
Die Ukraine hat erneut die russische Ölindustrie ins Visier genommen. In der Nacht gab es zahlreiche Drohnenangriffe. Auch Russland setzte seine Attacken fort – und meldete Fortschritte bei der Offensive gegen die Stadt Pokrowsk.
Die Ukraine hat erneut Anlagen der russischen Ölindustrie in Russland mit Drohnen angegriffen. In der Stadt Sterlitamak in Baschkirien im südlichen Ural kam es in einem petrochemischen Werk zu Explosionen und Bränden. Gouverneur Radi Chabirow erklärte, zwei ukrainische Drohnen seien abgeschossen worden. Trümmerteile seien auf den Komplex gestürzt. Es gebe keine Toten oder Verletzten.
In der Stadt Kstowo im Gebiet Nischni Nowgorod an der Wolga kam es zu einem Brand in einer Ölraffinerie des Konzerns Lukoil und in einem petrochemischen Werk. Das Lukoil-Werk gehört zu den wichtigsten Benzin-Produktionsstätten in Russland. In sozialen Netzwerken berichteten Augenzeugen von Explosionen.
Moskau meldet Abschuss von 85 Drohnen
Die russische Führung hatte angesichts der zunehmenden Drohnenattacken zuletzt angekündigt, den Schutz von Ölraffinerien und anderen Objekten der Energiewirtschaft zu verstärken. Das russische Verteidigungsministerium meldete, dass in der Nacht 85 ukrainische Drohnen abgeschossen worden seien. Es machte aber erneut keine Angaben zu Treffern oder Schäden durch Kiews Angriffe.
Die Ukraine greift in ihrem Abwehrkampf gegen die seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernde russische Invasion immer wieder Ziele im Nachbarland an. Mit dem Beschuss von Anlagen der Ölindustrie will sie den Nachschub für das russische Militär und seinen Angriffskrieg stören. Die Explosionen in den strategisch wichtigen Produktionsstätten wirken sich zudem auf den Handel aus.
So ist der Export von Benzin und Diesel eingeschränkt, mit dem das Land wichtige Einnahmen auch für die Fortsetzung des Kriegs erzielt. Die russische Führung räumt zwar Probleme ein, betont aber, die Lage sei unter Kontrolle und stabil.
Russische Angriffe auf Ukraine
Die russische Armee attackierte ihrerseits erneut die Ukraine. Im Gebiet Dnipropetrowsk starb eine 65 Jahre alte Frau, weitere elf Menschen wurden nach Behördenangaben verletzt. Auch im Gebiet Charkiw gab es demnach einen Drohnenangriff mit Verletzten.
Im Gebiet Odessa im Süden der Ukraine kam es laut Gouverneur Oleh Kiper zu mehreren Bränden nach Attacken gegen die Energie- und Hafeninfrastruktur. Die Feuer seien gelöscht worden. Es gebe keine Verletzten, sagte er.
Vormarsch auf Pokrowsk
Das russische Verteidigungsministerium meldete zudem Fortschritte bei der Offensive gegen die Stadt Pokrowsk im Osten der Ukraine. Russische Truppen versuchen seit mehr als einem Jahr, Pokrowsk einzunehmen.
Die staatliche Nachrichtenagentur TASS verbreitete eine Erklärung des Ministeriums, wonach seine Streitkräfte weitere 35 Gebäude eingenommen hätten. Ziel sei es, die Stadt in der Region Charkiw einzukesseln. Eine unabhängige Bestätigung für die Berichte gibt es nicht.
Ukrainer melden Einsatz einer Spezialeinheit
Der ukrainische Militärgeheimdienst HUR gab hingegen an, man kämpfe nach der erfolgreichen Landung einer Spezialeinheit in der Stadt weiter gegen die russischen Besatzer. Demnach ist auch Geheimdienstchef Kyrylo Budanow in Pokrowsk. Das sollen Fotos und ein Video des HUR zeigen.
In der vergangenen Woche hatten Medien über die HUR-Operation berichtet. Auch andere Einheiten des Geheimdienstes seien an den Kämpfen beteiligt.
Das russische Verteidigungsministerium hatte vorige Woche angegeben, die Spezialeinheit “vernichtet” zu haben. Sie war mit dem Hubschrauber nach Pokrowsk verlegt worden, nachdem sich die Lage dort zugespitzt hatte. Der Kommandotrupp soll die Nachschublinien nach Pokrowsk freikämpfen. Der Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Olexander Syrskyj, wies russische Behauptungen zurück, dass dort ukrainische Soldaten eingekreist seien.