Wien – Österreich verbaut weiter im großen Stil: Jeden Tag wird im Schnitt die Fläche eines großen Fußballfelds für neue Straßen versiegelt. Das zeigt eine aktuelle Analyse des VCÖ zum Weltbodentag auf Basis neuer ÖROK-Daten. Insgesamt sind seit 2022 rund 877 Hektar zusätzliche Verkehrsflächen hinzugekommen – zu 99 Prozent durch Straßenbau.
Die Bilanz ist alarmierend: 91 Prozent aller Verkehrsflächen entfallen auf den Straßenverkehr, während das Schienennetz trotz steigender Mobilitätsbedürfnisse weiter schrumpft. „Statt mehr Straßen braucht Österreich endlich mehr Schiene“, mahnt VCÖ-Experte Michael Schwendinger.
Extreme Unterschiede zwischen den Bundesländern
Der Pro-Kopf-Bodenverbrauch durch Verkehr ist massiv unterschiedlich:
Österreichweit liegt der Durchschnitt bei 188 m² pro Person. Wien und Vorarlberg zeigen mit dichtem Öffi-Netz und kompakter Siedlungsstruktur, wie Boden sparsam genutzt werden kann. Ganz anders die Flächenländer: Dort frisst die Zersiedelung immer mehr Boden.
Straßen wachsen und die Bahn verliert
Seit dem Jahr 2000 hat Österreich 595 Bahnkilometer verloren, während Autobahnen und Schnellstraßen um 332 Kilometer zugelegt haben. Das gesamte Straßennetz umfasst inzwischen über 128.000 Kilometer.
Schwendingers pointierte Kritik: „Während de facto auf jede Almhütte eine Straße führt, ist nicht einmal jede Bezirkshauptstadt per Bahn erreichbar.“
Dabei ist die Schiene deutlich effizienter:
18 % der Personenverkehrsleistung & 27 % des Güterverkehrs
nur 7 % der Verkehrsfläche
weit niedrigerer Flächenverbrauch und CO₂-Ausstoß
Zersiedelung als Haupttreiber
Neue Gewerbegebiete, Supermärkte auf der grünen Wiese und verstreute Wohnsiedlungen führen zu immer neuen Straßen und riesigen Parkplatzflächen. „Die Stärkung der Ortskerne reduziert Bodenverbrauch, verkürzt Wege und vermeidet Verkehr“, so Schwendinger.
Forderung des VCÖ: Boden schützen, Mobilität neu denken
Zum Weltbodentag erinnert der VCÖ daran, dass Boden eine endliche Ressource ist – und Österreich zu den Negativbeispielen Europas zählt. Die Mobilitätsorganisation fordert:
Ende der Zersiedelung
klare Priorität für Bahn, Bus, Straßenbahn und aktive Mobilität
kompakte Siedlungsstrukturen
weniger Parkflächen durch moderne Mobilitätskonzepte
„Alle Bundesländer können den Bodenverbrauch des Verkehrs drastisch reduzieren – durch eine verkehrssparende Raumplanung und platzsparende Mobilitätsformen“, betont Schwendinger.
Mit Blick auf steigende Klimabelastungen, verlorene Böden und teure Straßeninfrastruktur ist die Botschaft eindeutig: Österreich braucht eine Mobilitätswende, bevor der Boden endgültig knapp wird.