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Bundeswehr will Militärgelände am früheren Flughafen Tegel doch behalten
Audio: rbb 88.8 | 28.10.2025 | Nachrichten | Bild: picture alliance/dpa/Bernd von Jutrczenka
Die Bundeswehr braucht wieder mehr Platz. Das Verteidigungsministerium stoppt deshalb die Umwandlung militärisch genutzter Areale. Dazu gehört auch ein Teil des früheren Flughafen Tegel. Das Ministerium stellt sich auf Konflikte ein.
Das Bundesverteidigungsministerium setzt die Umwandlung von ehemaligen Liegenschaften der Bundeswehr aus und durchkreuzt damit zum Teil bereits bestehende Planungen von Ländern und Kommunen für eine zivile Nutzung.
Davon betroffen sind auch Teile des stillgelegten Flughafens Tegel in Berlin. Grund dafür ist der höhere Bedarf an Standorten wegen der geplanten Vergrößerung der Bundeswehr, wie das Ministerium am Montagabend mitteilte.
Der Umwandlungsstopp betrifft demnach zunächst 187 ehemalige militärische Liegenschaften die sich im Eigentum der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) befinden. Diese seien grundsätzlich für eine Nutzung durch die Bundeswehr geeignet, hieß es.
Hinzu kommen 13 weitere Liegenschaften, die die Bundeswehr noch betreibt – dazu gehören Teile des ehemaligen Flughafens Tegel.
Ob weitere Areale in Berlin und Brandenburg betroffen sind, ist derzeit noch unklar.
In Tegel war eine Flüchtlingsunterkunft geplant
Das Bundeswehrareal auf dem stillgelegten Flughafen ist nach Angaben der Finanzverwaltung etwa 60 Hektar groß. Es befindet sich auf dem Areal Tegel Nord. Dort hat die Bundeswehr seit Ende der 1990er Hubschrauber der Flugbereitschaft des Bundes stationiert. Die betroffenen Areale werden einer “strategischen Liegenschaftsreserve” zugeführt, um bei Bedarf kurzfristig zur Verfügung zu stehen, hieß es.
Eigentlich gibt es Pläne, auf dem Gelände eine neue Flüchtlingsunterkunft zu bauen. Der Berliner Senat hatte dazu Verhandlungen mit der Bundeswehr geführt.
Laut dem ursprünglichen Plan sollen dort 2.000 bis 3.000 geflüchtete Menschen untergebracht werden, wie Integrationssenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) im Januar sagte. Vorgesehen sind qualitätsgesicherte, dezentrale Unterbringung in Gemeinschaftsunterkünften, keine Notunterkünfte.
Gewerbegebiet, Hochschule und neue Wohnungen
Auf der restlichen Fläche des ehemaligen Flughafengeländes ist bereits eine Entwicklung im Gange: So soll im ehemaligen Flughafengebäude ein großes Gewerbegebiet entstehen. In dem hexagonförmigen Gebäude des ehemaligen Terminals A sind bereits einige Unternehmen eingezogen. Dort soll auch die Berliner Hochschule für Technik einziehen.
Außerdem ist geplant, am östlichen Rand des ehemaligen Flughafens ein neues Stadtquartier mit bis zu 5.000 Wohnungen zu errichten. Die Bauarbeiten im sogenannten Schumacher Quartier sollen bald beginnen. Das Projekt ist von der Entscheidung der Bundeswehr nicht betroffen.
Staatssekretär will “Dialog mit Ländern und Kommunen”
Der für Infrastruktur zuständige Staatssekretär Nils Hilmer räumte ein, dass das Ministerium Konflikte mit Ländern und Kommunen erwartet. “Wir sind uns der Tragweite der Entscheidung sehr bewusst und wissen, dass in vielen Fällen bereits Planungen bestehen, betroffene Flächen zivil zu nutzen”, erklärte Hilmer. Das Ministerium wolle in einem “Dialog mit Ländern und Kommunen gute Wege finden, um die notwendigen Planungen der Bundeswehr im gemeinsamen Interesse umzusetzen”.
Der Prozess der Umwandlung von Bundeswehr-Liegenschaften für eine zivile Nutzung hatte in den frühen 1990er Jahren begonnen, als die Bundeswehr nach dem Ende des Kalten Kriegs stark verkleinert wurde. Er wurde dann in den 2010er Jahren nach Aussetzung der Wehrpflicht noch einmal fortgeführt. Mit dem Moratorium wird der Prozess nun angehalten.
Sendung: rbb 88.8, 28.10.2025, 6:00 Uhr