
Der FC Bayern hat sich bei Champions-League-Titelverteidiger Paris St. Germain durchgesetzt. Die Münchner zeigten in der ersten Halbzeit eine herausragende Leistung, der Platzverweis gegen Luis Diaz veränderte das Spiel dann massiv – doch die Gäste brachten den Sieg über die Zeit.
Diaz (4. und 32. Spielminute) erzielte die beiden Tore zum 2:1 (2:0)-Auswärtssieg der Bayern im Parc des Princes, ehe der Kolumbianer aufgrund eines groben Foulspiels noch vor dem Pausenpfiff die Rote Karte sah. Joao Neves brachte immer stärker werdende Pariser noch einmal heran (74.), mehr gelang den Franzosen aber nicht.
“In der zweiten Halbzeit war es natürlich ein ganz anderes Spiel”, sagte Bayerns Kapitän Manuel Neuer nach dem Spiel bei Prime Video. “Ich glaube, in der ersten Halbzeit hat man gesehen, wer die bessere Mannschaft war. Mit zehn Mann ist es nicht so leicht. Das war dann in der zweiten Halbzeit ein Kampf.”
Durch den erneuten Sieg überholten die Münchner den bisherigen Tabellenführer Paris und setzen sich an die Spitze der Königsklasse. Der Auswärtssieg bedeute den 16. Sieg im 16. Pflichtspiel – die perfekte Bilanz der Bayern bleibt bestehen.
Diaz bringt die Bayern blitzschnell in Führung
Bayern-Trainer Vincent Kompany hatte nach dem lockeren 3:0-Sieg seiner B-Elf gegen Leverkusen wieder seine beste Mannschaft aufgeboten, unter anderem rückten die seit Wochen in Bestform auftretenden Offensivkräfte Harry Kane, Michael Olise und Diaz in die Startelf. Und das Selbstbewusstsein, das die Bayern aufgrund ihres herausragenden Saisonstarts mitbrachten, wurde auch in Paris direkt sichtbar.
“Eine der intensivsten Halbzeiten meiner Karriere”
Schon nach drei Minuten wurde es brandgefährlich, als Serge Gnabry Olise einsetzte, der alleine auf Lucas Chevalier zulief. Olise scheiterte noch am PSG-Keeper, im Nachschuss war Diaz zur Stelle und traf zur frühen Führung.
Die Bayern blieben dran und dominierten das spürbar beeindruckte Paris. Die Kompany-Elf spielte Eins-gegen-Eins über den ganzen Platz und ließ den Gastgebern am Ball keinerlei Zeit. Fehler im Spielaufbau bei den Parisern waren die Folge, die Bayern nutzten die Ballgewinne regelmäßig, um sich Chancen zu erspielen. Joshua Kimmich beschrieb den ersten Durchgang nach der Partie passend: “Eine der intensivsten Halbzeiten meiner Karriere.”
Dembélé-Tor aberkannt – dann muss er raus
Von Paris war lange nichts zu sehen, bis Ousmane Dembélé eine Hereingabe aus Abseitsposition ins Tor bugsierte (22.). Der VAR schritt ein und annulierte den Treffer, doch für Paris war das nur die erste schlechte Nachricht: Es war Dembélés letzte Aktion, der aktuelle Ballon-d’Or-Gewinner musste angeschlagen ausgewechselt werden. Bradley Barcola bot sich kurz darauf eine gute Chance, als er aus spitzem Winkel am sich breit machenden Neuer scheiterte (30.).
Jonathan Tah (l.) sah eine “brilliante erste Halbzeit” seiner Bayern
Diese eine schwierige Phase Mitte des ersten Durchgangs überstanden die Münchner aber schadlos – und übernahmen wieder die Kontrolle. Präsent in den Zweikämpfen, handlungsschnell, dazu mit viel individueller Klasse am Ball: Die Münchner setzten auf einen ohnehin schon guten Saisonstart noch einen drauf.
Diaz fliegt, Hakimi muss unter Tränen raus
Gnabrys Schuss aus der Distanz klatschte zunächst noch vom linken Pfosten an den rechten (31.), dann war es erneut Diaz, der die Bayern jubeln ließ. Marquinhos agierte vor dem eigenen Tor viel zu schläfrig, der Kolumbianer stibitzte hellwach den Ball und schoss trocken ein.
Josip Stanisic (40.) und Kimmich (45.+1) hätten sogar auf 3:0 erhöhen können, ehe diese extrem ereignisreiche erste Halbzeit einen für beide Mannschaften negativen Höhepunkt bot: Ashraf Hakimi setzte sich im Zweikampf mit Diaz durch, Bayerns Flügelstürmer wollte das nicht auf sich sitzen lassen und brachte Hakimi mit einer Grätsche von hinten zu Fall. Durch den Kontakt knickte Hakimi übel um und musste unter Tränen ausgewechselt werden, nach Ansicht der Video-Bilder entschied sich Schiedsrichter Maurizio Mariani von Gelb auf Rot gegen Diaz um.
Achraf Hakimi wird verletzt vom Paltz getragen, Luis Diaz (r.) fliegt vom Platz
Paris in Überzahl im Vorwärtsgang
Nach dem Seitenwechsel war die Partie eine komplett andere. In Unterzahl und mit der 2:0-Führung im Rücken ließen sich die Münchner deutlich tiefer fallen, Paris wiederum musste nun nach vorne spielen und setzte sich rund um den Bayern-Strafraum fest. Und trotz der zweifellos großen Qualitäten der Pariser Offensive gelang es den Bayern lange, keine nennenswerten Chancen zuzulassen.
Mitte des zweiten Durchgangs riss dann Mittelfeld-Stratege Vitinha das Spiel immer mehr an sich, verteilte Bälle, initiierte gefährliche Angriffe. Sein Pass auf Khvicha Kvaratskhelia brachte den Georgier im Strafraum in Schussposition, Neuer griff beim Schuss Kvaratskhelias aber sicher zu (65.). PSG wurde besser, wurde zwingender – und traf schließlich: Joker Neves entwischte bei einer Hereingabe der Bayern-Defensive und erzielte im Fallen den Anschlusstreffer.
Joao Neves erzielt das Anschlusstor für Paris
Die Bayern, in der ersten Halbzeit noch so dominant und scheinbar unverwundbar, gerieten ins Schwimmen. Nach vorn ging kaum noch etwas, Olises Flachschuss nach einem Konter blieb die einzige gute Kontersituation der Gäste (69.). In der Schlussphase war Paris drückend überlegen, brachte einen Ball nach dem anderen in den Strafraum, aber der aufmerksame Neuer sowie etwas Glück in der ein oder anderen Szene halfen den Bayern, den knappen Sieg über die Ziellinie zu retten.
Nächster Königsklassen-Kracher Ende November
Für die Bayern geht es am Samstag mit dem Bundesliga-Alltag weiter: Um 15.30 Uhr tritt München bei Union Berlin an. In der Champions League steht am 5. Spieltag ein weiteres Top-Spiel an: Am 26.11. spielen die Bayern in London beim derzeit unangefochtenen Premier-League-Spitzenreiter FC Arsenal (Mittwoch, 21 Uhr).
