Flensburgs Emil Manfeldt Jakobsen jubelt

AUDIO: SG-Torhüter Kevin Möller: “Unfassbar schön” (2 Min)

Stand: 11.10.2025 18:32 Uhr

Die SG Flensburg-Handewitt hat auch das 113. Landesderby gegen den THW Kiel gewonnen. Am Sonnabend gelang in heimischer Arena ein 36:34 (16:19). Für die SG war es nicht nur der fünfte Derbysieg in Folge, durch den Erfolg löste sie auch den ewigen Rivalen an der Tabellenspitze der Handball-Bundesliga ab.

von Christian Görtzen

Während die Flensburger nach der Schlusssirene zum “Die Nummer eins im Land sind wir”-Gesang ihrer Fans tanzten, verließen die Kieler mit hängenden Köpfen das Spielfeld. Sie hatten nicht nur erneut das Nachsehen in einem Derby, sie kassierten zugleich auch die erste Niederlage in dieser Saison.

Die weiterhin ungeschlagene Mannschaft von SG-Trainer Ales Pajovic steht nach dem achten Spieltag mit 14:2 Punkten in der Tabelle ganz oben. Kiel ist mit 13:3 Zählern derzeit Zweiter. Es spricht aber einiges dafür, dass der SC Magdeburg (11:1, Heimspiel gegen den Bergischen HC) noch am Rekordmeister vorbeiziehen wird.

“Der Sieg bedeutet sehr viel für uns.

SG-Torwart Kevin Möller

“Wir haben nach der Pause ein paar Kleinigkeiten geändert, und die Kieler hatte dann Schwierigkeiten. Sie hatten ein paar technische Fehler, und ich habe dann auch ein paar Bälle gehalten”, sagte der starke SG-Torhüter Kevin Möller in der Sportschau. “Der Sieg bedeutet sehr viel für uns. Wir sind zwar jetzt Erster, aber Magdeburg hat nur einen Minuspunkt. Für mich ist der SCM noch vor uns.”

Für THW-Profi Lukas Zerbe lag die Niederlage nicht daran, dass dem Kieler Team am Ende etwas die Kräfte ausgegangen sein könnten. “Nein, ich glaube eher, dass uns in der zweiten Hälfte der kühle Kopf vor dem SG-Tor fehlte. Wir haben zu viele Chancen liegengelassen, und Kevin Möller hat stark gehalten.”

Pytlick wechselt wohl im Sommer nach Berlin

Die Freude der Flensburger über den fünften Derbysieg in Folge fiel aber nicht ungetrübt aus. Nach Sportschau-Informationen wechselt der dänische Weltklassespieler Simon Pytlick im kommenden Sommer zum Titelverteidiger Füchse Berlin, der vom ehemaligen SG-Coach Nicolej Krickau trainiert wird. Beim Hauptstadt-Club wird er dann, wie in der dänischen Nationalmannschaft, mit Mathias Gidsel die Zange auf den Halbpositionen im Rückraum bilden. Die Vereine haben den Wechsel noch nicht bestätigt.

“Zebras” starten fahrig in die Partie

Schon die Anfangsphase des Derbys in Flensburg vor 6.300 Zuschauern hatte viel geboten. Die “Zebras” fanden sehr schlecht in die Partie, leisteten sich technische Fehler und Fehlwürfe, und so schien eine extrem frühe Auszeit von THW-Coach Filip Jicha nach drei, vier Minuten nicht ausgeschlossen. Der 43 Jahre alte Tscheche reagierte aber noch nicht. Er vertraute darauf, dass sein in dieser Saison so furios auftrumpfender Spielmacher Elias Ellefsen a Skipagötu nach zwei Fehlwürfen in die Spur finden würde.

Flensburgs Simon Pytlick in Aktion

Nach Sportschau-Informationen wird der dänische Handball-Nationalspieler Simon Pytlick in der nächsten Sommerpause von der SG Flensburg-Handewitt zu den Berliner Füchsen wechseln.

Und dies gelang dem Färinger, der bei seinen schnellen, dynamischen Vorstößen von zwei Flensburgern (zumeist Pytlick und Kent Robin Tönnesen) aufgenommen wurde, dann auch. Der HBL-Spieler des Monats September trug auch mit zwei Toren dazu bei, dass die Gäste aus einem 0:2-Rückstand eine 4:3-Führung (8.) machten.

Flensburg antwortet zunächst stark,..

Den Flensburgern, die vor dem Anpfiff die Vertragsverlängerung mit dem norwegischen Rückraumspieler Tönnesen bis Sommer 2027 verkündet hatten, gelang eine gute Reaktion. Hinten wehrte der bosnische Keeper Benjamin Buric mehrere Würfe ab, zudem ging ein Siebenmeter von THW-Linksaußen Magnus Landin neben das Tor – und vorne wurden die eigenen Chancen gut genutzt. Marko Grgic sorgte in seinem ersten Landesderby für das 14:12 (20.).

…aber Kiel setzt sich vor der Pause etwas ab

Nur: Danach lief nicht mehr viel bei der SG und ziemlich viel für den THW, bei dem sich Torhüter Andreas Wolff immer mehr steigerte. Nur noch zwei weitere Tore gelangen der SG in der ersten Hälfte. Dagegen trafen die Kieler noch siebenmal. Ein 3:0-Lauf in den letzten Minuten des ersten Durchganges sorgte für die 19:16-Pausenführung der “Zebras”.

“Es ist ein Spiel auf hohem Niveau mit hoher Intensität. Drei Tore Rückstand zur Pause – das ist nicht schön, aber das ist auch nichts, was wir nicht noch umbiegen könnten”, sagte SG-Kapitän Johannes Golla in der Pause. THW-Linksaußen Rune Dahmke meinte dagegen: “Wir haben ein Super-Tempo im Spiel. Jetzt sind wir voll drin.”

Kevin Möller wird zum großen Rückhalt der SG

Nur wenige Minuten nach Wiederbeginn zeigte sich, dass Dahmke zu optimistisch war. Nach der Pause war die SG voll drin – und wie! In nur neun Minuten machten die Flensburger – vor allem auch dank der Paraden von Kevin Möller (einschließlich Siebenmeter gegen Lukas Laube) – aus einem Drei-Tore-Rückstand eine eigene 24:21-Führung. Jicha nahm die Auszeit und forderte mehr Intensität von seinem Team, das ohne Emil Madsen (Knorpelverletzung im rechten Knie) auskommen musste.

Tore SG Flensburg-Handewitt: L. K. Möller 10, Golla 6, E. M. Jakobsen 6/2, Novak 5, Grgic 3, Pytlick 3, Tönnesen 3
Tore THW Kiel: E. Ellefsen a Skipagötu 7, Johansson 6/1, Zerbe 6/1, M. Landin 5, Laube 4, Duvnjak 2, Reinkind 2, Bilyk 1, Nacinovic 1
Zuschauer: 6.300
Strafminuten: 12 / 10

Allerdings hatten die Gastgeber nun das Momentum auf ihrer Seite. Grgic knallte bei angedrohtem Zeitspiel mit der letzten Aktion aus neun Metern den Ball in den oberen rechten Torwinkel (46.) und kurz danach legte er auch das 28:24 nach (47.). Und hinten hielt Möller weiterhin stark. Kiel versuchte noch einmal alles, doch die Wende gelang nicht mehr.

Als SG-Linksaußen Emil Jakobsen fünf Minuten vor Schluss für das 36:30 sorgte, war die Partie entschieden. Flensburg kam ohne Zittern zum erneuten Derbysieg und zwei enorm wertvollen Punkten in der Bundesliga. Erfolgreichster SG-Profi war Lasse Möller mit zehn Toren, beim THW war es Ellefsen a Skipagötu mit sieben Treffern.

Ein Handball liegt im Tornetz.

Ergebnisse, Tabellenstände und die Spieltage im Überblick.

Kiels Domagoj Duvnjak (l.) und Melsungens Adrian Sipos kämpfen um den Ball.

Der Titelverteidiger aus Kiel muss – wie auch die SG und Hannover – im Achtelfinale reisen. Die HSG Nordhorn-Lingen hingegen hat ein Heimspiel.