OÖ/LINZ. Das AMS OÖ legt im Arbeitsprogramm 2025 vor allem auf Jugendliche und junge Erwachsene sowie Langzeitarbeitslosigkeit den Fokus. Allerdings kämpft das Arbeitsmarktservice aktuell nicht nur mit steigender Arbeitslosigkeit, sondern auch mit gekürztem Budget.

„Wir kommen gerade aus zwei Jahren Rezession, vor allem spürbar in der produzierenden Industrie. Und die Herausforderungen werden 2025 nicht weniger. Wir gehen nur von einem sehr, sehr geringen Wachstum aus. Das, was prognostiziert wird, reicht nicht aus, um die Arbeitslosigkeit zu senken, eher gibt es noch einen Anstieg“, so AMS OÖ-Landesgeschäftsführerin Iris Schmidt bei einer Pressekonferenz zum AMS-Jahresprogramm am Mittwoch in Linz.

Auch wenn sich das Industriebundesland Oberösterreich „relativ gut“ geschlagen habe – im Jahresschnitt 2024 lag die Arbeitslosenquote bei 4,9 Prozent (Österreich-Schnitt 7,0 Prozent, Platz drei im Bundesländerranking), sei die Entwicklung ungünstig. Spürbar ist das schon bei den Jänner-Zahlen 2025, OÖ liegt hier bei einer Arbeitslosenquote von 6,8 Prozent.

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Vor allem der produzierende Sektor leide weiterhin stark. „Seit Dezember merken wir zudem auch im Handel vermehrt Freistellungen, unabhängig von Insolvenzen, aber weil zum Beispiel Filialen verkleinert werden. Das bewirkt vor allem einen Anstieg der Frauenarbeitslosigkeit.“

Besonders besorgniserregend sei, dass Menschen aller Qualifikationsniveaus aktuell betroffen sind und auch die Langzeitarbeitslosigkeit zunehme.

Regionen Braunau und Steyr besonders betroffen

Andererseits gibt es in einigen Branchen weiter Fachkräftemangel: In Oberösterreich kommen aktuell 3,9 Arbeitssuchende auf eine offene Stelle im produzierenden Sektor, im Bereich Gesundheit hingegen „kann man es sich aussuchen“, nennt sie ein Beispiel.

Besonders herausfordernd ist die Lage im Bezirk Braunau und in Steyr. Im Bezirk Braunau kommen im produzierenden Sektor 6,2 Arbeitssuchende auf eine offene Stelle, in Steyr sind es 6,5 Suchenden pro Stelle.

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In den Regionen ist die Lage dabei unterschiedlich, Rohrbach etwa ist aktuell Vorzeigebezirk in Oberösterreich (siehe auch Grafik in der Bildergalerie).

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„Dazu kommt andererseits wieder die demografische Entwicklung – wir werden Fachkräfte brauchen“. Daher gelte es jetzt die Situation zu nutzen, und bestmöglich zu qualifizieren. Besonders hinschauen müsse man auch bei der Auswirkung von Teilzeitarbeit auf die Pension, so die AMS-Chefin. Das AMS hat im Arbeitsprogramm 2025 auch das definierte Ziel, dem Teilzeittrend durch ausführliche Beratung und Sensibilisierung entgegenzutreten. „Wahlfreiheit hat natürlich jeder Mensch, aber jeder soll wissen, was es bedeutet.“

Schwerpunkte 2025

Im Arbeitsprogramm 2025 legt das AMS OÖ gezielte Schwerpunkte zur Verhinderung von Jugendarbeitslosigkeit und zur Stabilisierung von Langzeitbeschäftigungslosigkeit. Bei letzterem wird unter anderem das Programm der Gemeindenahen Beschäftigung wieder verstärkt genutzt werden, so Schmidt.

Generell gibt es mit der „Early Invention“ bereits ab dem ersten Tag der Arbeitslosigkeit ein Angebot in Form einer offenen Stelle oder eines Beratungs- und Betreuungsangebots, ergänzt der stellvertretende AMS-Landesgeschäftsführer Markus Litzlbauer.

Der Fokus bei den Ausbildungsangeboten liegt laut ihm auf Digitalisierung, Umwelt und Nachhaltigkeit, Pflege sowie der unternehmensnahen Qualifizierung, darunter der Lehre für Über-18-Jährige. Für die Gruppe der Langzeitbeschäftigungslosen würden umfassende Wiedereingliederungspläne entwickelt, die neben beruflicher Qualifikation auch psychosoziale Unterstützung enthalten.

Neue Technologien in der Beratung und Vermittlung werden verfolgt, auf kompetenzbasierte Vermittlung gesetzt. Im Rahmen der Initiative „upperWORK“ arbeitet das AMS zudem engt mit dem Land OÖ, den Sozialpartnern, Unternehmen und Bildungsträgern und weiteren sozialen und wirtschaftlichen Akteuren zusammen, um Qualifizierungsmaßnahmen gezielter umsetzen zu kommen.

Gekürztes Budget

Das AMS steht aber auch vor der Aufgabe, mit gekürztem Budget auszukommen, startet mit einem Übergangsbudget von 157,4 Millionen Euro ins neue Jahr (nach 160,9 Millionen Euro im Vorjahr). Besonders „schmerzhaft“ wird diese Kürzung, wenn die Teuerungsrate und die gestiegenen Arbeitslosenzahlen eingerechnet werden, so die AMS-Chefin. „Das bedeutet eine Kürzung über alle Angebote, besonders herausfordernd in der aktuellen Situation.“

Stimmenthaltung bei ÖGB und Arbeiterkammer

Deutlichere Worte findet Daniel Mühlböck vom ÖGB Oberösterreich – Mitglied im AMS-Landesdirektorium. „Es braucht jetzt staatliches Handeln mehr denn je, aber wir haben Budgetkürzungen, und 2026 dürften diese weitergehen. Mehr Budget und mehr Personal sind nötig, gerade in den stark betroffenen Regionen.“ Um ein Zeichen in Richtung Bund zu setzen, haben sich ÖGB und Arbeiterkammer bei der Abstimmung über das Arbeitsprogramm 2025 im Landesdirektorium der Stimme enthalten.

Der Appell Mühlböcks an die künftige Bundesregierung: „Ausmerzen, was in der Vergangenheit versäumt wurde – wann, wenn nicht jetzt, gehört in die Arbeitsmarktpolitik investiert.“

„Standortpolitisches Rettungspaket nötig“

Angesichts der Budgetsituation müsse mit Effizienz und flexibel rangegangen werden, die Handlungsfähigkeit sei aber gewährleistet, so Thomas Buchegger von der Industriellenvereinigung OÖ, Mitglied des AMS-Landesdirektoriums. Aber: „Österreich braucht dringende ein standortpolitisches Rettungspaket.“ Im ersten Halbjahr 2024 hätten viele Unternehmen darauf geschaut, ihre Arbeitnehmer zu halten, auf Dauer sei das aber nicht möglich. Zudem stehe interne Kurzarbeit an der Tagesordnung – „ein Trend, der sich fortsetzen wird“, ist er überzeugt.

Er sieht zudem: „Der hohe Anteil an Personen ohne Berufsabschluss zeigt, dass eine Qualifizierungslücke besteht, die geschlossen werden muss“. Und: „Um ein Ausscheiden aus dem Erwerbsprozess und dem Arbeitsrhythmus gar nicht erst entstehen zu lassen, sind besonders betriebsnahe Schulungsformen zu forcieren.“

Unabhängig von der aktuellen Situation und vor dem Hintergrund des demografischen Wandels brauche es Anreize zur Arbeitsaufnahme, zur Erhöhung der Arbeitszeit bei Teilzeit und zur Leistung von Überstunden.