Nur wenn die Täter von Bern gefasst werden, bleibt die FCL-Fankurve gegen Yverdon offen

Nach dem Auswärtsspiel gegen YB verletzten FCL-Chaoten zwei Bahnmitarbeiter. Jetzt stellt der Kanton Luzern dem FC Luzern ein Ultimatum.

Ein trostloses Bild: Leere FCL-Kurve während eines Spiels im Corona-Sommer 2020.
Ein trostloses Bild: Leere FCL-Kurve während eines Spiels im Corona-Sommer 2020.

Bild: Martin Meienberger (Luzern, 6. 6. 2020)

Jetzt ist klar, was am Samstag in Bern auf der S-Bahn-Station Wankdorf genau passiert ist: Anhänger des FC Luzern griffen dort im Nachgang des Spiels gegen YB im Bahnhof Wankdorf «ohne ersichtlichen Anlass Mitarbeitende der BLS und der Transportpolizei an, brachten einen von ihnen zu Fall und traten ihn gegen den Kopf», teilte die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden der KKJPD am Mittwoch mit. Er musste in ärztliche Behandlung. Ein weiterer Mitarbeiter der BLS wurde ebenfalls verletzt.

Gemäss Kaskadenmodell ziehen solche Gewaltvorfälle mit Verletzungsfolge Massnahmen der Stufe 3 nach sich, heisst es in der Mitteilung weiter. Die erwähnte Empfehlungsstufe 3 sieht eine «zeitnahe Schliessung der Fankurve des fehlbaren Klubs» vor, dies für mindestens ein Spiel. Das Sicherheitsdepartement der Luzerner Regierungsrätin Ylfete Fanaj sehe deshalb vor, beim Heimspiel des FC Luzern gegen Yverdon Sport den Heimsektor zu schliessen.

Das Ultimatum an den FCL

Allerdings nicht in jedem Fall, wie aus der Mitteilung weiter hervorgeht: «Das Sicherheitsdepartement steht derzeit mit der Klubleitung des FC Luzern in Kontakt, um die Identität der Gewalttäter zu klären, damit diese der Strafverfolgung zugeführt werden können. Sollte dies rechtzeitig gelingen, kann sie auf die Sektorschliessung am kommenden Samstag verzichten.» Konkret: Stellen sich die Täter oder werden sie bis Donnerstagvormittag identifiziert, dann dürfen die FCL-Fans am Samstag in die Kurve. Wenn nicht, bleibt sie zu.

Dieses «Hintertürchen» – keine Sektorschliessung, wenn die Täter identifiziert sind – ist neu. Sicherheitsdirektorin Ylfete Fanaj erklärt: «Klubs und Fanorganisationen betonen, dass die Einzeltäterverfolgung verstärkt werden soll. Mit der getroffenen Massnahme werden die Täter in die Verantwortung genommen. Sie haben es in der Hand, die Massnahme abzuwenden.» Fanaj weist auch darauf hin, dass die Massnahmen noch nicht definitiv beschlossen sind. Formal haben die Bewilligungsbehörden den Schritt gemäss Kaskadenmodell nun angekündigt. Der FCL kann, ebenfalls bis Donnerstagvormittag, dazu Stellung nehmen. Erst danach wird die Bewilligungsbehörde entscheiden, welche Massnahmen angeordnet werden.

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Der FCL ist überrascht

Beim FCL ist man von dieser neuen «Hintertür» ebenfalls überrascht, sagt Medienchef Markus Krienbühl auf Anfrage. Weiter dazu äussern will sich der Klub dazu derzeit nicht. Nur soviel: «Wir hoffen, dass die Täter identifiziert und hart bestraft werden.» Auf seiner Homepage teilte der FCL am Mittwoch mit, er habe die Vorkommnisse in Bern «mit grosser Enttäuschung» zur Kenntnis genommen und verurteile diese «aufs Schärfste».

Der FC Luzern sei aber gleichzeitig nach wie vor «der klaren und festen Überzeugung», dass die Kollektivmassnahmen falsch seien und dem eigentlichen Problem nicht gerecht würden. Wie die vergangenen Monate gezeigt hätten, sei es dem FC Luzern dank eines intensiven Dialogs mit allen Beteiligten gelungen, die Heimspiele in Luzern ohne Probleme durchzuführen. «Dies ist aus Sicht des Klubs auch zukünftig der einzig richtige und zielführende Weg.»

Ausschreitungen haben auch in Zürich Konsequenzen

Auch in Zürich kam es am vergangenen Samstag im Rahmen des Zürcher Derbys zwischen GC und dem FCZ zu Ausschreitungen. Wie die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden der KKJPD mitteilt, zündeten Anhänger des Grasshopper Clubs Zürich auf dem Marsch zum Stadion Letzigrund über hundert pyrotechnische Gegenstände, darunter auch solche, die ernsthafte Verletzungen verursachen können. Beim Stadion versuchte eine Gruppe von bis zu 80 GC-Anhängern eine Tiefgarage zu stürmen. Die Sicherheitskräfte mussten Gummischrot und Reizstoff einsetzen.

Die Bewilligungsbehörde der Stadt Zürich verfügt gestützt auf das Kaskadenmodell Massnahmen der Stufe 1. Damit verpflichtet sie den Klub zu obligatorischen Lagebesprechungen unter Einbezug der Klubleitung, der Sicherheitsverantwortlichen und der Fanarbeit vor und nach den nächsten drei Spielen. Ausserdem gilt eine Bewährungsphase von drei Spielen.

Kein Lärm: Dem FCL droht ein Heimspiel ohne eigene Fankurve.
Kein Lärm: Dem FCL droht ein Heimspiel ohne eigene Fankurve.

Bild: Philipp Schmidli (Luzern, 1. 2. 2020)