Der Live Aid-Skandal – die Welt spendete, doch das Geld floss in Waffen

[Applaus] aha history 10 Minuten Geschichte ein Podcast von Welt es ist fast 40 Jahre her und gilt bis heute als das größte Rockkonzert in der Geschichte lifeaid um gegen das damals hochakute hungerleiden in Äthiopien anzukämpfen kanen die größten Musikstars ihrer Zeit in London und Philadelphia zusammen um ohne Gage zu spielen und gleichzeitig

Für Spenden zu trommeln nach heutigem Wert kamen wohl rund 200 Millionen Euro zusammen aber einmal in Afrika angekommen soll das Geld nicht in Nahrung sondern in Waffen investiert worden sein ob diese Vorwürfe stimmen und wie problematisch die Arbeit mit den Spendengeldern damals war darum dreht sich diese Folge außerdem geht es um das

Bekannteste Lied des lifeid Organisators Bob Geldorf und um die ernste Geschichte dahinter hallo und herzlich willkommen bei aha history ich bin wimort und ich freue mich dass Ihr dabei [Applaus] [Musik] seid ein 16 Stunden Konzert mit den bekanntesten Musikern aller Zeiten dafür ist liveid bis heute bekannt rund 1,5

Milliarden Menschen aus 150 Ländern sollen am 13 juli 1985 im Fernsehen und Radio mitverfolgt haben wie Bands wie The Who oder Led Zepplin sich wieder vereinigten und andere Bands wie z.B Queen Musikgeschichte chrieben und das alles um Spenden gegen die Hungersnot in Äthiopien zu sammeln der Erfolg war

Riesengroß aber das Ganze hatte einen Haken denn die vielen Millionen sollen eben nicht in die Hungerhilfe sondern in Waffenkäufe geflossen sein was hinter diesen Vorwürfen steckt und ob der Zivilbevölkerung in Äthiopien am Ende doch geholfen wurde darüber spreche ich jetzt mit der wirtschaftshistorikerin Marie Huber hallo Frau Huber hallo gehen

Wir mal zur Zeit vor diesem liveaid Konzert was gab damals den Ausschlag dafür dass dieses benefits Konzert organisiert wurde und wo sollten diese ganzen Spendengelder damals hingehen also in einigen Teilen Äthiopiens kam es eigentlich seit den 60er Jahren immer wieder zu Hungersnöten die aber überwiegend politische Ursachen hatten

Das will ich hier gleich schon mal erwähnen also Kriege Bürgerkriege umsiedlungsprogramme und auch so Entwicklungspläne die die Landwirtschaft modernisieren sollten führten zu Jann re an unfreiwilligen migrationsüben und dadurch entwickelten sich diese Dürre Ereignisse die durchaus typisch sind für die Region eben zu diesen Hungerkrisen und dann gab es 1985 ein ziemlich

Erschütternden Bericht über das Ausmaß dieser Hungerkatastrophe dieser Krise und dann traten die Organisatoren von Live Aid oder Band aid hieß das glaube ich zuerst an um dieser ja scheinbar vergessenen Krise zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen das gilt ja heute so ein bisschen als legendäres Konzert mit irgendwie den großen

Künstlern der Zeit wurde das damals auch als so ein bahnbrechendes Konzert wahrgenommen ja weil viele der Beteiligten und vor allen Dingen das Publikum so in der westlichen medialen Öffentlichkeit wirklich fest davon überzeugt waren dass es hier m ja um eine eher schicksalshafte Krise geht ähnlich vielleicht wie einer Unwetterkatastrophe und ich glaube dass

So eine Aktion wie dieses Konzert den Menschen auch das Gefühl gegeben hat wieder dass so eine weltweite Verbundenheit herrscht was gerade wir befinden uns ja so am Ende des Kalten Krieges und das ist ein Gefühl was glaube ich viele Menschen vermisst haben oder das hat einfach ein Punkt angesprochen bei vielen Menschen der

Einen wieder Zuversicht gegeben hat ja was auch besonders war an dem Konzert dass die Aktion und das Konzert ganz explizit als eine Message an die Politik konzipiert word worden sind ja wirklich deren Sicht auf Äthiopien und auch das Handeln der Politik zu verändern das war mindestens ebenso wichtiges Ziel und

Deswegen würde ich heute auch aus einer Forschungsperspektive sagen diese Selbsteinschätzung der Musiker und ihrer Rolle in der Gesellschaft das war wirklich eine neuartige Sache wie sah das damals in vor allem Äthiopien aber auch Afrika als ja immer marginalisiertem Kontinent allgemein aus wurde das damals mit einer Hoffnung verknüpft oder Äthiopien hatte ja jetzt

Nicht unbedingt freie Presse ist das bei denen überhaupt angekommen wie sah das in Afrika aus genau sie haben das wichtigste jetzt gerade auch schon erwähnt es ist nicht so einfach an die Wahrnehmung der breiten Bevölkerung ranzukommen aber zu politischen Ebene da kann man schon sehr wohl was sagen und

Da ist eine Sache wirklich wichtig zu verstehen 1985 ich habe vorin erwähnt es kam dann zu einer Berichterstattung die dann doch plötzlich gezeigt hat was für ein Elend vor sich geht und was für ein Leid das war nicht zufällig dass es dazu kam es war nicht zufällig dass das

Regime unter dem Diktator Mengistu das zugelassen hat viel mehr hat die Regierung und der Diktator die NGOs und diese humanitäre Hilfe die dann kam und diese Aufmerksamkeit bewusst dazu genutzt um eine zwangsumsiedlungsaktion von wirklich gigantischem Ausmaß zu rechtfertigen ja es gibt also ein Bürgerkrieg einerseits mit regierungsfeindlichen Truppen aus

Der Region Tigre und dann auch mit Eritrea das sind beides Regionen die gerne unabhängig sein wollten von von Äthiopien und um möglichst viele Menschen aus diesem umkämpften Gebieten wo die Regierung nicht so viel Einfluss hatte in den Süden des Landes umzusiedeln wurde das so als einzig mögliche Hilfsmaßnahme im Sinne der

Menschen Vorort inszeniert durch die Regierung und nach dieser alarmierenden Berichterstattung die das Leid der Menschen dann bekannt gemacht hatte konnte sich der Diktator Mengistu einigermaßen sicher sein dass er keinen starken Widerstand aus der internationalen Gemeinschaft mehr zu befürchten hatte dann gehen wir noch mal zu diesem Zert zurück danach kommen dann

Irgendwann Zweifel an der Verwendung dieser vielen vielen Millionen an Spenden auf was war an diesem Vorwürfen dran und was wussten auch die Organisatoren von dem Konzert davon also der eine Vorwurf den haben wir gerade schon angesprochen dass diese Hilfsaktion eentch für eine militärische Operation der Regierung in der bürgerkriegsituation genutzt wurde um

Mehr Menschen und mehr Gebiet wieder unter ihre Kontrolle zu bringen eine andere Art von Vorwürfen war das ein großer Teil der Hilfsgelder nicht in eigentliche Hilfe in Form von Nahrungsmitteln für die Bevölkerung geflossen ist sondern dass eben diese regierungsfeindlichen Truppen das genutzt haben um Waffen zu kaufen und später in Interviews haben die

Organisatoren schon gesagt dass sie angeblich darüber nicht Bescheid wussten aber dass sie sehr viele Warnungen von ja den Leuten die vor Ort waren und für Hilfsorganisationen gearbeitet haben erhaltet haben das lässt sich eigentlich nicht abstreiten ja man muss aber sagen dass vor allen Dingen Bob Geldorf der ja

Eh so ein bisschen das Sprachrohr war und wirklich immer sehr mit Sprüchen wirklich geschafft zu mobilisieren und vielleicht auch ein bisschen zu polarisieren und warum ich denke dass es ein eindeutiges Zeichen ist dass die Organisatoren sehr wohl über vieles Bescheid wussten ist dass er sich auch öffentlich dazu positioniert hat und

Sehr vehement die Position vertreten hat dass man zu Hilfe einfach verpflichtet sei hier trotz oder vielleicht auch gerade wegen des brutalen Regimes und dass keine Hilfe immer noch schlechter wäre als Hilfe in diesen schwierigen Umständen anzubieten einiges wissen wir heute so genau weil Ärzte ohne Grenzen die Organisation war die dann irgendwann

Ausgestiegen ist aus dieser Allianz der NGOs und un-hilfswerke und relativ genaue Einblicke in die Abläufe hatte ja gab es denn dennoch auch Geld was dort angekommen ist was den Menschen wirklich geholfen hat oder war das am Ende eine reine Bezahlung von Kriegsmaterial und einer völkerrechtswidrigen Umsiedlung ich habe ja schon erwähnt dass wir

Einiges durch Ärzte ohne Grenzen wissen und eine wichtige andere Informationsquelle waren so in 2010 war das glaube ich ungefähr sind mal einige ehemalige Führer dieser Tigre Befreiungsfront an die Medien gegangen und diese ehemaligen Führer haben dann ziemlich extreme Zahlen in den Raum gestellt und beauptet dass ja

Bis zu 95% der Gelder nur für Waffen verwendet wurden ich habe vorhin schon diese Rolle der medialen Dynamik also dass äthiopische Akteure westliche Medien als eine Bühne benutzen deswegen muss man sagen auch diese Zahlen sind so ein bisschen mit Vorsicht zu genießen und es ist einfach schon so dass es

Oxfaren eben auch gelang Hilfslieferungen in Gebiete zu organisieren wo man eben nicht durchkam also es gibt einige Experten die davon ausgehen dass durch die Lieferungen nach diesem life aid Konzert die erwarteten Sterberaten eben fast halbiert wurden und diese Aussage davon dass die Hilfe fast nichts gebracht hat das ergibt sich

Daraus dass Leute eben diese Hochrechnungen der erwarteten Todeszahlen mit den Todeszahlen vergleichen die dann durch andere Konflikte und andere Ursachen entstanden sind abschließend würde ich gerne noch mal einmal auf das Thema lifeaid zu sprechen kommen 20 Jahre später 2005 gab es ja dann sogar eine Neuauflage wie kamen die Organisatoren trotzdem auf

Lange Sicht so gut aus dieser Nummer raus also ich würde erstmal ein Frage stellen ob sie so gut rauskamen ich denke dass auch die Organisatoren und vor allen Dingen Bob Geldorf ja durchaus auch ähm sich sehr viel Kritik in der Öffentlichkeit ausgesetzt sah und was ich schon interessant und bemerkenswert

Finde ist ja dass das Publikum oder hier die die Öffentlichkeit die vor allen Dingen zielgruppe dieser Konzerte ist weil sie Fans der Musik sind weil sie aber auch Geld besitzen ja weil wir hier in der Ersten Welt sind und weil uns das moralisch natürlich anspricht und und auch eine einfache Lösung zu sein

Scheint dass da die Öffentlichkeit also so ganz gut trennen kann scheinbar und sagen kann ja es gab diesen Skandal um das Konzert aber der Bedeutung als Musiker tut das ja keinen Abbruch oder dass dass es hier also ein einmaliges musikalisches Event ist das muss man nicht unbedingt in Zusammenhang damit

Sehen und trotzdem hat sich diese prominenten geleitete Tätigkeit und dieser Aktivismus aller life aid ziemlich durchgesetzt würde ich sagen weil natürlich muss man sehen dass auch Künstlern oder Schauspieler die sind ja z.B sehr regelmäßig unbotschafter dass das denen natürlich auch hilft und dass das denen auch eine

Gute Bühne gibt was leider auch ein fester Bestandteil davon ist ist das stereotype Bild von Afrika das gerne so als ein ein einziges Land behandelt wird das von Armut und Unterentwicklung dominiert wird und das möchte ich sehr klar sagen das war damals nicht so das

War in den 60er 70ern 80 nicht so und es ist auch heute nicht so und es ist eine sehr einseitige und sehr selektive Abbildung der Lebensrealität der Menschen in Afrika Frau Huber vielen vielen Dank für Ihre Eindrücke gerne danke für die Einladung heute ist Bob Geldorf eigentlich nur für lifeaid

Bekannt aber vor dem Ruh als Weltenretter da war er vor allem selbst ein aufstrebender Musiker und seine Band die Boomtown Rats die kennt man für ein [Musik] don’t Mays ja da können sich im Grundsatz wohl die meisten Menschen drauf einigen aber hinter dem Lied da steckt eine ernste Geschichte und die

Erzähle ich euch [Applaus] [Musik] gleich für viele ist es eine kleine Hymne zum ungeliebten Wochenstart i don’t like Mondays von den Boomtown Rats denn wer mag schon Montage ich ma meinen Job zwar sehr gerne aber trotzdem der Montag Morgen nach dem Wochenende der kann doch echt hart sein hinter dem Lied

Steckt aber viel mehr als nur eine grundsätzliche Abneigung gegen den Wochenstart und zwar die Geschichte von Branda ann Spencer 199 da lebt Branda laut eigenen Aussagen mit ihrem alkoholkrankenvater in Armut in San Diego was von diesen Erzählungen genau stimmt das ist heute umstritten klar ist aber Brenda ist damals psychisch

Auffällig sie freut sich über nachrichtenberichte von getöteten Polizisten und eigentlich sollte sie wegen Depressionen in einer Psychiatrie Leben doch ihr Vater verweigert ihr den Aufenthalt und schenkt der Tochter stattdessen zu Weihnachten ein Gewehr mit Munition ja und vier Wochen nach Weihnachten am 29 januar 1979 einem Montag da eröffnet Branda mit besagtem

Gewehr das Feuer auf eine Grundschule direkt gegenüber ihres Wohnhauses sie tötet den Schulleiter und den Hausmeister und sie verletzt acht Schülerinnen und Schüler nach der Tat die heute als erstes sogenanntes school shooting in den USA gilt telefoniert sie frei mütig mit einem Reporter der lokalen Zeitung und auf die Frage warum

Sie denn eigentlich um sich geschossen habe da antwortet sie i don’t like Mondays this livens up the day auf Deutsch also ich mag Montage nicht und das hier belebt den Tag bei ihrer Verhörung später auf dem Polizeirevier da wird sie der Polizei das gleiche sagen so und was hat das jetzt mit Bob

Geldorf zu tun der Ire sitzt zu diesem Zeitpunkt im Studio eines Campus Radius in Atlanta und erlebt dort live mit als die Eilmeldung über den Ticker läuft seiner Autobiographie zufolge war er fasziniert von der Begründung und setzte sich schon wenige Stunden später daran das Lied mit dem gleichlautenden Titel

Zu schreiben auf den britischen Inseln wurde der Song zum größten Hit der Boomtown Reds und auch in Amerika erreichte die Band ein beachtliches AirPlay obwohl die Familie von Branda noch versuchte die Veröffentlichung in dem Land zu verhindern nur im Großraum San Diego da wurde das Lied aus Respekt

Vor den Opfern nur wenig bis gar nicht gespielt Branda and Spencer sitzt übrigens auch heute immer noch in Haft sie kann sich regelmäßig haftprüfungen unterziehen gilt aber immer noch nicht als harmlos genug um entlassen zu werden ich hoffe euch hat diese etwas monothematische Folge gefallen falls ja

Dann schreibt uns gerne eine Mail und natürlich auch dann wenn sie euch nicht gefallen hat auch über sonstiges Feedback freuen wir uns immer und die Adresse die kennt ihr ja history@welt.de ich sage danke an meine Kollegin Christine Rodriguez die mich bei der Recherche unterstützt hat und

Ich danke wie immer euch und sage bis zum nächsten [Musik] Mal

Der History-Podcast von WELT

Fast 40 Jahre ist Live Aid her, aber das riesige Benefizkonzert wirkt bis heute nach. Um gegen den Hunger in Äthiopien anzukämpfen, sammelten die größten Musikstars damals rund 200 Millionen Euro an Spenden ein. Allerdings soll das Geld im Anschluss nicht in Hungerhilfe, sondern in Waffen geflossen sein. Was an den Vorwürfen dran ist, darum dreht sich diese Folge von „Aha! History“. Außerdem geht es um das bekannteste Lied des Live Aid-Organisators Bob Geldof und die ernste Geschichte dahinter.

“Aha! History – Zehn Minuten Geschichte” ist der neue History-Podcast von WELT. Immer montags und donnerstags ab 6 Uhr.

Wir freuen uns über Feedback an history@welt.de.

Produktion: Serdar Deniz
Host/Redaktion: Wim Orth
Redaktion: Christin Rodrigues

Impressum: https://www.welt.de/services/article7893735/Impressum.html
Datenschutz: https://www.welt.de/services/article157550705/Datenschutzerklaerung-WELT-DIGITAL.html

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