Autofreie Sonntage – Warum Deutschland in den Siebzigern ein Fahrverbot einführte

[Applaus] aha history 10 Minuten Geschichte ein Podcast von Welt hallo liebe Hörerinnen und Hörer ich weiß ihr habt euch an dieser Stelle schon auf die freundliche Begrüßung eines gewissen Wim Orts gefreut leider fällt Wim diese Woche aus ich heiße im k rabiga und vertrete ihn solange schön dass Ihr da seid stellt

Euch vor die Vögel zwitchern ihr gleitet auf dem Fahrrad oder auf Rollschuhen über perfekt glatten Asphalt und zwar ganz entspannt mitten über eine Autobahn was sich anhört wie ein surrealer Traum war in den 70er Jahren Realität denn damals wurden die autofreien Sonntage von der Regierung eingeführt wie es zu

Dieser politischen Maßnahme kam was sie gebracht hat und warum es heute keine autofreien Sonntage mehr gibt darum geht’s in dieser Folge von aha außerdem finde ich für euch heraus wer hat eigentlich die Schönheitsop [Musik] erfunden sonntag der 25 November 1973 war der erste von vier autofreien Sonntagen in damals Westdeutschland viele Menschen feierten

Den Tag als ein ganz besonderes Ereignis sie gingen auf den Autobahn spazieren und genossen die Stille und das obwohl der Auslöser für die Sperrung ziemlich ernst war Deutschland steckte damals tief in einer wirtschaftlichen Krise nämlich der Ölkrise mit Fahrverboten wollte die Politik Kraftstoff einsparen denn westliche Staaten mussten damals

Befürchten ihn könnte das Öl ausgehen wie es dazu kam und wie es ausging darüber hat Wim mit dem Historiker und weltgeschichtsjournalist Felix Kellerhoff gesprochen hallo sen hallo dann gehen wir mal in die Zeit der Ölkrise Anfang der 70er Jahre was war das damals für eine Situation also es

Ist eine Situation in der die Bundesrepublik eine ziemlich planlose Energiepolitik betreibt sie haben zwar in der Zeit der großen Koalition zum ersten mal angefangen sich wirklich über Energiepolitik Gedanken zu machen aber das was dann zuerst dabei herausgekommen ist ist freundlich ausgedrückt Stückwerk es war also so dass 1973 die Bundesrepublik zum allergrößten

Teil von arabischem Öl abhängig war gleichzeitig hatte man eine Situation in der man aufgrund der Marktpreise äh eher auf Heizöl setzte als auf die teure deutsche Steinkohle und die deutsche Steinkohle schon subventioniert wurde auch verdrängt durch billige Importkohle also eine Situation in der aufgrund schlechter Politik unüberlegter Politik eine Konzentration auf eigentlich einen

Energieträger für fast dreiviertel des Energiebedarfs ähm festgelegt war und das ist immer eine schlechte Situation wenn dann bei diesem einen Energieträger nämlich dem arabischen Öl Probleme aufkommen und dann sollte Öl gespart werden wie kam die Idee auf dann autofreie Sonntage einzurichten für die Bevölkerung ja das war in der

Tat sehr seltsam am 15 Oktober 1973 also als im J purkrieg im Nahen Osten die Wende Zug Gunsten Israels war haben die arabischen ölexportstaaten eine pauschale Kürzung der Liefermengen eigentlich nur um relativ wenig 5% verkündet aber Märkte projizieren ja immer Ängste und so stieg der Ölpreis innerhalb kürzester Zeit um

70% und aufgrund dieser vorhergeholten Situation wer Öl sehr teuer war dann Öl auch bald ausverkauft es gab dann Tankstellen Anfang November 1973 in der Bundesrepublik an denen handgemalte Schilder hingen Benzin ausverkauft und in dieser Situation beschloss die Bundesregierung ein energiesicherungsgesetz genau am 9 November 1900 73 das eben auch vorsah

Auf dem Verordnungswege so etwas wie autofreie Sonntage zu ermöglichen der Gedanke dahinter war dass man dann den Verbrauch zumindest an Benzin und Diesel äh um 14 % nämlich um ein Siebtel reduzieren könne äh wenn man den Sonntag an dem J vergleichsweise wenig Menschen arbeiten komplett autofreigestalten äh würde dass das natürlich eine

Milchmädchenrechnung war äh weil der Verkehr sich dann eben auf die anderen sechs Tage verteilt das ist damals offenbar denjenigen die es geplant haben nicht eingefallen man hat dann auf dem Verordnungswege ab dem 25 November 1973 zunächst vier Sonntage nämlich von dem ersten Sonntag vor dem Advent und dann

Ersten ziten und dritten Advent zu autofreien Sonntagen erklärt und hat die Polizei beauftragt an Kreuzungen an Autobahnauffahrten und ähnlichem ähm die Benutzung der Straßen zu zu unterbinden das war dann allerdings eine Situation die für durchaus einige Spannungen gesorgt hat wie wurde das von den Menschen aufgenommen als wenn ich mir

Das heute vorstelle unsere Regierung würde sowas machen da würden die Leute auf die Barrikaden gehen wie war das in den 70ern ja sowohl als auch es gibt auch damals in den 70er Jahren schon eine relativ große Anzahl vor allem von Menschen in Städten die das für ein Happening gehalten haben und auch

Genossen haben also die meisten westdeutschen die sagen wir mal 67er Baujahr oder älter sind die können sich daran erinnern jedenfalls wenn sie in Städten gelebt haben dass sie z.B auf große Straßen zum Rollschuh fahren gelaufen sind oder dass sie mit Fahrrädern über Autobahnen gefahren sind dass sie über große Brücken oder durch

Tunnel gefahren sind wo es sonst lebensgefährlich gewesen wäre sich anders als mit Auto hinzubegeben das ist dieser einerseits dieser happening Charakter andererseits war es natürlich so dass das eine ziemliche Schnapsidee war denn natürlich ist Transportlogistik auf 724 aufgebaut auch damals schon auch wenn es damals noch nicht die

Problematik just in time gab wie das heute der Fall ist aber wenn du sozusagen 14% des Verkehrs verbietest an einem Tag dann ist ja nicht einfach weg ja es gibt Mangelerscheinungen es können einfach an einem Tag weniger nicht alle Fahrten gemacht werden aber die Fahrten werden ja gemacht weil sie benötigt

Werden also das war an den ersten drei autofreien Sonntagen ging es noch einigermaßen und am vierten hatten sich dann schon so viele Leute Ausnahmegenehmigung organisiert oder kümmerten sich einfach nicht mehr um das Fahrverbot dass es schon wieder sta gab es gab zu wenig Polizei die im Grunde alle Straßen kontrollieren sollte wie

Haben die Leute sind die dann trotzdem teilweise Gefahren wie kann man sich das vorstellen also auf dem Land sind sie gefahren da haben sie auch gar keine andere Möglichkeit gehabt zwar war das Bahnsystem noch nicht so ausgedünt auf dem Land wie es das heute ist aber trotzdem war natürlich die Verbindung

Nicht geeignet vom kleinen Dorf ins Nachbar in Nachbarort zu kommen und dort in die Kirche oder auf dem Friedhof oder sonst was zu gehen der erste autofreie Sontag war noch Totensonntag also das war alles nicht richtig durchdacht es war reine Symbolpolitik und gespart hat man ja eigentlich auch nichts nach all deinen Ausführungen

Eigentlich habe ich das Gefühl ich kann mir die Frage sparen aber hat es denn etwas gebracht also was es gebracht hat ist dieses positive Gefühl in den 70er folgenden 70er und 80er Jahren spielen die autofreien Sonntage bei der Entstehung der Grünen eine relativ große Rolle das ist jedenfalls mein Eindruck

Meines Wissens ist es noch nicht systematisch untersucht worden aber es ist da so dieses Gefühl es geht ja doch da hat also das Symbol des autofreien Sonntags an Eigenleben entwickelt es hat halt nicht funktioniert aber die Erinnerung an diesen happening Charakter der blieb bestehen und der haftete senen

Felix Kellerhoff vielen Dank für deine Eindrücke sehr gern und jetzt geht’s um die Geschichte von aufgespritzten Lippen Nasenkorrekturen und gestraffter Gesichtshaut ich habe für euch recherchiert woher die Schönheitsoperation [Musik] kommen auch wenn wir uns heute in Zeiten von Instagram und tiktok vor allem selbst eine gewisse Oberflächlichkeit attestieren der Wunsch des Menschen nach

Einem attraktiven Äußeren besteht schon seit tausenden von Jahren es ist also nicht verwunderlich dass sich rund um die Verbesserung von Schönheit eine millionenschwere Industrie entwickelt hat Nasenkorrekturen sind dabei übrigens weltweit einer der häufigsten Eingriffe und der mit dem vor über 2500 Jahren die Geschichte der schönheitsops beginnt

Auch wenn es bereits erste Vorläufer der Schönheitsoperation mehr als 1000 Jahre vor Christus gab beispielsweise Ohrläppchen die im alten Ägypten wieder angenäht wurden gilt offiziell Indien als Geburtsstätte der Schönheitschirurgie dort war in der Antike die es hört sich furchtbar an und wahrscheinlich war es auch furchtbar nasenverstümmelung als gängige Strafe

Für kriminelle oder für Ehebrecher und 600 Jahre vor Christus beschrieb dann der vermutlich erste plastische Chirurg Indiens su schruta hieß er wie er nasenrekonstruktion durchführt um den Menschen ihr normales Erscheinungsbild zurückzugeben er rekonstruierte die Nase mit Hautlappen aus anderen Gesichtspartien beispielsweise von der störn oder vom Kinn sterile op-seele und

Wirksame Anästhesie wurden in der Geschichte erst deutlich später erfunden weshalb so ein Eingriff unglaublich schmerzhaft gewesen sein muss jahrhundertelang passierte dann mit diesem Wissen wenig aber um 1450 herum fand su schrutas Lehre dann ihren Weg nach Europa zusammen mit seinem Sohn Antonio begann damals der sizilianische Arzt branc Ranka die indische Methode

Der rinoplastik zu studieren und Antonio der Sohn entwickelte die Praktik schließlich weiter statt Stirnhaut benutzte er Gewebe aus dem Oberarm das Verfahren war wahrscheinlich ähnlich schmerzhaft und muss zudem ulkig ausgesehen haben um nämlich beim Anwachsen des transplantierten Gewebes eine ausreichende Durchblutung sicherzustellen wurde die Haut vom Arm nicht direkt abgetrennt sondern der

Ganze Arm wurde quasi an der Nase des Patienten festgenäht und dann erst nach einiger der Zeit vollständig vom Arm abgeschnitten 100 Jahre später schrieb dann der italienische Chirurg Gasparo tagliakozi diesen Vorgang auf und seine Veröffentlichung gilt seither als der Grundstein der modernen plastischen Chirurgie die Nachfrage der Menschen

Nach Nasenoperation war zu dieser Zeit übrigens sehr groß und nahm dann durch eine syphilus Epidemie im 16 Jahrhundert noch weiter zu die Erkrankten an Syphilis litt nämlich an einem sogenannten weichteilverfall dazu gehört te auch oft der Verlust der Nase und weil die Stigmatisierung durch die Geschlechtskrankheit sehr groß war

Wollten viele um jeden Preis ihre Nase wiederherstellen lassen damit hatten sie allerdings die Rechnung ohne die katholische Kirche gemacht die reagierte nämlich empört und predigte dass Missbildung oder Verstümmelungen Gott gegeben seien und es Menschen gar nicht zustehe diese vom Herrn bestimmten Markel in Eigenregie zu korrigieren tagliakotzi schaffte es zeitlebens nicht

Gegen die Macht der kürche anzukom und die Praktiken zu normalisieren Anhänger der Kirche verfolgten ihn damals sogar nach seinem Tod und entfernten seine Leiche vom Friedhof um ihm die letzte Ruhe zu verwehren erst 220 Jahre nach tagli kotzis Tod wird dann die plastische Chirurgie wiederbelebt und zwar in der

Berliner Charité seitdem ist sie fester Bestandteil der Medizin und die Methoden von susruta Branka senior und Branca Junior sowie tagliakotzi gelten bis heute als Grundlage für die rinoplastik wenn auch glücklicherweise unter deutlich sterileren und sicheren Bedingungen das war’s für heute mit Geschichte von mir ich bin aber neugierig was ihr denkt brauchen wir

Wieder autofreie Sonntage in der Gegenwart stimmt gern bei Spotify ab oder schreibt es uns in die Kommentare ich freue mich auf jeden Fall von euch zu lesen und hoffe dass ihr auch beim nächsten Mal wieder mit dabei seid macht’s gut ه

Der History-Podcast von WELT

1973 gilt als das Jahr der Ölkrise. Auch Westdeutschland drohte die wirtschaftliche Katastrophe. Ein Lösungsansatz: Autofreie Sonntage. Was sich die Regierung von der Maßnahme erhoffte und wie viel das Verbot gebracht hat, darum dreht sich diese Folge von „Aha! History“. Außerdem geht es um die Frage, wer die Schönheits-OP erfunden hat.

“Aha! History – Zehn Minuten Geschichte” ist der neue History-Podcast von WELT. Immer montags und donnerstags ab 6 Uhr.

Bei Apple Podcasts oder unter diesem Link bei WELTplus könnt Ihr zusätzlich alle Bonus-Episoden hören:
https://www.welt.de/podcasts/aha-history/plus246866174/Noch-mehr-Geschichte-Bonus-Folgen-zu-Aha-History.html

Wir freuen uns über Feedback an history@welt.de.

Produktion: Sebastian Pankau
Host/Redaktion: Wim Orth und Imke Rabiega

Impressum: https://www.welt.de/services/article7893735/Impressum.html
Datenschutz: https://www.welt.de/services/article157550705/Datenschutzerklaerung-WELT-DIGITAL.html

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