Mit dem nächsten Verhandlungstag schaut das Gericht auf das berufliche Umfeld des Angeklagten: Am Mittwoch sollen Mitarbeitende des Maßregelvollzugs Bernburg aussagen. Ihre Einschätzungen könnten neue Hinweise darauf geben, wie Taleb A. vor der Tat von Kolleginnen und Kollegen wahrgenommen wurde.

15:50 Uhr | Weitere Zeugen berichten, Prozess endet für heute

Ein 25-jähriger Polizist schildert die erkennungsdienstliche Behandlung des Angeklagten, also die standardisierte Aufnahme von Fotos und weiteren Identifizierungsmerkmalen nach einer Festnahme. Gemeinsam mit einem Kollegen habe er insgesamt zehn Bilder von Taleb A. anfertigen müssen. Dafür sei der Beschuldigte bis auf die Unterhose entkleidet worden; er habe sich dabei durchgehend kooperativ verhalten.

Während der anschließenden Befragung durch die Nebenklage wiederholt sich Taleb A. mehrfach und spricht erneut ausführlich über eine mutmaßliche Flüchtlingshilfeorganisation aus Köln. Anschließend beendet der Vorsitzende Richter den Verhandlungstag.

Der Prozess wird am Mittwoch fortgesetzt. Dann sollen frühere Arbeitskollegen aus dem Maßregelvollzug Bernburg aussagen, darunter der damalige ärztliche Leiter sowie weitere Mitarbeitende.

14:20 Uhr | Weitere Polizei-Zeugen schildern erste Maßnahmen nach der Tat

Mehrere Polizeibeamte berichten am Nachmittag über ihre Aufgaben unmittelbar nach dem Anschlag. Ein 28-jähriger Polizist schildert, er habe sich im Zentralen Polizeigewahrsam um Taleb A. gekümmert, Rechtsmediziner und Kriminaltechnik hinzugezogen und eine körperliche Untersuchung veranlasst. Der Angeklagte habe auf ihn “sehr klar” gewirkt und kooperiert.

Eine 27-jährige Beamtin berichtet, sie und ihr Kollege hätten im Gewahrsam zunächst eine Vernehmung vorbereiten sollen. Die Zelle sei videoüberwacht worden, um 22:20 Uhr sei die offizielle Festnahme angeordnet worden. Taleb A. sei auf sein Recht auf anwaltliche Vertretung hingewiesen worden. Als die Beamten erklärten, dass nicht sie, sondern der Staatsschutz die Vernehmung übernimmt, habe der Angeklagte sich “freudig” geäußert.

13:45 Uhr | Prozess läuft nach Pause weiter

Nach einer Pause wird inzwischen die Verhandlung fortgesetzt. Nun äußert sich wieder der Angeklagte Taleb A. Er erklärt, warum er seinen Hungerstreik fortführt. “Es ist für mich ein Zeichen der Verzweifelung.” A. betont, er habe nicht möglichst viele Menschen töten wollen, und weist die Frage nach rechtsextremen Motiven zurück: “Ich bin definitiv links.” Gleichzeitig äußert er erneut Verschwörungserzählungen über eine angebliche “Islamisierung” sowie Vorwürfe gegen Behörden und schildert angebliche Folter in der JVA Burg.