Im Gespräch mit SALTO prognostizierten Sie letztes Jahr, dass die Konfrontation zwischen Russland und den USA zunehmen wird. Hat sich das bestätigt?

Es ist ein Auf und Ab. US-Präsident Trump ändert seine Positionen sehr häufig, von einer Richtung in die gänzlich andere. Manchmal sieht es im Verhältnis USA-Russland nach Entspannung aus, dann wieder nach Konfrontation. Nach dem Telefonat Putins (Wladimir Putin, Präsident der Russischen Föderation, Anm. d. Red.) mit Trump am Donnerstagabend könnten die Weichen wieder auf Entspannung gestellt sein. Trump ist sehr erratisch, er irrlichtert in seiner Außenpolitik. 

Wie hat sich die Unterstützung Europas für die Ukraine seit Kriegsbeginn entwickelt? 

Anfangs waren viele westliche Staaten zögerlich in der Lieferung von Waffen, weil man nicht wusste, wie die russische Seite militärisch auf eine solche Waffenlieferung antworten würde. Aber die Waffenlieferungen wurden dann immer mehr, es wurde immer besseres und schlagkräftigeres Gerät geliefert. Als zweiter Weg wird ukrainische Technologie in europäischen Staaten produziert und in die Ukraine geliefert. Das ist deswegen wichtig, weil ukrainische Rüstungsunternehmen natürlich unter Beschuss der russischen Streitkräfte stehen und wenn man in europäischen Staaten die Produktion auslagert, dann ist dieses Risiko weg. Nur bleibt es natürlich dabei, dass auch diese Waffen dann von irgendjemandem bezahlt werden müssen, das kann die Ukraine nicht, also werden es wieder die Europäer sein. 

 

„Die Ukraine soll weiterkämpfen.“

 

Also hat die Unterstützung Europas zugenommen? 

Ja, denn die Europäische Union und die europäischen NATO-Staaten teilen eigentlich die Position der Ukraine: Sie soll weiterkämpfen und dafür brauche sie mehr und bessere Waffen, um vielleicht in einer erfolgreichen Gegenoffensive wieder Territorien zurückzuerobern und ihre Verhandlungspositionen zu verändern. Gesprochen wird jetzt auch über den Ankauf von US-amerikanischen Tomahawk-Marschflugkörpern, aber ob die USA dafür die Erlaubnis geben, dass die Europäer das kaufen und an die Ukraine weitergeben, das ist noch nicht entschieden.

Wie schätzen Sie diese Option ein? 

Nun, das Telefonat zwischen Trump und Putin am Donnerstag dieser Woche, das war auch dazu gedacht, den Besuch Selenskyjs (Wolodymyr Selenskyj, Präsident der Ukraine, Anm. d. Red.) am Freitag in Washington zu torpedieren. Nach dem angeblich produktiven Gespräch zwischen Putin und Trump bin ich mir nahezu völlig sicher, dass die USA zumindest jetzt nicht darüber entscheiden werden, jedenfalls nicht positiv, ob die Ukraine diese Marschflugkörper bekommt. Ich glaube, das Thema ist jetzt vor Ort vom Tisch.