen: Die dort gefertigten Maschinen seien schlicht zu schwer für die Hallen in Utzenstorf gewesen. «Die Statik hätte nicht mitgemacht.»

«Mir persönlich geht das sehr nahe»

Ewald betont, man habe alles versucht, um den Standort zu retten. Über ein Jahr lang galt Kurzarbeit, selbst die Kaderlöhne wurden reduziert. Doch all das half am Ende nichts.

Aktuell läuft die gesetzlich vorgeschriebene Konsultationsfrist. Wird keine Alternative gefunden, sollen die Kündigungen Ende Monat ausgesprochen werden – mit dreimonatiger Frist bis Ende Januar. Ein Teil könne zwar über Pensionierungen und freiwillige Abgänge aufgefangen werden, so Ewald, aber es treffe alle trotzdem schwer. «Mir persönlich geht das sehr nahe.»

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Karin Leuthold

Karin Leuthold (kle), Jahrgang 1968, arbeitet seit 2005 für 20 Minuten und ist derzeit am Newsdesk tätig.