Brasilianische Politiker haben Bundeskanzler Friedrich Merz für Äußerungen über die brasilianische Stadt Belém kritisiert. Merz verbreite “Vorurteile und Arroganz”, teilte der Bürgermeister von Belém, Igor Normando, in einer Videobotschaft auf X mit. Auch der Gouverneur des Bundesstaats Pará, in dem Belém liegt, kritisierte den deutschen Bundeskanzler. Die “voreingenommene Rede” von Merz verrate “mehr über den Redner als über das Thema seiner Rede”, teilte Helder Barbalho auf X mit.

In einer Rede auf dem Handelskongress in Berlin hatte Bundeskanzler Merz eine Anekdote über Belém kolportiert, die von vielen als herabwürdigend verstanden wurde. Die Deutschen lebten “in einem der schönsten Länder der Welt”, sagte Merz laut dem offiziellen Manuskript. Auf die Frage, wer denn in Belém leben wolle, habe dagegen “keiner die Hand gehoben”, als er diese Frage während der Klimakonferenz dort an anwesende Journalisten gerichtet habe. “Die waren alle froh, dass wir vor allem Dingen von diesem Ort, an dem wir da waren, in der Nacht von Freitag auf Samstag wieder nach Deutschland zurückgekehrt sind”, sagte Merz wörtlich.

Auch Präsident Luiz Inácio Lula da Silva kritisierte den Kanzler für seine Aussage. Merz hätte in Belém in eine Bar gehen, dort tanzen und die lokale Küche ausprobieren sollen, sagte Lula. Berlin würde nicht einmal zehn Prozent der Qualität bieten, die der brasilianische Bundesstaat Pará zu bieten habe. Jeder wisse, dass dessen Hauptstadt Belém arm sei, dafür aber ein so großzügiges Volk habe wie kaum ein anderer Ort auf der Welt, sagte der brasilianische Präsident.

Gouverneur fordert konkrete Unterstützung für Wälder

In Belém findet seit dem 10. November die dreißigste Weltklimakonferenz statt. Die Stadt liegt an der Mündung des Amazonas, es herrscht ein schwül-warmes Tropenklima. Das Gastgeberland Brasilien erhofft sich von der Konferenz auch, mehr Aufmerksamkeit für den Schutz der Wälder zu schaffen. Bundeskanzler Merz hatte bereits am 7. November eine Rede in Belém gehalten.

“Es ist schon kurios, dass jemand, der zur globalen Erwärmung
beigetragen hat, die Hitze im Amazonasgebiet als seltsam empfindet”,
schrieb der Gouverneur Barbalho auf X. Er forderte “weniger Versprechen” und mehr “konkrete Unterstützung für diejenigen, die die Wälder schützen”. Merz hatte in Belém einen “namhaften” Beitrag zu einem Schutzfonds für tropische Wälder zugesagt, zur Enttäuschung vieler aber keine konkrete Summe genannt.

Vorab war vielfach kritisiert worden, dass Belém für die insgesamt rund 44.000 Teilnehmer der Weltklimakonferenz nicht genügend Übernachtungsmöglichkeiten biete. Die Hotelpreise während der zweiwöchigen Konferenz sind horrend. Brasiliens Staatschef Lula verteidigte die Entscheidung. “Wir wollen, dass die Leute die wirkliche Situation der Wälder, unserer Flüsse, der Völker, die hier leben, sehen”, sagte er vor Beginn der Konferenz.

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