Zwei Soldaten der US-Nationalgarde sind am Mittwoch nahe dem Weißen Haus in Washington von Schüssen getroffen worden. Die Trump-Regierung reagiert auf den Angriff – und schickt weitere Soldaten in die Hauptstadt. Inzwischen werden mehr Details über den Schützen bekannt.

In der Nähe des Weißen Hauses in Washington sind zwei Soldaten der US-Nationalgarden von Schüssen getroffen worden. Der Chef der Bundespolizei FBI, Kash Patel, sagte am Mittwoch, sie seien schwer verletzt und in einem „kritischem Zustand“. Patel sprach von einem „schrecklichen Gewaltakt“. Auch die Bürgermeisterin von Washington, Muriel Bowser, sagte, die Mitglieder der Nationalgarde befänden sich in einem kritischen Zustand im Krankenhaus.

Zuvor hatte es geheißen, die beiden Nationalgardisten seien tot. Der Gouverneur von West Virginia, Patrick Morrisey, hatte in einer ersten Stellungnahme mitgeteilt, die beiden Soldaten aus seinem Bundesstaat seien „ihren Verletzungen erlegen“. Später erklärte er jedoch, ihr Tod sei nicht bestätigt, es gebe dazu „widersprüchliche Angaben“.

Nach übereinstimmenden Medienberichten handelt es sich bei dem Verdächtigen um einen afghanischen Staatsbürger, der 2021 in die USA eingereist sein soll. Der Verdächtige habe im Bundesstaat Washington gelebt, berichteten unter anderem der Sender NBC und die „Washington Post“ unter Berufung auf Strafverfolgungsbeamte und mit den Ermittlungen vertraute Menschen. Nach Angaben des Senders NBC und „Fox News“ untersucht die Bundespolizei FBI den Angriff als möglichen Terrorakt.

Über den Aufenthaltsstatus des Tatverdächtigen gibt es unterschiedliche Angaben. „Fox News“ berichtete unter Berufung auf das Heimatschutzministerium, dass der 29-Jährige nach dem Abzug der US-Truppen aus Afghanistan legal im Rahmen einer humanitären Ausnahmeregelung in die USA gelangt sei und sein Visum überschritten habe. Die Behörden prüften, ob die Tat einen terroristischen Hintergrund habe. Nach Angaben des US-Senders CNN, der sich auf das FBI beruft, hat der Verdächtige 2024 Asyl beantragt, das ihm Anfang dieses Jahres gewährt worden sei.

Die Polizei geht nach bisherigen Erkenntnissen von einem Einzeltäter aus. Bürgermeisterin Bowser hatte zuvor von einem „gezielten“ Angriff auf die Nationalgarde gesprochen, ohne weiter auf das mögliche Motiv einzugehen.

US-Präsident Donald Trump hatte auf Truth Social geschrieben, dass die Opfer im Krankenhaus und in einem kritischen Zustand seien. Der mutmaßliche Schütze, den Trump als „Tier“ bezeichnete, sei schwer verletzt, erklärte Trump. Er werde „einen hohen Preis zahlen müssen“.

Vizepräsident JD Vance rief alle US-Bürger auf, für die beiden Soldaten zu beten. Der Vorfall ereignete sich laut Polizei zwei Straßenblocks nordwestlich des Weißen Hauses in der Nähe der Metrostation Farragut West.

Augenzeugen berichteten nach den Schüssen von Chaos und Panik im belebten Zentrum von Washington. Die Polizei riegelte das Gebiet um die Metrostation ab. Beamte mit Gewehren standen hinter gelbem Absperrband Wache, ein Helikopter kreiste über dem Stadtzentrum, zahlreiche Feuerwehr- und Polizeifahrzeuge waren vor Ort. Agenten des Secret Service und anderer Bundesbehörden waren im Einsatz.

Motiv des Täters unklar

Ein Vertreter der Washingtoner Polizei erläuterte, der Täter sei um eine Ecke gekommen und habe sofort das Feuer auf die zwei Nationalgardisten eröffnet. Weitere Mitglieder der Nationalgarde hätten die Schüsse gehört, eingegriffen und den Verdächtigen überwältigt, nachdem dieser zu Boden gegangen sei. Die Polizei sei wenige Augenblicke später eingetroffen.

US-Verteidigungsminister Pete Hegseth kündigte nach dem Vorfall an, die Zahl der Nationalgardisten in der Hauptstadt um 500 auf mehr als 2500 aufzustocken. Der Schusswaffenvorfall stärke den Entschluss der Regierung, Washington wieder „sicher und schön“ zu machen, betonte er.

Die Nationalgarden sind militärische Reserveeinheiten und Teil der US-Streitkräfte. Sie unterstehen im Normalfall der Kontrolle der Bundesstaaten und werden etwa bei Naturkatastrophen, Unruhen oder anderen Notlagen eingesetzt. In bestimmten Situationen kann jedoch auch der US-Präsident das Kommando übernehmen. Für Washington bestehen Sonderregeln.

Seit dem Sommer sind mehr als 2000 Nationalgardisten in Washington unterwegs. Trump hatte den umstrittenen Einsatz angeordnet – mit der Begründung, dass die Hauptstadt die Kriminalität nicht in den Griff bekomme. Kriminalitätsstatistiken stützen diese Darstellung nicht.

Die Hauptstadt ging juristisch gegen den Einsatz vor. Eine Bundesrichterin erklärte den Einsatz der Nationalgarde jüngst für nicht rechtens und ordnete an, diesen zu beenden. Sie setzte ihre Entscheidung jedoch für drei Wochen aus, damit die Trump-Regierung in Berufung gehen kann. Die Anordnung bleibt damit bis zum 11. Dezember außer Kraft.

Trump hielt sich zum Zeitpunkt der Tat auf seinem Golfplatz in West Palm Beach auf. Seine Sprecherin Karoline Leavitt teilte mit, das Weiße Haus beobachte alle Entwicklungen rund um den tragischen Zwischenfall genau.

Dieser Artikel wird fortlaufend aktualisiert.

AP/dpa/AFP/ds/gub/dp