Die wirtschaftliche Lage Deutschlands erfordert ein grundlegendes Umsteuern. Aber mit seinem Auftritt bei „Maischberger“ weckt Friedrich Merz Zweifel daran, ob er wirklich dazu bereit ist. Vor allem der Angriff auf Christian Lindner wirft Fragen auf.

Deutschlands Wirtschaftsdaten sind verheerend, die Schlüsselindustrien Auto und Bau stehen vor beispiellosen Krisen und rauben dem ausufernden Sozialstaat absehbar die ökonomische Basis. Und im überschuldeten Frankreich droht sich eine neue Euro-Krise den Weg zu bahnen.

Das ist nur eine Auswahl der wirtschaftlichen Herausforderungen, vor denen eine neue deutsche Regierung stehen wird. Klar ist heute schon: Die Antwort darauf kann keine Wirtschaftspolitik sein, die im Staat den besseren Unternehmer sieht und die nicht bereit ist, bei den Ausgaben Prioritäten zu setzen.

Vor diesem Hintergrund lässt der Auftritt von Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz im TV-Talk bei „Maischberger“ Zweifel aufkommen, ob er den Ernst der Lage erkannt hat. Sein Lavieren bei der Frage nach einer Koalition mit den Grünen und Robert Habeck als Wirtschaftsminister nährt den Verdacht, es gehe Merz vor allem um seinen Einzug ins Kanzleramt.

Zwar ist es nur logisch, dass das Hochziehen von Brandmauern einen sorgsamen Umgang mit den verbleibenden Optionen erfordert. Was aber hat ihn ohne Not zum Angriff auf FDP-Chef Lindner getrieben? „Ich bin entsetzt gewesen“, sagte Merz über die Sympathien Lindners für den argentinischen Präsidenten Javier Milei.

Selbst der britische „Economist“, kein Organ rechter Agitation, bescheinigt Milei, „aus der Tradition des wahren Glaubens an offene Märkte und individuelle Freiheit“ zu kommen. Es stimmt zwar: Ob seine Rezepte langfristig tragen, wird sich erst noch zeigen müssen.

Keine Kettensäge für Deutschland

Lindner aber will Milei ja nicht einfliegen und ihn mit der Kettensäge durch Deutschland schicken. Der Argentinier ist vielmehr zur Chiffre geworden für eine grundlegende Reform des verkrusteten und ineffizient gewordenen Staatsapparates.

Das in Abrede zu stellen und zugleich Grünen und SPD zu signalisieren, es könne ewig so weitergehen wie bisher, ist fatal. Die einzig realistische Chance für einen echten Politikwechsel in Deutschland wäre Schwarz-Gelb. Friedrich Merz setzt diese aufs Spiel.