Hinweise auf eine Verwicklung des verfeindeten Nachbarlands Nordkorea in die Situation gab es nicht. 

Zugleich ist die Lage auf der Koreanischen Halbinsel so angespannt wie seit Jahrzehnten nicht. Nordkorea baute in den vergangenen zwei Jahren seine Raketentests deutlich aus und verschärfte seine Rhetorik gegen die USA und Südkorea.

Formal im Kriegsrecht befindet sich Südkorea bereits seit 1950, als der dreijährige Koreakrieg mit dem verfeindeten Einparteienstaat Nordkorea ausbrach, in dem Millionen Menschen starben. Dieser erste Stellvertreterkonflikt des Kalten Kriegs – an der Seite Südkoreas kämpften von den USA angeführte UN-Truppen, Nordkorea wurde von China und der Sowjetunion unterstützt – mündete nur in einen Waffenstillstand. 

Seither hat es zwischen Nord- und Südkorea immer wieder Phasen der Annäherung gegeben, zuletzt um das Jahr 2018. Als dann der damalige US-Präsident Donald Trump in Verhandlungen mit Nordkoreas Diktator Kim Jong Un keine Ergebnisse erzielen konnte, was eine mögliche nukleare Abrüstung Nordkoreas anging, froren die Beziehungen wieder ein.

Mit dem neuerlichen Angriff Russlands auf die Ukraine seit Februar 2022 verschärften sich auch die Auseinandersetzungen auf der koreanischen Halbinsel erneut. Nordkoreas Diktator Kim Jong Un näherte sich diplomatisch zu Russlands Präsident Wladimir Putin an, da nun auch Russland durch harte internationale Sanktionen getroffen war. Seither haben die zwei Staaten einen Verteidigungspakt, Nordkorea unterstützt den Krieg in der Ukraine auf der Seite Russlands. Zuletzt schickte Nordkorea Tausende Soldaten nach Russland, die unter anderem bei der Rückeroberung der Region Kursk im Einsatz sind.

Südkorea wiederum unterstützt die Ukraine, bisher allerdings nur auf humanitäre Weise. Yoon hat zuletzt aber laut darüber nachgedacht, auch Waffen in die Ukraine zu schicken, woraufhin Putin damit drohte, Nordkorea aufzurüsten. Zudem hat Nordkoreas Diktator Kim vor Kurzem Nordkoreas Verfassung dahingehend ändern lassen, dass Südkorea darin als “feindseliger Staat” bezeichnet wird. Seinem Militär gegenüber hat Kim erklärt, man müsse sich auf einen Krieg vorbereiten.

In Südkorea wiederum macht die liberale Opposition auch die konfrontative Politik von Yoon Suk Yeol dafür verantwortlich, dass die Bedrohungslage ernster geworden ist. Denn auch Yoon hat dem Norden mit Krieg gedroht. Die Idee einer Unterstützung der Ukraine mit Waffen ist zudem unpopulär im Land. “Dies liegt einfach daran, dass man sich aus dem Konflikt heraushalten will”, sagt Moon Chung In, Professor an der Yonsei-Universität und ehemaliger Berater des liberalen Ex-Präsidenten Moon Jae In. “Dies hat nichts damit zu tun, dass irgendwer an der Seite Nordkoreas stehen würde.” Dies allerdings insinuiert Präsident Yoon Suk Yeol, wenn er sagt, er müsse pronordkoreanische Kräfte auslöschen.