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Dass die Rente in Deutschland einer Reform bedarf, hört man regelmäßig. Ein EU-Vorstoß bringt jetzt neue Ideen zur Altersvorsorge ein.

Kassel – Die EU-Kommission hat einen revolutionären Plan zur Verbesserung der Rente ihrer Bürger vorgestellt. Dieser könnte das bisherige Rentensystem in Europa grundlegend verändern. Und wirft auch für deutsche Arbeitnehmer und Arbeitgeber wichtige Fragen in Sachen Altersvorsorge auf.

Senioren-Ehepaar beim Spaziergang in einem Park

Die EU plant ein neues Rentensystem. Das könnte sich auch auf deutsche Rentner auswirken. © Ralf Homburg/Lobeca/Imago

Die Zukunft des Rentensystems wird dieser Tage in Deutschland heiß diskutiert. Während Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) auf eine Vereinbarung im Koalitionsvertrag pocht, will der Unions-Nachwuchs von der Jungen Union (JU) die Renten-Pläne des Regierungschefs nicht mittragen. Ob die Rentenideen der EU-Kommission mehr Zustimmung bei der JU finden?

EU plant Renten-Revolution: Alle Bürger sollen automatisch Aktien-Sparer werden – US-System als Vorbild

Die EU-Kommission plant laut einem Bericht der Welt, alle Beschäftigten automatisch in eine zusätzliche Altersvorsorge einzubeziehen. Dieses sogenannte „Auto-Enrollment“ beinhaltet eine zusätzliche Altersvorsorge, in die alle Beschäftigten automatisch aufgenommen werden. Das Konzept basiert auf Aktiensparen und ähnelt stark dem in den USA weit verbreiteten 401(k)-System.

Der EU-Vorschlag sieht vor, dass ein Teil des Gehalts der Arbeitnehmer automatisch in spezielle Sparkonten fließt, die in Aktien und andere Wertpapiere investieren. Dies soll zusätzlich zur staatlichen Rente erfolgen und die finanzielle Absicherung im Alter verbessern. Eine Aktienrente hatte auch schon die Ampelregierung geplant, zu einer Umsetzung kam es letztlich nicht.

Rente: Das sind die 15 größten Mythen zur Altersvorsorge

Mythos 2: Die Rente muss nicht versteuert werden. Auch das ist nicht richtig. Renten sind grundsätzlich Einkommenssteuer- beziehungsweise Lohnsteuerpflichtig. Jedoch wird das Geld derzeit nicht voll versteuert. Der Prozentsatz hängt vom Zeitpunkt des Renteneintritts ab.

Fotostrecke ansehenNeues Rentensystem in der EU? Diese Vorteile bietet der Aktien-Plan

Das von der EU-Kommission vorgeschlagene System verspricht mehrere Vorteile, die dem amerikanischen 401(k)-Plan ähneln. Laut Website der Kanzlei Mount Bonnell bietet das US-Rentensystem folgende Möglichkeiten:

Steuerliche Begünstigungen: In den USA sind Beiträge zu 401(k)-Plänen steuerlich absetzbar, was die Steuerlast der Teilnehmer senkt. Es ist wahrscheinlich, dass das EU-System ähnliche Anreize bieten wird.Potenzial für höhere Renditen: Durch die Investition in Aktien und andere Wertpapiere besteht die Möglichkeit, langfristig höhere Renditen zu erzielen als bei traditionellen Sparformen.Arbeitgeberbeiträge: In den USA leisten viele Arbeitgeber zusätzliche Beiträge zu den 401(k)-Plänen ihrer Mitarbeiter. Es bleibt abzuwarten, ob und wie dies im EU-System umgesetzt wird .Geplantes Rentensystem der EU: Diese Risiken hat die aktienbasierte Altersvorsorge für Rentner

Trotz der potenziellen Vorteile gibt es auch Herausforderungen und Bedenken, die berücksichtigt werden müssen. Das Rentensystem auf Aktien zu stützen, birgt gewisse Marktrisiken. Investitionen in Aktien sind immer von Wertschwankungen und möglichen Verlusten betroffen. Dies könnte insbesondere für risikoscheue Sparer eine Herausforderung darstellen.

Außerdem ist der Zugang zum eigenen Vermögen bei einem aktienbasierten Rentensystem nicht zwingend zu allen Zeitpunkten möglich. Ähnlich wie beim 401(k)-System in den USA könnte der Zugriff auf das angesparte Vermögen vor dem Rentenalter eingeschränkt sein, was in finanziellen Notlagen problematisch sein könnte.

Ein weiterer Punkt, der problematisch sein könnte: Die Komplexität eines solchen EU-Rentensystems. Die Verwaltung und Auswahl von Investitionen kann für viele Arbeitnehmer eine Herausforderung darstellen und erfordert möglicherweise zusätzliche Bildungsmaßnahmen. Allerdings führt auch das bestehende Rentensystem dazu, dass für einige Rentner alltägliche Dinge zum Luxus werden.

EU erwägt neues Rentensystem mit Aktien als Fundament – diese Auswirkungen hätte es auf deutsche Bürger

Für deutsche Arbeitnehmer und Arbeitgeber könnte die Einführung eines solchen Rentensystems innerhalb der EU weitreichende Folgen haben:

Ergänzung zur gesetzlichen Rente: Das neue System würde als zusätzliche Säule neben der gesetzlichen Rentenversicherung und bestehenden betrieblichen und privaten Vorsorgemodellen fungieren.Automatische Teilnahme: Anders als bei vielen bestehenden Vorsorgeprodukten wären Arbeitnehmer automatisch einbezogen, sofern sich nicht aktiv gegen die Teilnahme entschieden wird.Potenzielle Steuererleichterungen: Ähnlich wie beim amerikanischen 401(k)-System könnten steuerliche Anreize geschaffen werden, um die Teilnahme attraktiver zu machen.Neue Verantwortungen für Arbeitgeber: Unternehmen müssten sich auf neue administrative Aufgaben und möglicherweise auf eigene Beiträge zum System einstellen.

„Das umlagefinanzierte System bleibt das Fundament unserer Alterssicherung, aber die Last liegt inzwischen zu schwer auf den Schultern der Jüngeren“, erklärte Markus Ferber, finanzpolitischer Sprecher der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament, in einer Mitteilung. Der CSU-Politiker ergänzte: „Eine nachhaltige Altersvorsorge im 21. Jahrhundert ist wie ein Drei-Säulen-Haus: Ohne eine starke betriebliche und private Säule steht der Generationenvertrag auf wackligen Beinen.“

Auch Maria Luís Albuquerque, EU-Kommissarin für Finanzdienstleistungen, sieht bei der Rente Handlungsbedarf. „Die Menschen werden immer älter, zugleich schrumpft die Erwerbsbevölkerung“, wird die Portugiesin von der Welt zitiert. „Viele machen sich zu spät Gedanken über ihre Rente. Wir möchten dazu ermutigen, früher als bisher zu sparen.“ (Quellen: Welt, Kanzlei Mount Bonnell, markus-ferber.de) (kh)