Klarer Sieg gegen Luxemburg und eine fast noch wichtigere Niederlage der Slowakei: Deutschland ist in der WM-Qualifikation nach dem zweiten Erfolg in Serie plötzlich voll im Soll. Beim 4:0 (2:0) machte Joshua Kimmich als Rechtsverteidiger seinen ersten DFB-Doppelpack (21./50. Minute), die übrigen Tore machten David Raum (12.) und Serge Gnabry (48.).
“Es war wichtig zu gewinnen und es war wichtig, in dieser Art und Weise zu gewinnen. Wir waren von Anfang an sehr griffig”, sagte Kimmich im Sportschau-Interview. Und Bundestrainer Julian Nagelsmann meinte: “Was wir vor dem Spiel angesprochen haben, war gut. Wir brauchten diesen Sieg unbedingt und gerade was die Gier angeht, war das eine deutliche Steigerung.”
Direkter Freistoß für das DFB-Team? Alarmstufe schwarz-rot-gold
Obwohl das vorige Spiel gegen Nordirland (3:1) erfolgreich war, ist es noch immer der schwache Auftritt in der Slowakei (0:2), der das DFB-Team in dieser WM-Qualifikation prägt und der ergebnis- und leistungstechnisch gutzumachen ist. Gegen Luxemburg arbeitete die Mannschaft von Nagelsmann vom ersten Moment daran, trat spielfreudig auf und ließ den Ball viel zu schnell für den tief verteidigenden Gegner laufen.
Schon nach drei Minuten hatte Kimmich mit einem Schuss aus 17 Metern die erste gute Chance, Anthony Moris konnte allerdings abwehren. Sekunden später war der Luxemburg-Keeper machtlos, als ein abgefälschter Schuss von Gnabry im Tor landete – Nick Woltemade hatte den Ball allerdings mit dem Arm abgelenkt, weshalb der Treffer nicht zählte (4.).
Dem deutschen Offensivdrang tat das jedoch keinen Abbruch, dazu zeigte sich eine neue Spezialität. Gegen Nordirland hatte Florian Wirtz mit einem direkten Freistoßtor getroffen, gegen Luxemburg machte es ihm sein Mitspieler Raum nach. Der Linksverteidiger nahm aus 20 Metern Maß, hatte Glück, dass die Mauer löchrig war und traf durch sie hindurch zum 1:0 (12.).
Carlsons Arm nimmt der Partie jede Spannung
Und dann half Luxemburg ganz gewaltig dabei mit, dass die Partie nach 20 Minuten schon entschieden war. Dirk Carlson wehrte vor einem Schuss von Gnabry den Ball mit dem Arm im eigenen Strafraum ab, neben Elfmeter gab es auch noch die Rote Karte für den Außenverteidiger des Außenseiters. Der sah dann von draußen, wie Kimmich ganz sicher vom Punkt einschob (21.).
Deutschland kombinierte gut, kam aber zu selten zu wirklich guten Chancen. Gnabry sorgte ein drittes Mal für das Erklingen von Peter Schillings Tormusik, allerdings war sein Schuss aus 16 Metern nach einer Traumkombination an die hintere Torstange und dann im äußeren Tornetz gelandet (24.). Ans Außennetz schoss später auch Raum, nachdem Woltemade frei vor dem gegnerischen Keeper eine Topchance verstolpert hatte (33.). Kurz vor der Halbzeitpause scheiterte Kimmich noch einmal an Moris (45.+2).
Kimmich bekommt Doppelpack-Premiere geschenkt
2:0, Überzahl, ein Gegner, der in den letzten 18 Monaten nur einmal zwei Treffer in einer Partie geschossen hatte – am deutschen Sieg gab es zu dem Zeitpunkt keinen Zweifel mehr. Es geht seit der Slowakei-Niederlage aber auch darum, sich ein möglichst gutes Torverhältnis aufzubauen. Denn das könnte im Kampf um den Gruppensieg noch entscheidend sein, sofern dem DFB-Team am letzten Spieltag gegen die Slowakei die Revanche gelingt.
Gnabry setzte dieses Vorhaben in die Tat um, als er von einem Abwehrfehler profitierte und auf 3:0 erhöhte (48.). Nach einem Eckball legte Luxemburgs Defensive Kimmich seinen zweiten Treffer vor (50.). In 103 Länderspielen hatte der Kapitän acht Tore erzielt, nun traf er erstmals doppelt für das DFB-Team – und das als Rechtsverteidiger.
Deutschland bekommt ganz wichtige Schützenhilfe
Drei von vier Treffern waren nach Standardsituationen gefallen – und es fehlten nur ein paar Zentimeter zum vierten Tor nach einem ruhenden Ball. In der 62. Minute zeigte nämlich auch Wirtz wieder, dass er ein guter Freistoßschütze ist, sein Schuss aus 22 Metern knallte allerdings an den Pfosten.
Danach ließ es das Nagelsmann-Team ruhiger angehen – vielleicht auch, weil es wusste, dass die Wichtigkeit des Torverhältnisses zwischenzeitlich nachgelassen hatte. Denn in Belfast hatte sich Nordirland einen 2:0-Vorsprung gegen Slowakei erarbeitet und somit dafür gesorgt, dass Deutschland die Tabellenführung in Gruppe A übernahm.
Nagelsmann warnt vor Gastspiel in Nordirland
Das DFB-Team spielte wahrlich nicht die Sterne vom Himmel, war oftmals unsauber, wurde aber auch nicht gefordert. Und trotzdem war es der perfekte Abend für die deutsche Mannschaft, weil sie durch den Sieg und die Schützenhilfe aus Nordirland wieder in eine Ausgangslage gebracht wurde, in der sie die WM-Qualifikation in der eigenen Hand hat. Nun ist sicher, dass Deutschland mit drei Siegen in den übrigen drei Partien bei er WM in den USA, Kanada und Mexiko im nächsten Jahr dabei ist.
Der nächste Erfolg dürfte aber zu einer äußerst schwierigen Aufgabe werden, denn es geht am Montag nach Belfast, wo Nordirland seit knapp zwei Jahren unbesiegt ist. “Sie sind sehr unangenehm, ihre langen Bälle sind super eklig zu verteidigen und sie entwickeln viel Stress”, sagte Nagelsmann im Sportschau-Interview. “Diese Mannschaft ist gallig und in Belfast mit den Fans wird das eine andere Hausnummer. Wir werden da noch ein Stück mehr Galligkeit und Gier brauchen.”
