Die Zukunft erscheint bedrohlich, doch Angst allein hilft in Zeiten eines Wladimir Putin und Donald Trump nicht weiter. Die Politologin Florence Gaub erklärt, warum Deutschland und Europa stärker sind, als sie glauben.

Krisen, Kriege und Konflikte lösen tiefe Furcht und Verunsicherung aus, doch es ist keineswegs ausgemacht, dass alles schlechter wird. Darauf weist Florence Gaub, Politologin und Zukunftsforscherin, energisch hin. Sie sagt: Wir selbst haben es mit in der Hand, wie die Zukunft aussehen wird – und nicht nur Akteure wie Donald Trump und Wladimir Putin.

Warum ist Angst meist ein schlechter Ratgeber? Welches Primärziel verfolgt das aggressive Russland unter Wladimir Putin wirklich? Und warum ist die transatlantische Partnerschaft noch lange nicht am Ende? Diese Fragen beantwortet Florence Gaub, Autorin des Buches “Szenario. Die Zukunft steht auf dem Spiel”, im folgenden Gespräch.

t-online: Frau Gaub, lohnt es sich überhaupt noch, langfristige Pläne zu machen?

Florence Gaub: Warum denn nicht, bitte?

Viele Deutsche blicken mit Pessimismus in die Zukunft: Deutschlands Wirtschaft geht es gar nicht gut, der Planet heizt sich auf, das Gespenst eines Dritten Weltkriegs geht um.

Die Zukunft kann nicht vorhergesagt werden, niemand ist dazu imstande. Aber völlig ausgeliefert sind wir ihr beileibe nicht. Denn man kann Recherche betreiben, man kann darüber nachdenken, was alles passieren könnte. Damit beeinflussen wir die Zukunft bereits.

Genau das haben Sie zu Ihrem Beruf gemacht, nicht wahr?

So ist es. Ich habe meinen Job gut gemacht, wenn ich anderen dabei helfen konnte, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Nun ist mein Arbeitgeber die Nato, die nur eine einzige Aufgabe hat: Sie soll einen Krieg verhindern. Die schlimmsten Zukünfte, über die ich nachdenke, sollten bestenfalls niemals eintreten. Aber wenn der Krieg dann doch ausbricht, soll die Nato ihn gefälligst auch gewinnen. Ich und andere denken über Entwicklungspfade nach und sprechen Empfehlungen aus, wie wir eine schlechte Zukunft vermeiden können.

Genau darum geht es auch in Ihrem Buch “Szenario”. Darin zitieren Sie die Filmfigur Doc Brown aus der Filmreihe “Zurück in die Zukunft” mit den Worten: “Die Zukunft ist, was wir daraus machen.”

Das fasst es exakt zusammen. Im Buch steht der Leser vor der Herausforderung, die Zukunft zu gestalten. Nicht als Politiker, nicht als General, sondern als ein Berater, der die Weltpolitik aus der zweiten Reihe betrachtet. Es gibt Pfade und Entscheidungen, die sich als positiv erweisen, allerdings auch solche, die weniger gut sind. Mir hat das Schreiben eine Menge Freude gemacht. Ständig entdeckt man etwas Neues.