Ja, Bildung ist immer so nervig, wenn man rechte Politik machen will. 🙁
Vom Deutschlandfunk hätte ich jetzt irgendwie mehr erwartet als dass das ganz am Ende steht, nachdem es mehrfach erstmal einfach “Europäische Vergleichsstudie” genannt wird:
> Als Vergleichsstaaten wurden die Benelux-Länder, Österreich, die Schweiz, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Island herangezogen. Sie seien mit Blick auf ihre wirtschaftliche Entwicklung und kulturelle Prägung Deutschland relativ ähnlich.
Ungebildete Kinder konsumieren mehr und sind besseres Stimmvieh oder wie ist da die Denke?
Dafür haben wir 94 gesetzliche Krankenkassen und der großteil finanziert sogar Vodoo Medizin.
**Bearbeitet:** Ich halte es für nötig zu erwähnen, dass ich mit meinem Beitrag nicht sagen wollte, dass wir mit einer Reform der Kassen die nötigen Ausgaben im Bildungsbereich finanzieren könnten. Wir können damit auch nicht die zukünftige Finanzierungslücke der Kassen schließen, und es wird auch nicht ausreichen, um deiner Mutter ein neues Bett zu kaufen. Aber es gibt Einsparpotenzial, das nicht genutzt wird und zwar überall, nicht nur bei den Kassen.
Rentenerhöhung ist einfach wichtiger, warum soll man in die Zukunft investieren, wenn man stattdessen auch einfach in die Vergangenheit investieren kann?
Oh no. Darauf erstmal mehr Rente.
>41 Prozent des deutschen Etats fließen in Renten,- Kranken- und Arbeitslosenversicherung oder ins Bürgergeld.
Und warum genau wird das gesondert in dem Artikel erwähnt und noch dazu mit diesem Framing? Dass ich mich drüber ärgern kann? Dann hats funktioniert.
Mal ganz abgesehen, dass der ganze Absatz komisch geframt ist:
>Demgegenüber gibt Deutschland mehr Geld für soziale Sicherung aus als etwa die lange für ihren Wohlfahrtsstaat bekannten skandinavischen Länder. 41 Prozent des deutschen Etats fließen in Renten,- Kranken- und Arbeitslosenversicherung oder ins Bürgergeld. In Skandinavien sind es 40 Prozent. Der EU-Durchschnitt liegt bei 39 Prozent.
Ja, 1-2 Prozent sind viel Geld. Aber es sind immer noch nur 1-2 Prozent.
Dafür stehen wir aber recht gut bei den Ausgaben für die Rente da, oder? Also je nach Perspektive natürlich 😀
Das ist ja komisch. Wie kann das denn sein? Das ist ja komisch!
Bildung brauchen wir nicht. Hauptsache die Rente steigt
Wer braucht auch Bildung wenn du einfach Wehrdienst machen sollst. Danach dann ab in den Mindestlohn Buckeljob.
Ich sehe je den Punkt, aber ausgerechnet Bildung ist einer der Bereiche, wo das Verhältnis zur Wirtschaftskraft gar nicht mal so aussagekräftig ist. Viel eher eignen sich die Ausgaben je Schüler, weil das Aussage über Ressourcen (aller Art, gemessen in Geld) im Verhältnis zum Bedarf (gemessen als Schüler) anzeigt. Und – auch wenn die Daten leider weniger aktuell sind (2021) – liegt Deutschland dort dramatisch besser ([siehe insb. Grafik 3](https://www.oecd.org/content/dam/oecd/en/publications/reports/2024/09/education-at-a-glance-2024-country-notes_532eb29d/estonia_f94a3a3a/4bad887a-en.pdf)). Da sind wir Kaufkraft-bereinigt etwa gleich auf mit der Niederlande oder UK, und (in Werten) nur geringfügig hinter Ländern wie Schweden, oder Belgien. Erst Länder wie Norwegen oder Island liegen erheblich über uns (LUX ist statistische Ausnahme) – wobei es dann auch insgesamt mehr auf die einzelnen Bildungssektoren ankommt.
Für einige, wenn nicht alle, dieser Länder gilt dabei gemeinhin, dass sie ein besseres Bildungssystem haben (das generelle Quantifizierungsproblem mal Außen vor; sprich gem. einschlägiger Metriken). In PISA (ja, weit weg von perfekt aber verfügbar, standardisiert und qualitativer als “Teilnahme- oder Abschlussquoten”) etwa liegen diese Länder regelmäßig deutlich vor uns. Aber selbst Länder mit deutlich niedrigeren Ausgaben je Schüler schlagen uns mitunter. Wobei Estland wohl ein Paradebeispiel ist: Seit längerem Spitze der EU-/Europa-Länder und 2018 sogar Platz 3 im Gesamtranking weltweit (bzw. Teilnehmer halt). Gleichzeitig geben die (kaufkraftbereinigt) je nach Bildungssektor zwischen 15% und 35% weniger je Schüler aus. Einer der großen Gründe ist halt, dass wir Lehrer auf dem Niveau der Schweiz oder Luxemburg bezahlen (Grafik 4), mit solidem Abstand zu allen anderen Ländern – ohne, dass die dementsprechend besser wären. Das frisst viel Geld relativ zum Mehrwert – und ironischerweise will trotzdem kaum wer als Lehrer zu diesen Konditionen arbeiten, sodass die uns an allen Ecken und Kanten fehlen.
Da muss halt die Frage auch erlaubt sein, wie wir mit vergleichbaren, wenn nicht sogar mehr, Ausgaben je Schüler, ein so viel schlechteres Ergebnis erzielen. Dabei ist Bildung wirklich der eine Bereich, wo der Staat mMn lieber drölf Euro mehr reinbuttern darf als zu wenig; aber da ist doch trotzdem offensichtlich ein Kosten-Nutzen-Problem das man mal angehen sollte. Gerade wenn wir realpolitisch einfach lange weiterträumen können, dass die Rentner tatsächlich mehr Geld für Bildung locker machen – weil dafür müsste man ja vielleicht auf die vierte Kreuzfahrt verzichten – ist es doch traurigerweise wahrscheinlich der realistischste Weg mehr in der Bildung erreichen zu können.
Soll heißen: Das Verhältnis zum BIP ist ziemlich uninteressant, aber je Schüler geben wir gar nicht mal so wenig Geld aus – auch wenn wir da natürlich mehr bereitstellen könnten/sollten, und wir sicher nicht Spitze sind. Aber auch wenn wir mehr Finanzmittel gebrauchen könnten, ignoriert die Ausgaben/BIP-Metrik halt völlig, dass wir offenkundig ein massives Effizienzproblem haben, das in der Debatte bisher völlig fehlt – und das nicht abstrakt und theoretisch, sondern andere Länder beweisen Schwarz auf Weiß, das man bessere Ergebnisse mit den selben oder gar mit weniger Ausgaben erreichen könnte; was wäre dann erst möglich wenn wir auf deren Effizienz arbeiteten UND mehr Geld bereitstellen? Einfach nur mehr Geld in ein ineffizientes System zu werfen kann doch auch nicht die Antwort aller Rätsel sein – zu mal das mit der fortschreitenden Gerontokratie sowieso undenkbar scheint.
Politisch nicht gewollt, ansonsten wäre die CDU und AFD überflüssig weil inhaltslos und die Leute würden es checken, dass Ausländer raus keinen Mehrwert hat..
Bis sich die Ausgaben in Bildung für das Wählerklientel lohnen, sind sie bereits unter der Erde bzw. kann man die restliche Zeit mit Schulden und Substanz ganz gut überbrücken. Nach den Boomern dann die Sintflut.
ja wir müssen ja auch irgendwie unsere Rentenpakete finanzieren
Irgendwie muss ja der Podcast Brave Mädchen finanziert und gesichert werden. Win-win oder so
Politiker: Die nachfolgenden Generationen werden immer dümmer.
AUCH Politiker: Lasst uns beim Thema Bildung sparen.
Mich würde wirklich die Methodik interessieren. Wurde berücksichtigt, dass die deutsche Bildung hauptsächlich von den Ländern getragen wird und nicht vom Bund wie es in anderen Ländern üblich ist?
Sapperlot! Auf den Schreck erstmal die Rente erhöhen.
Jetzt ist mir klar wieso es soviel afd Wähler gibt…
20 comments
Ja, Bildung ist immer so nervig, wenn man rechte Politik machen will. 🙁
Vom Deutschlandfunk hätte ich jetzt irgendwie mehr erwartet als dass das ganz am Ende steht, nachdem es mehrfach erstmal einfach “Europäische Vergleichsstudie” genannt wird:
> Als Vergleichsstaaten wurden die Benelux-Länder, Österreich, die Schweiz, Dänemark, Schweden, Norwegen, Finnland und Island herangezogen. Sie seien mit Blick auf ihre wirtschaftliche Entwicklung und kulturelle Prägung Deutschland relativ ähnlich.
Ungebildete Kinder konsumieren mehr und sind besseres Stimmvieh oder wie ist da die Denke?
Dafür haben wir 94 gesetzliche Krankenkassen und der großteil finanziert sogar Vodoo Medizin.
**Bearbeitet:** Ich halte es für nötig zu erwähnen, dass ich mit meinem Beitrag nicht sagen wollte, dass wir mit einer Reform der Kassen die nötigen Ausgaben im Bildungsbereich finanzieren könnten. Wir können damit auch nicht die zukünftige Finanzierungslücke der Kassen schließen, und es wird auch nicht ausreichen, um deiner Mutter ein neues Bett zu kaufen. Aber es gibt Einsparpotenzial, das nicht genutzt wird und zwar überall, nicht nur bei den Kassen.
Rentenerhöhung ist einfach wichtiger, warum soll man in die Zukunft investieren, wenn man stattdessen auch einfach in die Vergangenheit investieren kann?
Oh no. Darauf erstmal mehr Rente.
>41 Prozent des deutschen Etats fließen in Renten,- Kranken- und Arbeitslosenversicherung oder ins Bürgergeld.
Und warum genau wird das gesondert in dem Artikel erwähnt und noch dazu mit diesem Framing? Dass ich mich drüber ärgern kann? Dann hats funktioniert.
Weil: die Hälfte davon macht die Rente aus. Laut diesem Artikel: [https://www.n-tv.de/wirtschaft/Finanziell-spielt-das-Buergergeld-im-Sozialsystem-nur-eine-Nebenrolle-article26002179.html](https://www.n-tv.de/wirtschaft/Finanziell-spielt-das-Buergergeld-im-Sozialsystem-nur-eine-Nebenrolle-article26002179.html) macht Bürgergeld 4,2% des Sozialbudgets aus. Also 4,2% von 41%. Aber immer schön mit erwähnen, irgendein Politiker wirds schon zitieren ohne 5 Minuten zu recherchieren…
Mal ganz abgesehen, dass der ganze Absatz komisch geframt ist:
>Demgegenüber gibt Deutschland mehr Geld für soziale Sicherung aus als etwa die lange für ihren Wohlfahrtsstaat bekannten skandinavischen Länder. 41 Prozent des deutschen Etats fließen in Renten,- Kranken- und Arbeitslosenversicherung oder ins Bürgergeld. In Skandinavien sind es 40 Prozent. Der EU-Durchschnitt liegt bei 39 Prozent.
Ja, 1-2 Prozent sind viel Geld. Aber es sind immer noch nur 1-2 Prozent.
Dafür stehen wir aber recht gut bei den Ausgaben für die Rente da, oder? Also je nach Perspektive natürlich 😀
Das ist ja komisch. Wie kann das denn sein? Das ist ja komisch!
Bildung brauchen wir nicht. Hauptsache die Rente steigt
Wer braucht auch Bildung wenn du einfach Wehrdienst machen sollst. Danach dann ab in den Mindestlohn Buckeljob.
Ich sehe je den Punkt, aber ausgerechnet Bildung ist einer der Bereiche, wo das Verhältnis zur Wirtschaftskraft gar nicht mal so aussagekräftig ist. Viel eher eignen sich die Ausgaben je Schüler, weil das Aussage über Ressourcen (aller Art, gemessen in Geld) im Verhältnis zum Bedarf (gemessen als Schüler) anzeigt. Und – auch wenn die Daten leider weniger aktuell sind (2021) – liegt Deutschland dort dramatisch besser ([siehe insb. Grafik 3](https://www.oecd.org/content/dam/oecd/en/publications/reports/2024/09/education-at-a-glance-2024-country-notes_532eb29d/estonia_f94a3a3a/4bad887a-en.pdf)). Da sind wir Kaufkraft-bereinigt etwa gleich auf mit der Niederlande oder UK, und (in Werten) nur geringfügig hinter Ländern wie Schweden, oder Belgien. Erst Länder wie Norwegen oder Island liegen erheblich über uns (LUX ist statistische Ausnahme) – wobei es dann auch insgesamt mehr auf die einzelnen Bildungssektoren ankommt.
Für einige, wenn nicht alle, dieser Länder gilt dabei gemeinhin, dass sie ein besseres Bildungssystem haben (das generelle Quantifizierungsproblem mal Außen vor; sprich gem. einschlägiger Metriken). In PISA (ja, weit weg von perfekt aber verfügbar, standardisiert und qualitativer als “Teilnahme- oder Abschlussquoten”) etwa liegen diese Länder regelmäßig deutlich vor uns. Aber selbst Länder mit deutlich niedrigeren Ausgaben je Schüler schlagen uns mitunter. Wobei Estland wohl ein Paradebeispiel ist: Seit längerem Spitze der EU-/Europa-Länder und 2018 sogar Platz 3 im Gesamtranking weltweit (bzw. Teilnehmer halt). Gleichzeitig geben die (kaufkraftbereinigt) je nach Bildungssektor zwischen 15% und 35% weniger je Schüler aus. Einer der großen Gründe ist halt, dass wir Lehrer auf dem Niveau der Schweiz oder Luxemburg bezahlen (Grafik 4), mit solidem Abstand zu allen anderen Ländern – ohne, dass die dementsprechend besser wären. Das frisst viel Geld relativ zum Mehrwert – und ironischerweise will trotzdem kaum wer als Lehrer zu diesen Konditionen arbeiten, sodass die uns an allen Ecken und Kanten fehlen.
Da muss halt die Frage auch erlaubt sein, wie wir mit vergleichbaren, wenn nicht sogar mehr, Ausgaben je Schüler, ein so viel schlechteres Ergebnis erzielen. Dabei ist Bildung wirklich der eine Bereich, wo der Staat mMn lieber drölf Euro mehr reinbuttern darf als zu wenig; aber da ist doch trotzdem offensichtlich ein Kosten-Nutzen-Problem das man mal angehen sollte. Gerade wenn wir realpolitisch einfach lange weiterträumen können, dass die Rentner tatsächlich mehr Geld für Bildung locker machen – weil dafür müsste man ja vielleicht auf die vierte Kreuzfahrt verzichten – ist es doch traurigerweise wahrscheinlich der realistischste Weg mehr in der Bildung erreichen zu können.
Soll heißen: Das Verhältnis zum BIP ist ziemlich uninteressant, aber je Schüler geben wir gar nicht mal so wenig Geld aus – auch wenn wir da natürlich mehr bereitstellen könnten/sollten, und wir sicher nicht Spitze sind. Aber auch wenn wir mehr Finanzmittel gebrauchen könnten, ignoriert die Ausgaben/BIP-Metrik halt völlig, dass wir offenkundig ein massives Effizienzproblem haben, das in der Debatte bisher völlig fehlt – und das nicht abstrakt und theoretisch, sondern andere Länder beweisen Schwarz auf Weiß, das man bessere Ergebnisse mit den selben oder gar mit weniger Ausgaben erreichen könnte; was wäre dann erst möglich wenn wir auf deren Effizienz arbeiteten UND mehr Geld bereitstellen? Einfach nur mehr Geld in ein ineffizientes System zu werfen kann doch auch nicht die Antwort aller Rätsel sein – zu mal das mit der fortschreitenden Gerontokratie sowieso undenkbar scheint.
Politisch nicht gewollt, ansonsten wäre die CDU und AFD überflüssig weil inhaltslos und die Leute würden es checken, dass Ausländer raus keinen Mehrwert hat..
Bis sich die Ausgaben in Bildung für das Wählerklientel lohnen, sind sie bereits unter der Erde bzw. kann man die restliche Zeit mit Schulden und Substanz ganz gut überbrücken. Nach den Boomern dann die Sintflut.
ja wir müssen ja auch irgendwie unsere Rentenpakete finanzieren
Irgendwie muss ja der Podcast Brave Mädchen finanziert und gesichert werden. Win-win oder so
Politiker: Die nachfolgenden Generationen werden immer dümmer.
AUCH Politiker: Lasst uns beim Thema Bildung sparen.
Mich würde wirklich die Methodik interessieren. Wurde berücksichtigt, dass die deutsche Bildung hauptsächlich von den Ländern getragen wird und nicht vom Bund wie es in anderen Ländern üblich ist?
Sapperlot! Auf den Schreck erstmal die Rente erhöhen.
Jetzt ist mir klar wieso es soviel afd Wähler gibt…
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