Ich fand es auch sehr angenehm, wie klar und wie reflektiert Karl nach dem Spiel in Interviews über seine Leistung gesprochen hat. Das ist keiner, der sich einer Euphorie hingibt. Und ich weiß auch genau, wer dafür verantwortlich ist, dass dieser Teenager so bodenständig wirkt – und auch bleiben wird: Sein Berater Michael Ballack. Dass Karl vom früheren DFB-Kapitän betreut wird, hat enorm viel Wert für ihn – es ist sogar sein großer Trumpf. Denn Ballack wird ihm nicht nur taktisch und spielerisch helfen, sondern auch im Umgang mit den Medien, im Auftreten in der Öffentlichkeit. Eine bessere Kombination kann sich ein so junger Spieler nicht wünschen.

Wenn seine Entwicklung so weitergeht, bin ich überzeugt: Karl kann nicht nur ein Kandidat für Bundestrainer Julian Nagelsmann für die WM 2026 sein – er muss ein Kandidat sein. Nagelsmann wird schließlich genau hinschauen – und sehen, was da gerade für ein Spieler ins Rampenlicht rückt. Karl ist potenziell ein Unterschiedsspieler, einer, der eine Partie auch mit wenig Einsatzzeit maßgeblich beeinflussen kann – und davon haben wir in Deutschland aktuell nicht sehr viele.

Natürlich betont der Bundestrainer wiederholt, nur solche Spieler in die Nationalmannschaft zu berufen, die in ihren Vereinen auch Stammspieler sind, und das ist im Prinzip auch völlig richtig. Trotzdem sollte Nagelsmann diesen Vorsatz bei jungen Perspektivspielern wie Karl überdenken – gerade mit Blick auf die Zukunft. Denn das sind die Spieler, auf die er künftig bauen wird, und die kann er jetzt schon heranführen an die ganz großen Aufgaben im DFB-Trikot.

Dass Lennart Karl das kann, ergibt sich aus seiner sportlichen Situation: Er spielt beim FC Bayern, trainiert dort täglich mit Weltklassespielern, sammelt dazu weitere Erfahrungen in der Champions League. Und der Münchner Trainer Kompany wird ihn weiter heranführen mit dem richtigen Tempo – und ihn damit auch vorbereiten auf die Nationalmannschaft.

Karl ist übrigens nur ein weiterer Nachweis für die herausragende Arbeit, die Vincent Kompany bisher als Trainer beim FC Bayern leistet. Die vorzeitige Vertragsverlängerung bis 2029 ist daher eine absolut nachvollziehbare und vor allem richtige Entscheidung der Münchner. Erstens hat er sich das völlig verdient durch das, was er mit seiner Mannschaft bisher erreicht hat. Insofern ist dieser Verlängerung jetzt auch eine Auszeichnung durch die Klubführung.