Publiziert17. November 2025, 14:38

Luxemburg: OGBL startet Umfrage zur unsichtbaren Arbeit von Frauen

Die Gewerkschaft OGBL untersucht die mentale Belastung von Frauen durch unbezahlte Arbeit.

Marion Chevrier

Luxemburg verweist gern darauf, das einzige europäische Land zu sein, in dem der durchschnittliche Bruttostundenlohn auf Vollzeitbasis leicht zugunsten der Frauen ausfällt (–0,7 Prozent). Betrachtet man jedoch alle erwerbstätigen Frauen und das durchschnittliche jährliche Lohngefälle zwischen Männern und Frauen von 13,9 Prozent, ergibt sich ein anderes Bild: Nach Berechnungen der Gewerkschaft OGBL arbeiten Frauen ab diesem Montag rechnerisch bis zum Jahresende ohne Bezahlung. Aus diesem Anlass startet die Gewerkschaft eine breit angelegte Umfrage.

Die Gewerkschaft betont, dass die Ungleichbehandlung nicht beim Lohnzettel ende. Sie ziehe sich durch das gesamte Arbeits- und Lebensumfeld – von unsichtbarer Care-Arbeit über unfreiwillige Teilzeit bis hin zu höherer mentaler Belastung im Haushalt und unterbrochenen Erwerbsbiografien. Besonders deutlich zeigt sich dies bei der Arbeitszeit: 36 Prozent der Frauen arbeiten in Luxemburg in Teilzeit, aber weniger als acht Prozent der Männer. «Und viele Frauen tun dies, um Kinder, pflegebedürftige Personen oder den Haushalt zu versorgen», erklärt Milena Steinmetzer, Zentralsekretärin der OGBL-Frauenabteilung. «Männer reduzieren ihre Arbeitszeit hingegen häufiger, um sich weiterzubilden oder mehr Freizeit zu haben.»

«Die unsichtbare Arbeit von Frauen muss stärker anerkannt werden»: Nach Angaben der OECD investieren Frauen in Europa im Durchschnitt doppelt so viel Zeit in unbezahlte Tätigkeiten wie Männer. Zudem übernehmen sie am Arbeitsplatz häufiger Aufgaben, die kaum offiziell gewürdigt werden – etwa die Einarbeitung neuer Kolleginnen und Kollegen oder das Schlichten interner Konflikte.

Es sei notwendig, «einige Wahrheiten zurechtrücken» und sichtbar zu machen, «wie viel im Bereich Gleichstellung noch zu tun bleibt», sagt die Gewerkschafterin. Unsichtbare und unentgeltliche Arbeit – ob im privaten Umfeld oder im Berufsleben – habe langfristige Folgen: So beziehen 38 Prozent der Frauen im Rentenalter eine Pension unterhalb der Mindestrente von 2.061,25 Euro pro Monat; bei den Männern trifft dies lediglich auf 13 Prozent zu.

Mit der breit angelegten Befragung, die sich an die gesamte Bevölkerung richtet, will der OGBL belastbare Daten darüber gewinnen, «welche Bedeutung diese unsichtbare Arbeit im Leben von Frauen tatsächlich hat». Auf dieser Grundlage sollen anschließend konkrete Maßnahmen entwickelt werden. Diskutiert werden könnten unter anderem eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich, zusätzlicher Urlaub oder ein dreimonatiger Vaterschaftsurlaub, «weil in dieser Phase die Rollenverteilung geprägt wird». Ziel sei es, «wirksame Maßnahmen zu erarbeiten, die der Realität gerecht werden».

Déi Lénk fordern die 32-Stunden-Woche

Déi Lénk fordern weitere Reformen zugunsten von Frauen. Zentral ist dabei der Vorschlag einer 32-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich. Eine solche strukturelle Maßnahme, so die Partei, würde allen Beschäftigten eine bessere Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben ermöglichen und zugleich dazu beitragen, sowohl das geschlechtsspezifische Lohngefälle als auch mittelfristig das Rentengefälle zu verringern. Darüber hinaus plädieren déi Lénk für eine Anhebung der Mindestrente auf das Niveau des Mindestlohns sowie für die Rücknahme der von der CSV-DP-Regierung vorgeschlagenen Rentenreform.

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