Herrentag in Moskau
[Musik] das bringt der Tag was war denn das jetzt die ganze Woche dem Schnelldurchlauf ein Podcast von Welt mit Sascha lehartz aus der weltredaktion zu den wenigen Traditionen die aus der DDR in die Bundesrepublik hinüber gerettet werden konnten gehört die besonders hingebungsvolle Pflege des herrentags wir begegneten an diesem Donnerstag wo in der Nähe von Bad Dobermann mehreren Kleingruppen von zusatzernährten Männern mit schädelkanten betonenden Frisuren die in underarmor Uniform über Feldwege torkelten und der Gefahr von Dehydrierung in der Maisonne vorbeugten indem sie bollerwagenweise kleiner feikling konsumierten die Lust den eigenen Körper konsequent in ein systemkritisches produktionshindernis zu verwandeln scheint im Osten Hauch stärker ausgeprägt zu sein als im Westen musikalisch untermalt wurde das Ritual mittels einer tragbaren Bassbox von Julian Sommers ballermannh Hymne dicht im Flieger für Menschen die mit deutschenem betäubungsliedgut nicht vertraut sind hier ein Textauszug endlich wieder da und schon einen im Tee und am nächsten Morgen tut die Birne weh ja ja ich sitz schon wieder D in dem Flieger alles egal denn der B knallt brutal Leute die so etwas singen dürfen wählen das ist ein bisschen beunruhigend uns überkam in diesem Moment ein Gefühl das mit fremd schämen nur unzureichend beschrieben ist eher war es eine Pein die sensible Männer befällt wenn sich Vertreter des eigenen bei der Geburt zugewiesenen Geschlechtes enorm evolutionsverzögert aufführen wir nennen diesen unangenehmen Zustand genderschämen in Moskau wurde am Donnerstag der 75 jahrestag des Sieges über Deutschland im Zweiten Weltkrieg von Wladimir Putin mit einer zünftigen Militärparade gefeiert 9000 Soldaten präsentierten Panzer und Raketenwerfer das ist gewissermaßen die sowjetische Variante des herrentages 9000 Männer machen auf dicke Hose trampeln durch die Stadt und Gießen sich danach ordentlich Wodka hinter die Binde Putin behauptete in seiner Ansprache Russland tue alles um eine globale Konfrontation zu vermeiden wie man durch das anzetteln eines Angriffskrieges auf ein Nachbarland globale Konflikte vermeidet erschließt sich uns momentan noch nicht das ist wahrscheinlich ironisch gemeint so wie die Friedenstaube auf den Wahlplakaten der AFD am Dienstag ließ die Leitung der der Freien Universität Berlin ein im Aufbau befindliches Protestcamp von freundlich betrachtet proalästinensischen Studenten polizeilich räumen am mitittwoch veröffentlichten deshalb mehrere Dutzend Lehrende an Berliner Universitäten eine Protestnote in der der polizeiansatz verurteilt und das Recht der Studierenden auf friedlichen Protest der die Setzung von Unigelände einschließt verteidigt wurde Bundesbildungsministerin Bettina stark Watzinger zeigte sich daraufhin fassungslos und mahnte die Dozenten diese müssten auf dem Boden des Grundgesetzes stehen wir sind eigentlich nach diesem anstrengenden Herrentag zu müde um uns in diese Diskussion auch noch einzumischen aber wir haben den Eindruck die Bildungsministerin verliert ein bisschen schnell die Fassung als wir das Grundgesetz das letzte mal gecheckt haben war Meinungsfreiheit jedenfalls noch drin und die gilt halt auch für Studenten die politischen Unsinn brüllen haben Studenten übrigens immer schon gemacht wirklich nervig finden wir allerdings den akademischen Trend zum genderneutralisierenden Partizip präsen Dozenten die Protestbriefe unterschreiben sind nämlich bestenfalls unterzeichnende aber garanti gerade nicht Dozierende ebenso wenig sind Studenten in Protestcamps Studierende sondern höchstens protestierende jede die und jeder der mal ernsthaft studiert hat und versucht hat gleichzeitig etwas anderes zu tun weiß das deshalb gibt es auch keine kopulierenden Studierenden sondern nur kopulierende Studenten in der Welt am Sonntag lesen Sie diese Woche das a von Hannes Stein droht in Amerika das Ende der Demokratie und die große Recherche unseres investigativsteams zu den jüngsten Attacken auf Politiker im Wahlkampf am Montag hören Sie bei das bringt der Tag meine Kollegin Elisabeth Kraft ich bin Sascha leenartz und wünsche Ihnen ein möglichst friedliches Wochenende [Musik]
Das war die Woche – 11.4.2024
Zu den wenigen Traditionen, die aus der DDR in die Bundesrepublik hinübergerettet werden konnten, gehört die besonders hingebungsvolle Pflege des „Herrentags“. Um ebendiesen, eine zünftige Militärparade und Studenten, die politischen Unsinn brüllen, geht es im satirischen Wochenrückblick.
“Das bringt der Tag” ist der Nachrichten-Podcast von WELT.
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