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Wer verursacht den Urlauber-Rückgang in Österreich? Deutsche Gäste? Die Wirtschaftslage in Deutschland? Ein ORF-Beitrag löst hitzige Diskussionen aus.
Salzburg – Die Berge werden als Ausflugsziele für Österreich-Urlauber ganzjährig gerne besucht. Meist sind es sogar so viele Touristen, dass sich die Einheimischen, die Betreiber oder auch die Urlauber gern mal in die Haare bekommen. Verkehr, Infrastruktur oder Preise passen da nicht mehr zusammen. Ein Lieblingssport der Alpenländer ist das Skifahren, aber bekanntlich wird einem das Skifahren auch nicht hinterher geschmissen und viele wüten nach einer Ansage eines Experten.

Skifahren in Österreich ist beliebt, im Salzburger Land sind alle willkommen, aber nicht jeder kann es sich leisten. © IMAGO / Jürgen Schwenkenbecher – IMAGO / Karina Hessland
Auf der Instagram-Seite vom ORF Salzburg tummeln sich viele wütende Kommentatoren, die eine Aussage von Walter Veit anders einordnen. Veit ist Präsident der Österreichischen Hotelvereinigung (ÖHV) und gleichzeitig auch Hotelier in Obertauern. Er sagt: „Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Die Leute sind verunsichert. Es werden viele freigestellt, und das greift bis ins mittlere Management.“ Fairerweise sucht er nicht nur in der deutschen Wirtschaft und somit auch in der Mittelschicht die Schuld, sondern im eigenen Land.
„Skiurlaub können sich viele nicht mehr leisten“: Präsident prophezeite Entwicklung, Leute trotzdem wütend
Die hohen Preise sollen laut des ÖHV-Chefs auch eine Rolle spielen. In einem Interview mit dem Kurier vom August 2022 prognostizierte Veit bereits dramatische Preissteigerungen: „Den Skiurlaub werden sich viele nicht mehr leisten können.“ Er schätzte, dass die Zimmerpreise im Winter um bis zu 15 Prozent über dem Vorjahr liegen würden. Diese Entwicklung trifft besonders die Mittelschicht, die traditionell eine wichtige Zielgruppe für den österreichischen Wintertourismus darstellte.
Über Teile der Aussagen des ÖHV-Chefs regen sich eben die meisten auf. „Das liegt nicht an der Verunsicherung, nur an den maßlosen Preiserhöhungen der Skipässe und Hotels. Irgendwann ist das mal ausgereizt und der Zeitpunkt wurde jetzt erreicht“, heißt es im Top-Kommentar auf Instagram vom ORF. Wobei Veit auch die Preise im Inland kritisiert hat, liegt hier der wunde Punkt. „Kein Wunder bei den überteuerten Skipasspreisen und Gastropreisen“, schreibt eine weitere Person. „Selbst kleine Ressorts mit wenigen Pisten verlangen unglaubliche Fantasiepreise. Nein danke“, heißt es weiter, sogar mit Beispielen: „Bei €7,20 für 0,5l Bier & €80 die Tageskarte leider kein Wunder …“. Anfang 2025 geisterte sogar ein Zitat durch die Gazetten: „Wasserski in der Karibik ist billiger.“
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Natürlich sind auch Bayern gerne bei den Nachbarn und eine regt sich in Mundart auf: „.A geh na, komisch, ha? Ihr wollts uns doch eh ned da ham. Am liabsten wär eich a virtueller Gast, der an Haufa Geld überweist und goa ned kimmt. Aiso ned beschwern.“ Erst sind es zu viele Deutsche, dann zu wenig. Das kritisieren einige. „Haben die nicht erst im Sommer rumgejammert, dass es überall zu voll ist und viel zu viele Deutsche nach Österreich kommen? Bei den Preisen kein Wunder. Die Österreicher werden es sich auch bald anders überlegen.“ Dass sich deutsche Verhaltensweisen im Urlaub ändern, merkten auch Gardasee-Wirte.
Gästestruktur in Österreich wandelt sich: Neue Touristen geben weniger Geld aus
Veit beobachtet einen grundlegenden Wandel in der Gästestruktur. Während deutsche Stammgäste und Frühbucher aus der Mittelschicht auffällig häufig stornieren, kommen verstärkt andere Zielgruppen, vor allem Gäste aus Nordamerika und Asien. Ähnliche Erfahrungen machten auch italienische Gastronomien. Diese buchen jedoch deutlich kurzfristiger, was die Kostenkalkulation für Hotels erschwert. Zudem geben die neuen Gästegruppen weniger Geld aus als frühere Besucher – sie zahlen zwar hohe Preise für Hotel und Liftkarte, halten sich ansonsten aber zurück, was auch schon im vergangenen Jahr zu sehen war.
Viele Skigebiete kämpfen also nicht nur mit ausbleibendem Schnee und veränderten Temperaturen, sondern auch mit ausbleibenden und anderen Gästen als gewohnt. Ob und wie lange der Skisport für den „Normalo“ noch bezahlbar ist, oder in welcher Art sich Skisport noch rentiert, werden die nächsten Jahre zeigen. Denn schon Wolfgang Ambros wusste: „Skifoan is des leiwandste, was man si nur vorstein ko“. Das sollte bestenfalls so bleiben. (Quellen: ORF Salbzurg, Kurier, Agentur) (ank)