Der Prozess gegen Taleb al-Abdulmohsen hat begonnen.Er ist der Attentäter von Magdeburg.Der Angeklagte gestand am ersten Verhandlungstag, das Auto gefahren zu haben.

Der Prozess gegen Taleb al-Abdulmohsen, den Attentäter von Magdeburg, hat begonnen. Der 51-jährige Arzt, der im Massregelvollzug mit psychisch kranken Straftätern gearbeitet hatte, war im Dezember vergangenen Jahres mit einem Mietwagen über den Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast. Sechs Menschen starben, mehr als 300 wurden verletzt.

Strenge Sicherheitsvorkehrungen

Am Montagmorgen wurde al-Abdulmohsen per Helikopter aus der Justizvollzugsanstalt Burg nach Magdeburg gebracht. Maskierte Justizbeamte führten ihn in den Gerichtssaal, wo er in einer besonders gesicherten Glasbox Platz nehmen musste. Sein Verteidiger Thomas Rutkowski kritisierte die Unterbringung als «unverhältnismässig» und sprach davon, sein Mandant werde «wie ein wildes Tier» zur Schau gestellt.

Auffällige Geste zu Beginn

Gleich zu Beginn der Verhandlung hielt der Angeklagte seinen Laptop in die Höhe. Auf dem Bildschirm stand «#MagdeburgGate» und «Sept. 26».

Gleich zu Beginn der Verhandlung zeigte al-Abdulmohsen dem Publikum die Botschaft «#MagdeburgGate» auf seinem Laptop.

Gleich zu Beginn der Verhandlung zeigte al-Abdulmohsen dem Publikum die Botschaft «#MagdeburgGate» auf seinem Laptop.AFP

Die Anklage

Die Generalstaatsanwaltschaft Naumburg wirft al-Abdulmohsen sechsfachen Mord sowie versuchten Mord an 338 Menschen vor. Oberstaatsanwalt Matthias Böttcher schilderte vor Gericht den Tatablauf im Detail: Der Angeklagte sei mit einem BMW X3 rund 348 Meter weit über einen belebten Fussweg gefahren – mit bis zu 48 Kilometern pro Stunde. Dabei habe er «zielgerichtet gegen eine Vielzahl von Passanten» gehandelt und «eine möglichst grosse Zahl an Menschen töten» wollen.

Schwere Verletzungen unter den Opfern

Die Staatsanwälte beschrieben teils schwerste Verletzungen: Brüche, innere Blutungen, Bewusstlosigkeit und künstliche Beatmung. Eine schwangere Frau erlitt eine Frühgeburt, nachdem bei ihr durch den Aufprall die Fruchtblase geplatzt war. Ein Kind wurde aus einem Kinderwagen geschleudert und erlitt Verbrennungen, mehrere Menschen wurden meterweit mitgeschleift.

Die ersten Aussagen des Angeklagten

Al-Abdulmohsen kündigte an, selbst aussagen zu wollen. Während seiner ersten Worte brach er in Tränen aus und sprach wirr, gestand jedoch schliesslich: «Ich bin derjenige, der das Auto gefahren hat.»

Zugleich behauptete er, die Polizei «lüge» und halte die Wahrheit zurück. Er bezog sich auf seine Laptop-Botschaft und fragte: «Wo sind die friedlichen Wege zur Gerechtigkeit in Deutschland?» Zudem wetterte er gegen die Säkulare Flüchtlingshilfe in Köln, die er als «korrupte Organisation» bezeichnete, und beklagte, Islamkritiker würden pauschal als rechtsextrem abgestempelt. Er liebe jedoch «die postmodernen Werte».

Die Verhandlung wird am Dienstag um 9.30 Uhr fortgesetzt.

Karin Leuthold

Karin Leuthold (kle), Jahrgang 1968, arbeitet seit 2005 für 20 Minuten und ist derzeit am Newsdesk tätig.