Die Spieler von Borussia Mönchengladbach um Philipp Sander (l.) jubeln über einen Treffer im Spiel gegen Köln

Stand: 08.11.2025 20:57 Uhr

Wen interessiert da noch der miese Saisonstart? Borussia Mönchengladbach triumphiert im rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln – wenn auch etwas zu deutlich.

Spätestens jetzt ist Borussia Mönchengladbach in der Saison angekommen. Am 10. Spieltag der Fußball-Bundesliga haben die Gladbacher den zweiten Sieg gefeiert, einen ganz besonderen. Im rheinischen Derby gegen den 1. FC Köln gewann die Borussia am Samstag 3:1 (1:0) und verließ dadurch die unteren Tabellenränge.

Philipp Sander (45.+2), Kevin Diks (61.) und Haris Tabakovic (64.) erzielten die Tore, nachdem Tabakovic noch einen Foulelfmeter verschossen hatte (45.+2). Luca Waldschmidts Anschlusstreffer (90.+2, Foulelfmeter) kam zu spät. Mönchengladbach beendete damit seine schwarze Serie von saisonübergreifend acht sieglosen Heimspielen.

Polanski sammelt Argumente

“Ich bin extrem froh, auch für die Fans, dass wir so ein Spiel gegen Köln gewinnen können, was das wichtigste Spiel für die Fans in diesem Jahr ist”, sagte Interims-Gladbach-Trainer Eugen Polanski der Sportschau.

Dem Nachfolger von Gerardo Seoane werden nun gute Chancen eingeräumt, zur Dauerlösung auf dem Trainerposten zu werden. “Sieht gut aus”, sagte Sportchef Rouven Schröder dazu. Polanski selbst wollte sich nicht konkret äußern. “Das war kein Sieg für Eugen Polanski, sondern ein Sieg für den Verein.”

Köln war ein ebenbürtiger Gegner und gab deutlich mehr Torschüsse ab (17:7), hatte aber in den entscheidenden Situationen das Nachsehen. “Einzelne Momente können Spiele vorentscheiden und heute war das Glück sicherlich nicht auf unserer Seite”, sagte FC-Trainer Lukas Kwasniok. “Die zwei Elfmeterszenen waren sicher vorentscheidend.”

Köln mit El Mala in der Startelf

Mönchengladbach war rechtzeitig zum Derby in Form gekommen. Nach katastrophalem Saisonstart mit Trainerwechsel feierte die Borussia zuletzt in DFB-Pokal und Bundesliga zwei Siege in Folge. Interimstrainer Eugen Polanski vertraute auf dieselbe Startelf wie beim 4:0 bei St. Pauli und wählte einen defensiven Ansatz. Die Gladbacher überließen den Kölnern oft den Ball und waren vor allem darauf bedacht, keine Konter zu fangen.

Auch der FC ging nicht ins Risiko, sodass die erste Halbzeit nur wenige Höhepunkte bot. Lediglich Kölns Marius Bülter, für Ragnar Ache in die Startelf gerückt, war bei einem Schuss aufs kurze Eck nah dran an einem Tor (10.). Auch Shooting Star Said El Mala durfte beginnen, verdrängte Linton Maina auf die Bank. Kurz nach seiner ersten Nominierung für die Nationalelf blieb der Außenstürmer mit seinen Dribblings aber meist hängen.

Die Gladbacher Spieler feiern mit ihren Fans

Tabakovic verschießt, Sander trifft

Ein 0:0 wäre ein gerechtes Pausenergebnis gewesen, aber in der Schlussphase überschlugen sich die Ereignisse. Kölns Kristoffer Lund kam im eigenen Strafraum nach einem kleinen Schubser ins Straucheln und prallte gegen Franck Honorat, brachte den Gladbacher so zu Fall. Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte freie Sicht aufs Geschehen und ließ weiterlaufen, wurde aber vom VAR Benjamin Cortus an den Bildschirm geschickt.

Nach Ansicht der Szene entschied Aytekin doch auf Elfmeter. Erst am Bildschirm habe er gesehen, dass Lund Honorat auch am Knie getroffen habe, sagte Aytekin. Tabakovic trat an und schoss platziert ins linke Eck – aber FC-Torhüter Marvin Schwäbe parierte stark. Doch der Jubel der Kölner währte nur kurz, schon die nachfolgende Ecke brachte die Gladbacher Führung. Die FC-Verteidigung klärte zu kurz und Sander schoss durch das Getümmel hindurch ins rechte Eck.

Handelfmeter nach VAR-Eingriff

Kwasniok stellte zur zweiten Halbzeit um, nahm El Mala und Florian Kainz vom Feld, brachte dafür Sebastian Sebulonsen und Ache. Die Kölner kamen mit Schwung aus der Kabine, Bülters Direktabnahme senkte sich aufs Tordach (48.). Aber Gladbach überstand die kurze Druckphase schadlos.

Anschließend rückte wieder der VAR in den Fokus, machte Aytekin auf ein mögliches Handspiel von Lund aufmerksam. Der FC-Außenverteidiger hatte den Ball mit der Hand gespielt, allerdings im Gewühl, ohne Sicht und mit natürlicher Armbewegung. Aytekin entschied dennoch auf Elfmeter. “Es gibt eine aktive Bewegung Richtung Ball, es sieht unglücklich aus. Mit den technischen Möglichkeiten ist es halt ein Handspiel”, sagte der Schiedsrichter.

Dieses Mal übernahm Diks vom Punkt und wieder war Schwäbe mit den Fingern dran, konnte aber nicht mehr parieren.

Özkacar ermöglicht drittes Gladbacher Tor

Den nächsten Gegentreffer hatten sich die Kölner selbst zuzuschreiben. Nach eigenem Einwurf rutschte Cenk Özkacar der Ball durch, sodass Honorat über die rechte Seite kontern konnte. Er spielte perfekt in den Lauf von Tabakovic, der nur noch einschieben musste.

Der FC gab noch nicht auf, Jakub Kaminski traf ans Lattenkreuz und Ache kam aussichtsreich zum Kopfball. Zum verkorksten Abend aus Kölner Sicht passte die 88. Minute: Waldschmidt erzielte ein Traumtor aus 25 Metern. Es zählte allerdings nicht, weil Ache zuvor knapp im Abseits gestanden hatte.

“Die Mannschaft hat bis zum Schluss gefightet. Das haben die Fans ihr hoch angerechnet”, sagte Kwasniok.

Fragwürdiger Elfmeter für den FC

Schiedsrichter Aytekin ermöglichte noch das Kölner Tor: Er wertete einen Rempler von Lukas Ullrich gegen Ache als elfmeterwürdiges Foul und Waldschmidt verwandelte sicher. “Wenn ich die Bilder sehe … Es ist ein harter Elfmeter”, sagte Aytekin. Polanski und auch Kwasniok sprachen dagegen von einer Fehlentscheidung.

Gladbach in Heidenheim, Köln gegen Frankfurt

Gladbach ist nach der Länderspielpause am Samstagnachmittag bei Schlusslicht 1. FC Heidenheim zu Gast (15.30 Uhr). Köln empfängt am Samstagabend Eintracht Frankfurt (18.30 Uhr).