Bereits im Jahr 2021 holte er mit „Bad Luck Banging Or Loony Porn“ für Luxemburg den Goldenen Bären, den Hauptpreis der Berlinale, nun wurde er ein weiteres Mal bei den internationalen Filmfestspielen in Berlin ausgezeichnet: Radu Jude gewinnt mit seinem Drama „Kontinental ’25“ den Silbernen Bären für das beste Drehbuch.
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Der Film, der innerhalb von elf Tagen mit einem iPhone und mit mehreren Crewmitgliedern gedreht wurde, ist eine Koproduktion der Luxemburger Filmgesellschaft Paul Thiltges Distributions (PTD). „Kontinental ’25“ ist die dritte Zusammenarbeit zwischen dem rumänischen Regisseur und Drehbuchautor Radu Jude und dem Luxemburger Produzenten Paul Thiltges.
Ein Ausschnitt aus „Kontinental ’25“: Marius Panduru, Eszter Tompa, Vlad Semenescu und Dan Ursu (v.l.n.r.).Der Film entstand mit wenigen Mitteln und einem iPhone innerhalb von elf Tagen. Foto: Raluca Munteanu
„Ich mache keine Filme, um Geld zu verdienen, aber ich bin auch glücklich, wenn ich keins verliere“, betonte Thiltges kürzlich in einem Interview mit dem „Luxemburger Wort“. Nicht das Geld, sondern „die Geschichte und der soziale Impact“ stehen an erster Stelle.
Der gesellschaftliche Umgang mit Obdachlosigkeit steht im Fokus von Radu Judes „Kontinental ’25“ – ein Film, der eine Mischung aus Drama und Komödie ist. Paul Thiltges beschreibt Jude als einen „Regisseur, der gerne provoziert und versucht, die Leute vor den Kopf zu stoßen, um ihnen die Augen zu öffnen.“
„Kontinental ’25“ wird ebenfalls beim diesjährigen LuxFilmFest im Wettbewerb zu sehen sein.
Der argentinische Regisseur Rodrigo Moreno, der Mitglied der diesjährigen internationalen Jury ist, überreicht Radu Jude den Silbernen Bären. Foto: AFP
Radu Jude bei seiner Dankesrede bei der Preisverleihung der 75. Berlinale. Foto: AFP


Norwegischer Film mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet
Das Großherzogtum war bei der diesjährigen Berlinale mit insgesamt sechs Koproduktionen vertreten. Vier davon liefen im Hauptwettbewerb. Auch die Luxemburger Schauspielerin Vicky Krieps war in einem der Wettbewerbsbeiträge zu sehen: „Hot Milk“ von Rebecca Lenkiewicz.
Bis auf Radu Judes „Kontinental ’25“ konnte bedauerlicherweise kein von Luxemburg koproduzierter Film die internationale Jury vollends überzeugen. Diese setzte sich in diesem Jahr aus dem Jurypräsident Todd Haynes, Nabil Ayouch, Fan Bingbing, Bina Daigeler, Rodrigo Moreno, Amy Nicholson und Maria Schrader zusammen.
Die australische Schauspielerin Rose Byrne wurde für ihre schauspielerische Leistung in „If I Had Legs I’d Kick You“ mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet. In dem Film, ein Drama von Mary Bronstein, spielt sie eine Mutter, die kurz vor einem Nervenbruch steht und mit ihrer Lebenssituation komplett überfordert ist.
Alle Preise des Hauptwettbewerbs im Überblick
Goldener Bär für den besten Film: „Drømmer“ von Dag Johan Haugerud
Silberner Bär Großer Preis der Jury: „O último azul“ von Gabriel Mascaro
Silberner Bär Preis der Jury: „El mensaje“ von Iván Fund
Silberner Bär für die beste Regie: Huo Meng für „Sheng xi zhi di“
Silberner Bär für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle: Rose Byrne in „If I Had Legs I’d Kick You“
Silberner Bär für die beste Schauspielerische Leistung in einer Nebenrolle: Andrew Scott in „Blue Moon“
Silberner Bär für das beste Drehbuch: Radu Jude für „Kontinental ’25“
Silberner Bär für eine herausragende künstlerische Leistung: das kreative Ensemble von „La Tour de Glace“
Der Silberne Bär für die beste Regie ging an den chinesischen Regisseur Huo Meng für „Sheng xi zhi di“. Letztlich begeisterte der norwegische Film „Drømmer“ von Dag Johan Haugerud die Jury. Der Coming-of-Age-Film, der von einer jungen Frau erzählt, die sich in ihre Lehrerin verliebt, wurde mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet.
Der norwegische Produzent Hege Hauff Hvattumon posierte mit dem Goldenen Bären für dem Berlinale Palast. Der von ihm produzierte Coming-of-Age-Film „Drømmer“ in der Regie von Dag Johan Haugerud wurde mit dem Hauptpreis des Berlinale-Wettbewerbs ausgezeichnet. Foto: AFP
Désirée Nosbusch leitete durch den Abend
Weitere Preise wie der Preis für das beste Spielfilmdebüt, das an „El Diablo Fuma“ von Ernesto Martínez Bucio ging, der Gläserne Bär für den besten Film, mit dem „Maya, donne-moi un titre“ von Michel Gondry ausgezeichnet wurde sowie die Teddy Awards wurden in den letzten Tagen bei der Berlinale verliehen.
Die Preisgala der 75. Berlinale wurde am Samstagabend von Désirée Nosbusch moderiert. „Ein Festival endet nie mit der letzten Filmvorführung oder der Preisverleihung“, meinte die Luxemburger Schauspielerin, Produzentin, Regisseurin und Moderatorin. Vielmehr würden den Zuschauenden die aussagekräftigen Filme auch später noch im Kopf herumschwirren und sie würden diese weiter reflektieren.
Die Luxemburgerin Désirée Nosbusch moderierte die Abschlussgala der diesjährigen Berlinale. Foto: AFP
Zudem erinnerte Nosbusch gleich zu Beginn der Preisverleihung an das Opfer des antisemitisch motivierten Angriffs am Holocaust-Mahnmal in Berlin. Hier wurde am Freitag auf einen 30-jährigen spanischen Touristen eingestochen. Der mutmaßliche Angreifer wurde festgenommen.