Medien berichten über den Spitznamen “Dr. Google”. Ist Taleb A. wirklich Arzt?
Berichte seit Sonntagabend haben daran zumindest Zweifel genährt, die die zuständigen Behörden am Montag allerdings zurückgewiesen haben. Beschäftigte im Maßregelvollzug hätten Taleb A. gemeinhin “Dr. Google” genannt, schreibt die Mitteldeutsche Zeitung – weil der Mann “vor jeder gestellten Diagnose im Internet nachgucken musste”, wie ein Mitarbeiter im Gespräch mit der MZ sagte. Seine Visiten soll Taleb A. demnach grundsätzlich allein gemacht haben. Es habe Patienten gegeben, die sich geweigert hätten, von ihm behandelt zu werden. Die Klinikleitung in Bernburg wies die Vorwürfe am Montag auf MDR-Anfrage zurück: Ihr seien solche Beschwerden nicht bekannt. Die Personalakte von Taleb A. gebe auch keinen Anlass, an seiner Qualifikation zu zweifeln. Sie sei inzwischen den Ermittlern übergeben worden.
Ähnlich äußerte sich die Landesärztekammer: Sie teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, an sie seien keine Beschwerden oder Meldungen über den Arzt herangetragen worden. Facharzturkunde und Approbationsurkunde seien ihr vorgelegt worden, als Taleb A. Mitglied der Ärztekammer in Sachsen-Anhalt geworden sei.
Das Sozialministerium von Sachsen-Anhalt, das als Aufsichtsbehörde für die Salus-Klinik in Bernburg zuständig ist, teilte MDR SACHSEN-ANHALT mit, es bestanden keine Zweifel an der ärztlichen Qualifikation von Taleb A. So wurde laut Ministerium im Einstellungsprozess geprüft, ob der Mann anerkannter Facharzt ist und über eine ärztliche Zulassung verfügt.
Taleb A. soll schon länger gedroht haben. Was ist darüber bekannt?
Der mutmaßliche Attentäter soll bereits 2013 mit einer terroristischen Tat gedroht haben. Wie das Innenministerium Mecklenburg-Vorpommerns am Wochenende mitteilte, gab es damals einen Streit mit der Ärztekammer des Landes während seiner Facharztausbildung. Es ging um die Anerkennung von Prüfungsleistungen. Taleb A. hatte demnach der Ärztekammer telefonisch mit Handlungen gedroht, die “international Aufsehen erregen” würden, und verwies auf den Anschlag beim Boston-Marathon, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen. Nach der Drohung hatten Ermittler den Angaben zufolge seine Wohnung durchsucht und elektronische Geräte überprüft. Hinweise auf eine konkrete Anschlagsvorbereitung fanden sie aber nicht.