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Die EU will die eigene Wirtschaft stärken. Dafür sollen die Staaten bei der Beschaffung seltener Erden zusammenarbeiten. Gelingt der Befreiungsschlag gegen China?

Brüssel – Ohne China geht nichts – vor allem, wenn es um seltene Erden geht. Laut dem Wirtschaftsdienst der EU förderte die Volksrepublik 2023 rund 70 Prozent der weltweiten Vorkommen seltener Erden und bot 90 Prozent der daraus verarbeiteten Produkte an. Jetzt will die EU handeln und den Unternehmen der Mitgliedsstaaten eine sichere Versorgung mit den begehrten Rohstoffen garantieren.

Gemeinsamer Vorrat für seltene Erden – EU-Kommissar plant Befreiungsschlag von China

Am Mittwoch (3. Dezember) stellte EU-Industriekommissar Stéphane Séjourné seinen Plan in Brüssel vor. Wie die Nachrichtenagentur AFP berichtete, plane er den Einkauf mehrerer EU-Staaten zu koordinieren und so einen gemeinsamen Vorrat im Staatenbund anzulegen. Dazu solle bereits Anfang 2026 ein Zentrum eingerichtet werden, das mit der Koordinierung beauftragt werden soll.

Über die gemeinsame Beschaffung der Rohstoffe durch Unternehmen aus verschiedenen Ländern könnten Kosten gespart werden, so Séjournés Plan. Über Großbestellungen könnten günstigere Preise erzielt und unnötige Transportkosten vermieden werden. Ein Pilotprojekt für die gemeinsamen Vorräte soll ebenfalls in den kommenden Monaten starten.

Schutz der europäischen Wirtschaft – EU will bestehende Werkzeuge „proaktiv“ nutzen

Die Beschaffung seltener Erden ist nicht die einzige Maßnahme, die die Europäische Union zum Schutz der eigenen Wirtschaft treffen will. So soll eine härtere Wirtschaftspolitik gegenüber anderen Staaten geführt werden, berichtete die Deutsche Presse-Agentur (dpa). „Die EU wird auch strategischer vorgehen, um ihr wirtschaftliches Gewicht und den Zugang zu ihrem Binnenmarkt besser zu nutzen“, zitiert die dpa eine Erklärung der EU-Kommission. Zudem sollen bestehende Instrumente zur Stärkung der Wirtschaft „proaktiv“ eingesetzt werden.

Seltene Erden in einem Koffer

Sie werden in so gut wie allem verbaut, was mit Technik zu tun hat. Die EU sucht nach einer Lösung für seltene Erden. © KIRILL KUDRYAVTSEV/AFP

Dabei gehe es um Maßnahmen wie „Anti-Dumping-Zölle“, Maßnahmen gegen Übernahmen von europäischen Firmen aus dem Ausland oder der Ausschluss von Firmen aus Drittstaaten bei öffentlichen Aufträgen. Bernd Lange (SPD), Vorsitzender des Handelsausschusses im EU-Parlament, teilte laut dpa mit: „Es ist wohl vor allem den aktuellen Exportbeschränkungen Chinas für seltene Erden zu verdanken, dass die EU hier jetzt endlich die nächste Stufe zündet.“ Der drohende Lieferstopp chinesischer Chips an das niederländische Unternehmen Nexperia habe die Verwundbarkeit der europäischen Lieferketten deutlich gemacht.

Recycling könnte Abhängigkeit von China bei seltenen Erden minimieren

Ein weiterer Schritt, die Beschaffung seltener Erden für die deutsche Industrie unabhängiger zu gestalten, wäre die Wiederverwertung bereits bestehender Vorräte. Carlo Burkhardt von der Hochschule Pforzheim erklärte laut Tagesschau, dass beim Recycling ein großes Potenzial liege. Allerdings sei das von der EU erklärte Ziel, bis 2030 25 Prozent der benötigten Rohstoffe so zu gewinnen, unrealistisch. Und zwar, weil schlicht nicht genug Material zum Recyceln vorhanden sei.

Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) will trotzdem auf das Wiederverwehrten setzen. „Deutschland hat zwar wenig eigene Rohstoffe, aber dafür viele gute Ideen, vorhandene Rohstoffe wiederzuverwenden“, sagte er der Augsburger Allgemeinen. Durche eine „Kreislaufwirtschaft“ könne die deutsche Wirtschaft sicherer gestaltet werden. „In einer Tonne alten Handys steckt 40 Mal mehr Gold als in einer Tonne Golderz. Dazu kommen Silber, Kobalt und Seltene Erden.“ (Quellen: Wirtschaftsdienst der EU, dpa, AFP, Tagesschau, Augsburger Allgemeine) (nhi)